Lesetipp: Die neuen Rechten in Europa

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Neu erschienen ist der stark erweiterte Band zur Tagung: »Die neuen Rechten in Europa zwischen Neoliberalismus und Sozialrassismus« am 1. November 2011 in Mainz-Kastel.

Peter Bathke / Anke Hoffstadt (Hrsg.)
Die neuen Rechten in Europa
Zwischen Neoliberalismus und Rassismus

2013 Papyrossa-Verlag, Köln
362 Seiten, 18 EUR

 

Inhalt

Vorwort

1. Neoliberalismus als Ausgangspunkt für rechten Populismus und die extreme Rechte

Christina Kaindl
Neoliberalismus und Rechtsextremismus im Wandel

Katrin Reimer
Über ideologische Bearbeitungsweisen der sozialen Frage im neoliberalen Projekt

Herbert Schui
Die Wirtschaftskrise und die Legitimation des Neoliberalismus

Werner Seppmann
Dynamik der Entzivilisierung
Über die Gewalt, die aus den gesellschaftlichen Funktionsprinzipien resultiert

Claudia Haydt
Sozialabbau nach innen und Militarisierung nach außen: Kanonenfutter für neue Kriege?

2. Aufhaltsamer Aufstieg der neuen Rechten?

Sven Schönfelder
Europäischer Rechtspopulismus

Themen und Strategien

Gerd Wiegel
Rechtsverschiebung in Europa

Sergio Muzzupappa
Die Genese des Berlusconismus

Karin Priester
Das Phänomen des Berlusconismus

Arjan Vliegenthart / Hans van Heijningen
Niederlande: Das Phänomen Wilders verstehen

Alexander Häusler
Antimuslimischer Rechtspopulismus – ein Markenzeichen der modernisierten extremen Rechten in Europa

Kerstin Köditz
Der vormundschaftliche Staat – Version 2.0
Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß…

Alban Werner / Richard Gebhardt
Bedingt abkehrbereit
Warum es in der Bundesrepublik (noch) keine erfolgreiche rechtspopulistische Partei gibt

3. Ideologische Dimensionen der neuen Rechten

Christoph Butterwegge
Sarrazynismus
Eine Katastrophe für die politische Kultur der Bundesrepublik und eine Gefahr für die Demokratie

Michael Zander
Gespielte Ohnmacht
Das politische Programm des Thilo Sarrazin

Fabian Virchow
Massenmedialer Rassismus und Rechtspopulismus

Helmut Kellershohn
Auf dem Weg zum Bürgerkrieg?
Jungkonservative Medien nach den Anschlägen in Norwegen

Koray Yilmaz-Günay
Sexuelle Selbstbestimmung als Topos im antimuslimischen Rassismus

Manuela Schon
Der Moslem war’s! Ein kritischer Rückblick auf die Medienberichterstattung zu Oslo 2011

4. Humanistische Alternativen

Ulrich Maurer
Antwort der Linken auf rechten Extremismus und Terrorismus

Andrej Hunko
Mögliche Gegenstrategien der humanistischen Gesellschaft

Thomas Wagner
Mogelpackung direkte Demokratie
Die Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung im rechtspopulistischen Machtkalkül

Maike Zimmermann
bis der Aufmarsch Geschichte ist
Der Erfolg von Dresden baut auf einer längeren Entwicklung auf. Die Geschichte ist jedoch noch nicht zu Ende

Florian Wilde
Radikale Alternativen zu Neoliberalismus und neuen Rechten

Podiumsgespräch
»Gegenstrategien linker und demokratischer Kräfte«
Zum Abschluss der Tagung: »Die neuen Rechten in Europa zwischen Neoliberalismus und Sozialrassismus« am 1. November 2011 in Mainz-Kastel

Autorinnen und Autoren

Abkürzungsverzeichnis

 

 

Netzfundstück: Dirk Niebel

In der Online-Ausgabe der WAZ lesen wir: FDP-Minister Dirk Niebel fordert Wahlrecht für Kinder. (3.1.2013)

Für praktikabel hält es der FDP-Minister, wenn Eltern das Wahlrecht ihrer Kinder treuhänderisch wahrnehmen würden.

Es ist immer wieder beunruhigend, wenn Vertreter der Eliten, wie der amtierende Minister Niebel oder der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof, antidemokratische Rezepte von vorvorgestern als „Reformprojekt“ für die Zukunft präsentieren.

Helmut Kellershohn schrieb bereits im vorletzten DISS-Journal über das Original, das heute plagiiert wird: die Konzepte für eine „Staatsumbau“, die in der Spätphase der Weimarer Republik von jungkonservativen Eliten entwickelt wurden. Lesen Sie den Artikel im DISS-Journal 23: Demokratie als Baustelle.

Auf seinem Blog Amore e rabbia kommentierte auch Helmut Loeven den Vorstoß von Dirk Niebel. Sein satirisches Statement trägt die Überschrift Parlament: arisch.

 

 

Lesetipp: Stacheldrahtsprache

Im Stuttgarter ibidem-Verlag erschien Ende 2012 die mit 685 Seiten sehr umfangreiche Untersuchung von Katrin Huck zu extrem rechter Sprache im Internet.

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Katrin Huck
Stacheldrahtsprache
Sprachliche Grenzziehungen der extremen Rechten im Internet
Stuttgart (Ibidem-Verlag) 2012, 685 Seiten, 59,90 EUR

Im Vorwort schreibt die Autorin u.a.:

 […] Als „Stacheldrahtsprache“ verstehe ich demgegenüber eine Sprache, die sich einer Öffnung gegenüber dem Anderen verweigert. Eine Sprache, die die Ver­flochtenheit mit dem Anderen leugnet, die sich dem „Doppelgängertum“, wel­ches das Sein als Mit-Sein impliziert, verwehrt. Eine solche Sprache zeichnet sich durch sprachliche Grenzziehung aus. Sie transportiert Appelle des Aus­schlusses des Anderen, bis hin zu Appellen der Vertreibung und dem offenen Aufruf zum Mord. Sie lässt dem Anderen keine Gerechtigkeit widerfahren. Er bleibt in ihren Diskursen stimmlos. Über ihn wird lediglich geredet. Die Distanz zu ihm wird erst sprachlich konstruiert, dann penibel gewahrt. Eine Distanz, die lediglich von sprachlicher Gewalt durchbrochen wird, die den bereits ins Außen gedrängten Anderen erneut angreift und erniedrigt.
Stacheldrahtsprache konstruiert und reproduziert immer einen Innen- und einen Außenbereich. Sie weist Menschen Plätze zu, wobei die einen dem exklusiven, zum Bereich des Erhabenen und als Ort der Reinheit stilisierten, Innern sprach­lich zugeordnet werden, die anderen jedoch auf einen Nicht-Ort im Außen ver­wiesen werden. Um ihrer sprachlichen Gewalt gegen jene Verwiesenen Legiti­mation zu verleihen, ist ein Selbstbild zwischen Opfer und Elite bezeichnend für die Stacheldrahtsprache. Die konstruierte Wir-Gruppe wird als Kollektiv aufge­wertet, während gleichzeitig die Opfer der verübten sprachlichen Gewalt durch Handlungsprojektion zu Tätern und Angreifern stilisiert werden. Die Verwen­dung von Kampfwortschatz ist daher eines der zentralen Charakteristika der Sta­cheldrahtsprache, deren Sprecher sich durch Freund-Feind-Denken auszeichnen.

[…]

Die vorliegende Untersuchung folgt in Ansatz und Anspruch der Kritischen Diskursanalyse Duisburger Prägung. Diese will explizit gesellschaftliche Miss­stände aufzeigen und aktiv auf das gesellschaftliche Zusammenleben einwirken. Ebenso versteht sich diese Arbeit als sprachwissenschaftliche Analyse der Ver­fahren der Ausgrenzung und Appellen der Vertreibung des extrem rechten Dis­kurses und zielt darauf, deren sprachlichen Entwurf einer sozialen Ordnung auf ethisch-moralische Mängel zu hinterfragen.
Um aufzuzeigen, wie die extrem rechte Diskursstrategie das Internet eingliedert und für sich nutzt, müssen Untersuchungsverfahren der Kritischen Diskursana­lyse Duisburger Prägung vom Off- auf den Onlinebereich übertragen werden. […]