DISS-Journal Sonderausgabe Antisemitismusforschung erschienen

Die Sonderausgabe 1 der Institutszeitschrift des DISS ist erschienen und kostenlos als PDF abrufbar.

Es handelt sich um eine Sonderausgabe zum Thema Antisemitismusforschung und enthält einen Text von DISS-Mitarbeiter Jobst Paul in deutscher und in englischer Sprache.

 

Jobst Paul:
Bedingt abwehrbereit.
Antisemitismusforschung zwischen Formelkompromissen und der Verstrickung in die christliche Schuldfrage.
Ein Protest.

In vielen Bereichen der Diskriminierung konnte in den vergangenen Jahren mehr Bewusstsein geschaffen werden, u.a. durch engagierte Forscherinnen und Forscher. Die antisemitische Radikalisierung der vergangenen Jahre wirft daher umgekehrt die Frage nach dem Stellenwert der (deutschen) Antisemitismus-Forschung auf. Der Artikel identifiziert methodische und ideologische Defizite. Zum Beispiel lässt die Fixierung weiter Teile der Forschung auf die Innenschau des Antisemitismus die Betroffenen unsichtbar bleiben. Die Geschichte der christlichen Diskreditierung des Judentums wird zwar oft formal angeführt, aber zugunsten fragwürdiger Rassismus-Thesen ausgeblendet. Da auf diese Weise die Schubkräfte des Antisemitismus unangetastet bleiben, wird ein entschiedener Perspektivwechsel eingefordert. Erst wenn die engagierten Lehrinhalte des Judentums, u.a. zu Gleichheit, zu Gerechtigkeit, zur Nächstensorge und zur Bildung, in den Mittelpunkt gerückt werden, wird das Ausmaß des christlichen Unrechts sichtbar, diese Inhalte aus Machtgründen zu diskreditieren, oder – wie bis heute im Fall der ‚Nächstenliebe‘ – sogar noch für sich zu reklamieren, um sie danach zu verwässern. Der Artikel versteht sich als Protest gegen eine Forschung, die die beschriebenen Schritte noch immer scheut und so letztlich den Antisemitismus lediglich verwaltet.

Jobst Paul:
Not fit for the fight.
Anti-Semitism research between superficial compromises ans entanglement in the question of Christian guilt.
A Protest.

More awareness has been raised in many areas of discrimination in recent years, not least by dedicated researchers. The anti-Semitic radicalization of the past few years therefore raises the question of the role of (German) anti-Semitism research. The article identifies methodological and ideological deficits. For example, the fixation of research on the ‘inside view’ of anti-Semitism leaves those affected by anti-Semitism invisible. The history of the Christian discrediting of Judaism is often hinted at formally, but is then dropped in favour of questionable racism theses. As this leaves the thrust of anti-Semitism untouched, a decisive change in perspective is called for. Only when the social ethical teachings of Judaism, concerning (a. o.) equality, justice, charity and education, are put into focus the nature of Christian injustice becomes visible, namely to discredit these teachings for reasons of power, or – as has been the case in the case of ‘charity’ – even to occupy and then dilute it. The article considers itself to be a protest against a research that still shies away from the steps described and thus ultimately is just sitting out anti-Semitism.

DISS-Journal 39 erschienen

Die Ausgabe 39 unserer Institutszeitschrift DISS-Journal ist erschienen und kann kostenlos als PDF-Datei abgerufen werden.

 

 

 

DISS-Journal 39, Juni 2020

Das neue DISS-Journal wartet mit zwei Überraschungen auf. Es ist umfangreicher als gewohnt und auch das Outfit ist neu gestaltet. Wir haben mit vereinten Kräften versucht, die Zeit des Home-Office produktiv zu nutzen. Damit sind wir beim Thema. Am Corona-Virus kommt keiner vorbei …

Manche sprechen von dem Virus als von einem Schwarzen Schwan, einem seltenen und höchst unwahrscheinlichen Ereignis. Das ist Covid-19 genauso wenig wie ein „externer Schock“, der gewissermaßen wie ein Blitz aus heiterem Himmel in die gesellschaftlichen Prozesse fährt. Betrachten wir die zoonotische Pandemie doch eher als einen Indikator für die zunehmende Rückwirkung kapitalistisch geprägter Produktions- und Lebensweisen weltweit auf die äußere wie innere Natur. Sie enthüllt zudem bereits bestehende systemische Antagonismen, die nun bei der Bearbeitung der „Corona-Krise“ in sozialer, ökonomischer und politischer Hinsicht zutage treten. Und schließlich: Die Krise wird möglicherweise die Antagonismen und bestehende Krisentendenzen weiter verstärken und zugleich die Prozesse beschleunigen, mit deren Hilfe sich die ökonomischen und politischen Eliten die Lösung erhoffen (z.B. Digitalisierung).

Das vorliegende DISS-Journal thematisiert zwei Aspekte der „Corona-Krise“: zum einen die geplante Einführung der „Corona-Warn-App“ in Deutschland, die umstritten ist (z.B. fordern die GRÜNEN und die LINKE eine gesetzliche Grundlage) und hier in einem prononcierten Artikel kritisiert wird; zum anderen die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit ihren problematischen Auswirkungen. Zwei weitere Artikel lenken die Aufmerksamkeit auf das brisante Thema der Migration, das in den Zeiten von Corona in den Hintergrund gedrängt wurde. Wie immer richtet das DISS-Journal auch den Blick nach rechts. Zwei kleinere diskursanalytische Studien runden dieses Heft ab, und last not least empfehlen wir die Lektüre des Rezensionsteils. Ein Wunsch zum Schluss: Bleiben Sie gesund. (H.K.).

 

Inhalt

Die „freiwillige“ Corona-App
vom Autor*innen-Kollektiv capulcu

„We are Human! – I am not Animal!“
ANMERKUNGEN ZU GRENZE UND MIGRATION IM KONTEXT DES KLIMAWANDELS
von Thomas Müller

Im Zweifel restriktiv
DER MIGRATIONS- UND FLUCHTDISKURS DER FAZ IM JUNI UND JULI 2019
von Fabian Marx

Mediale (Ent-)Politisierung?
ERGEBNISSE EINER KRITISCHEN DISKURSANALYSE ZUR DARSTELLUNG DER MOTIVATION ZWEIER GEWALTTATEN ANFANG 2019 IN PRINTMEDIEN
von Laura Schäfers

Die Wirkmächtigkeit von Diskursen
WIE DER AUSHANDLUNGSPROZESS UM DIE (IL)LEGITIMITÄT EINES KUNSTWERKS EINEN STADTTEIL VERÄNDERT
von Junus el-Naggar, Araththy Logeswaran und Deniz Greschner

Weniger Arzt im künstlich intelligenten Gesundheitssystem
DIGITALISIERUNG MIT NEBENWIRKUNGEN
von Guido Arnold

Der »Kampf gegen das Auto«
zur »Deindustrialisierung Deutschlands« im Auftrag der »Wall Street«
von Tim Ackermann

„Atomwaffendivision“
RECHTSEXTREME TERRORORGANISATION WILL EINEN „RASSENKRIEG“ INITIIEREN UND DIE „NATÜRLICHE ORDNUNG“ HERSTELLEN
von Raimond Lüppken

Ruhrkampf 1920
von Mark Haarfeldt

Resilienz im Krisenkapitalismus
REZENSION VON WOLFGANG KASTRUP

Ein Gigant der Philosophie: Georg Wilhelm Friedrich Hegel
„DER PHILOSOPH DER FREIHEIT“
REZENSION VON WOLFGANG KASTRUP

Rechte Wörter – Von Abendland bis Zigeunerschnitzel
REZENSION VON LENARD SUERMANN

„Anständige Mädchen“ und „selbstbewusste Rebellinnen“
AKTUELLE SELBSTBILDER IDENTITÄRER FRAUEN
REZENSION VON LEROY BÖTHEL

Kaiser und Sultan. Zwischen Orient und Okzident
Eine Ausstellung des Badischen Landesmuseums
VON ANTON MAEGERLE

Der römische Coup der Verfassungsväter
REZENSION VON JOBST PAUL

Tierschutz und Judentum
REZENSION VON JOBST PAUL

Gerrymanders in Virginia
REZENSION VON JOBST PAUL

DISS-Journal 38 erschienen

Die neue Ausgabe unserer Institutszeitschrift DISS-Journal ist erschienen und kostenlos als PDF-Datei abrufbar.

Nach den Wahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen und unter Berücksichtigung der derzeitigen Wahlprognosen bezüglich Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt muss man feststellen, dass sich die AfD in Ostdeutschland als zweitstärkste Partei etabliert hat. Das gilt mit Einschränkung: Der Organisationsgrad der AfD ist relativ niedrig und der Anteil der Protestwähler vor allem aus dem Sektor der bisherigen Nichtwähler_innen recht groß. In Thüringen gaben laut Infratest dimap rund 50 Prozent der AfD-Wähler_innen an, dass sie die Partei aus Überzeugung gewählt hätten, was die FAZ zu dem Schluss kommen lässt, dass „in diesen Kreisen ein mehr oder weniger geschlossenes rechtsextremes Weltbild zu vermuten“ sei (FAZ v. 29.10.2019, S. 8). Das ist beängstigend, zeigt aber, dass mit Blick auf die andere Hälfte der dort zu vermutenden Unzufriedenheit durchaus noch mit einer überzeugenden Politik begegnet werden kann, zumal die Linke in Thüringen gezeigt hat, dass auch sie in der Lage ist, Nichtwähler_innen für sich zu gewinnen. Sie hat aber auch Wechselwähler_innen von den anderen Parteien angezogen, am meisten sogar von der CDU. Das zeigt, dass ein konservativeres Auftreten, wie es durch Bodo Ramelow verkörpert wird, durchaus nicht von Schaden sein muss. [H.K.]

 

Inhalt:

Der „Flügel“ steht auf
Programmatische Vorstöße in Björn Höckes Kyffhäuserrede 2019
Stefan Rath

Der Verfall des Bildungssystems als Chiffre für den Untergang der Nation
Anmerkungen zur Bildungskritik von Josef Kraus
Kim Kemner

Fachwerkromantik aus Stahlbeton
Zum Architekturverständnis der Neuen Rechten am Beispiel der Zeitschrift CATO
Dirk Dieluweit

Neoliberalismus und rechtspopulistische Ideologie am Beispiel Alice Weidels
Markus Gante

Gemeinwohlorientierung
Das Dilemma der Kommunen am Beispiel von Mülheim an der Ruhr
Peter Höhmann

Fukuyama über Identitätspolitik:
Sehnsucht nach Anerkennung
Rezension von Wolfgang Kastrup

„Was ist Emanzipation?“
Zur Geschichte und Aktualität eines politischen Begriffs
Rezension von Wolfgang Kastrup

Die Gesellschaft des Zorns
Rezension von Dirk Diluweit

Kunst und Holocaust – als deutsches und angelsächsisches Thema
Rezensionen von Jobst Paul

Das kolonialistische Narrativ und die NS-Propaganda
Rezension von Jobst Paul

Fundstück: Wohnungsnot

DISS-Journal 37 erschienen

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Hegemoniekrise und autoritäre Entsprechungen

Der Neoliberalismus als Regulationsform des Kapitalismus befindet sich im Krisenmodus. Rechtspopulistische und nationalistische Parteien und Bewegungen fordern als Konsequenz autoritäre Antworten, nicht nur in der Flüchtlingspolitik. Die Wahlen zum Europaparlament haben gezeigt, dass ihre chauvinistischen Erklärungen der Krise bei vielen Menschen auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Gleichzeitig ist zu sehen, dass traditionelle Volksparteien große Teile ihrer Wählerbasis verloren, sie ihre Glaubwürdigkeit bei vielen Menschen eingebüßt haben. Der rechte und nationalistische Diskurs hat in den letzten Jahren immer mehr an Stärke gewonnen und Eingang in nationale wie europäische Institutionen gefunden. Krisen werden zunehmend autoritär bearbeitet, was sich u.a. gegenüber der griechischen Syriza-Regierung und der Bevölkerung gezeigt hat. Im Kampf gegen eine zunehmende Anzahl von Flüchtlingen in Europa, im Kampf gegen einen islamistischen Terror und gegen eine Weltsituation, die zunehmend unsicherer und viele Menschen ratloser macht, weil alte Gewissheiten nicht mehr vorhanden sind, betont das „Europäische Staatsapparate-Ensemble“ (Lukas Oberndorfer), dass Lösungen nicht national, wie es die rechtspopulistischen Parteien fordern, sondern nur auf europäischer Ebene erfolgreich sein können: europäisches Grenzregime, europäische Sicherheitspolitik, ja sogar der Aufbau einer europäischen Armee. Autoritäre Antworten, um der Krise zu begegnen. Allerdings gibt es dabei Konflikte und Kämpfe um die jeweiligen nationalen Beteiligungen und Finanzierungen. Während im Bereich der Ökonomie weitere Integrationen eher nicht erwünscht sind, werden sie im sozialen Bereich deutlich abgelehnt. Autokratische Potentaten, nicht nur in Europa, machen sich daran, demokratische Errungenschaften ab- und rechtsstaatliche Ordnungsstrukturen umzubauen. Dabei geht es auch um das Verhältnis von Demokratie und Kapitalismus.

 

Inhalt:

„An allem sind die Ausländer schuld…“
Rechtspopulistische Kontinuitäten und Brüche aktueller Fremdheitsbilder
Thomas Kunz

Das Europabild der AfD
Helmut Kellershohn

Mit Marx für die ‚Volksgemeinschaft‘?
Über das wundersame Interesse neurechter Vordenker an Marx
Helmut Kellershohn

Der Mueller-Report: Zwischen Ernüchterung, Entsetzen und Realpolitik
Jobst Paul

Warten auf die nächsten Seifenblasen –
Großbritannien vor der Europawahl
Robert Tonks

Menschenrechte und Humanität sind nicht verhandelbar:
„Ist der Geburtstag des Grundgesetzes Anlass zum Feiern?“
Heiko Kauffmann

Geschlechterverhältnis und Kapitalismus
Alex Demirovic‘ Plädoyer für ein klassenpolitisches Verständnis des multiplen Herrschaftszusammenhangs
Eine Rezension von Wolfgang Kastrup
(Demirovic, Alex 2018: Das Geschlechterverhältnis und der Kapitalismus. Plädoyer für ein klassenpolitisches Verständnis des multiplen Herrschaftszusammenhangs)

Ein gewählter Diktator
Eine Rezension von Jobst Paul
(Ryan Alford: Permanent State of Emergency: Unchecked Executive Power and the Demise of the Rule of Law)

Elitärer Populismus
Eine Rezension von Jobst Paul
(Nicole Hemmer: Messengers of the Right. Conservative Media and the Transformation of American Politics.)

Wie stoppt man Demagogen?
Oder: Ist Rhetorik für Demagogie verantwortlich?
Eine Rezension von Jobst Paul
(Patricia Roberts-Miller: Demagoguery and Democracy)

DISS-Kolloquium 2019
Entfremdung, Identität und Utopie

Der Mensch. Die Pflanze.
Das DISS auf der Bundesgartenschau 2019

DISS-Journal 36 erschienen

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Nach Chemnitz:

Die Ereignisse von Chemnitz sind ein Signal. Sie verweisen auf die spektren- und milieuübergreifende Mobilisierungsfähigkeit der rechtspopulistischen und extrem rechten Kräfte in diesem Lande. Sie demonstrierten den Schulterschluss zwischen ‚besorgten‘ Bürgern, Anhängern und Mitgliedern von AfD, NPD, den Republikanern, Neonazis aus der Kameradschaftszene, aus den Parteien „Die Rechte“ und „Der dritte Weg“, aus dem Kreis rechtsextremer Hooligans und der Rechtsrock- und Kampfsportszene sowie Pegida-Anhängern und Aktivisten der Identitären Bewegung. Und sie zeugten ein weiteres Mal von der Halbherzigkeit der staatlichen Organe, von der Polizeiführung bis hin zu Teilen der sächsischen Landesregierung, im Umgang mit extrem rechten Auftritten und Artikulationen.

 

 

Inhalt:

Nach Chemnitz: Gaulands Visionen
Von Helmut Kellershohn

Hütchenspiele der AfD im NRW-Landtag
Eine DISS-Arbeitsgruppe untersucht rhetorische Strategien von AfD-RednerInnen.
Von Jobst Paul

Anmerkungen zur Kulturpolitik der AfD
Von Sandra Schaffarczik

Humanitärer Schiffbruch
Mit der »Aquarius« ist das letzte zivile Rettungsschiff vom Mittelmeer verschwunden. Erleben wir das Ende der Seenotrettung?
Von Fabian Hillebrand

»…niemand soll es mitbekommen«
Die Abwesenheit von Rettern könnte für geringere Todeszahlen sorgen – in der Statistik
Von Fabian Hillebrand

Fünf Jahre nach Lampedusa: Liquidation der Seenotrettung
Von Heiko Kauffmann

Zur Bekämpfung des Antiziganismus heute
Bericht über eine Veranstaltungsreihe des DISS-Arbeitskreises Antiziganismus (Teil2)
Von Stefan Vennmann

Biografie und Werkentwicklung
Michael Heinrichs erster Band seiner Karl-Marx-Biografie
Eine Rezension von Wolfgang Kastrup

Eliten gefährden Demokratie
„Die Abgehobenen“ – ein neues Buch des Elitenforschers Michael Hartmann
Eine Rezension von Wolfgang Kastrup

Wie funktioniert das Soziale?
Eine Einführung in die Sozialphilosophie von Rahel Jaeggi und Robin Celikates
Eine Rezension von Wolfgang Kastrup

Der NS – ein Kulturbruch? Eine weiterhin bange Frage
Eine Rezension von Jobst Paul

Moralische Verletzung als moralische Macht
Eine Rezension von Jobst Paul

Terrorismus und Gehorsam
Eine Rezension von Jobst Paul

Normalismus und Antagonismus in der Postmoderne
Von Jürgen Link

Handlungsfähigkeit zurückgewinnen
Jobst Paul legt Leitfaden zur Analyse der Rhetorik der Herabsetzung vor

DISS-Journal 35 erschienen

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Stell dir vor, es ist Heimat und keiner kommt rein

Nur nicht nostalgisch werden! Ganz kurz könnte der Gedanke kommen: Was waren das für Zeiten, als die CSU-Granden noch mit „Laptop und Lederhose“ Wahlen gewinnen wollten – und nicht mit offen praktizierter Menschenfeindlichkeit.

Das wäre freilich eine romantisierende Zuschreibung. Bereits bei Strauß sollte ja rechts nur noch die Wand kommen, und Analysen zu Flucht und Asyl in den 1990er Jahren zeigten auch schon damals Zusammenhänge zwischen den Verschärfungen des Asylrechts, rassistischen Sagbarkeitsfeld- Erweiterungen sowie den Pogromen von Rostock, Mölln und Solingen.

Also alles nichts Neues? Sind Söders „Asyl-Tourismus“, Seehofers Geburtstagsfreude über Abschiebungen in Terror und Krieg, sind die Leichenberge im Mittelmeer, die durch die Kriminalisierung der Seenotrettung noch schneller wachsen, nur ein aktualisierter Ausdruck der gleichen Politik, die schon in den 1990ern die Unterkünfte brennen lies?

So einfach wollen wir es uns nicht machen. Stattdessen werfen wir u.a. einen genauen Blick auf die Kontinuitäten und Vorbilder für Alexander Dobrindts Forderung nach einer neuen „konservativen Revolution“, widmen uns den Strategien und Kämpfen in der AfD, beschäftigen uns mit den neuen deutschen Lager-Plänen und mit den Irrfahrten der zivilen Rettungsschiffe, die nicht nur bei uns ein Déjà-vu der Schande auslösen.

Die Redaktion

Inhalt:

Dobrindt, die Achtundsechziger und die neue „konservative Revolution“. Von Helmut Kellershohn.

Die Sozial- und wirtschaftspolitische Debatte innerhalb der AfD und der Neuen Rechten. Von Helmut Kellershohn.

Der Richtungsstreit innerhalb der AfD am Beispiel der Bundestagsdebatte um befristete Beschäftigung. Von Eddy Scholz.

„Den sozialistischen Auftrag übernehmen, den die Linke verraten hat“. Sozialpopulismus und völkischer ‚Antikapitalismus‘: Rechte Angriffe auf die Gewerkschaften bei der Betriebsratswahl 2018. Von Tim Ackermann.

AnkER-Zentren: „Normalfall“ Lager? Die Institutionalisierung der Abgrenzung. Von Sascha Schießl, Flüchtlingsrat Niedersachsen.

Ein Déjà-vu der Schande: Evian 1938 – Brüssel 2018. Von Heiko Kauffmann.

Zur Bekämpfung des Antiziganismus heute: Bericht über eine Veranstaltungsreihe des DISS-Arbeitskreises Antiziganismus (Teil1). Von Stefan Vennmann.

Antigenderismus und antimuslimischer Rassismus in rechten Diskursen. Von Matthias Hogrefe.

Diskursatlas Antifeminismus. Von Andreas Kemper.

Unsichere Lebenslagen, Unsicherheitsbewältigung und Einstellung zu den Zuwanderungen nach Deutschland. Von Peter Höhmann.

Totgesagte leben länger. Zum 200. Geburtstag von Karl Marx. Von Wolfgang Kastrup.

Stigmatisierung als flexible ökonomische Ressource. (Flora Cassen, Marking the Jews in Renaissance Italy). Rezension von Jobst Paul

Restriktion, Abwehr, Umschreiben: Kohls Angst vor der Geschichte. (Jacob S. Eder, Holocaust Angst) Rezension von Jobst Paul.

Die USA als carcereal state – oder: Rassismus als flexible diskursive Ressource.
(James Forman Jr., Locking Up Our Own). Rezension von Jobst Paul.

Christliche Männlichkeit und jüdische Erfahrung. (Sarah Imhoff, Masculinity and the Making of American Judaism) Rezension von Jobst Paul.

Öffentliche Debatten um Meinungsfreiheit und Medien in Deutschland. Anmerkungen zum kommenden DISS-Colloquium (23.-25.11.2018). Von Regina Wamper.

Neu: DISSLit

 

DISS-Journal 34 erschienen

Die Ausgabe 34 der Institutszeitschrift des DISS ist erschienen. Wie immer können Sie das DISS-Journal kostenlos als PDF-Datei herunterladen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Renaissance des Nationalismus

Die AfD sitzt mit 94 Abgeordneten im neu gewählten Bundestag. Ihre Fraktion ist die drittgrößte im Parlament. Frauke Petry ist aus der Partei ausgetreten und Björn Höcke soll rehabilitiert werden. Höcke und seine Weggefährten wollen eine neue völkische Bewegung, so das Urteil von Helmut Kellershohns Redeanalyse in dieser Ausgabe. Weitere Themen sind die menschenrechtswidrige Flüchtlingspolitik der EU und die damit einhergehenden katastrophalen Zustände in libyschen Flüchtlingslagern.

Mit Blick auf die inzwischen praktizierten Gedenkstättenbesuche für Geflüchtete kommentiert Burak Yilmaz die Fallstricke einer Ethnisierung der Erinnerungskultur und plädiert für einen Perspektivwechsel: Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Außerdem im DISS-Journal: Ein Stück Zeitgeschichte. Jobst Paul erinnert an Helmut Kohl und einen längst vergessenen Skandal.

 

Inhalt:

Kampf um die Intelligenz
Anmerkungen zum neurechten Magazin CATO
Von Helmut Kellershohn

Der „neue Führer“ spricht
Anmerkungen zur Dresdner Rede Björn Höckes
Von Helmut Kellershohn

Gedenkstättenfahrten als „Integrationshelfer“?
Von Burak Yilmaz

„Schande über Dich, Europa!“ – „Shame on you, Europe!“
Von Heiko Kauffmann

Entstehung der sozialen Marktwirtschaft – detailliert rekonstruiert
Eine Rezension von Anton Meier

Imperiale Lebensweise“
Eine Rezension von Wolfgang Kastrup

Business As Usual – Krise der kapitalistischen Produktionsweise
Eine Rezension von Wolfgang Kastrup

Rezensionen:
Sklavenhandel: Eine Fallstudie
Feministischer Anarchismus
Sind die Menschenrechte eurozentrisch?

In Memoriam Helmut Kohl
„…man muss doch die Dinge auf den Punkt bringen…“
Wie Helmut Kohl vor über 30 Jahren mit einem ‚Goebbels-Gorbatschow-Vergleich‘ (die falsche) Weltgeschichte machte.
Von Jobst Paul

Interkulturelle Weichspülung
Von Jobst Paul

 

DISS-Journal: Sonderdruck zur Seenotrettung Geflüchteter im Mittelmeer

Heiko Kauffmann schreibt im neu erschienenen Sonderdruck des DISS-Journals zu der jüngsten Entwicklung bei der Seenotrettung Geflüchteter im Mittelmeer. Er ist Mitbegründer und war langjähriger Sprecher von PRO ASYL sowie ehemaliger Inlandsreferent von terre des hommes. Er fördert und unterstützt SOS MEDITERRANEE seit Gründung der Initiative.

„Zehntausende von Flüchtlingen begaben sich nicht auf die Flucht oder ertranken im Mittelmeer, weil Schlepper ihr Leid ausnutzten und sich an ihrem Elend bereicherten; sie gerieten in Lebensgefahr oder ertranken, weil kein EU-Staat bereit war, sie legal einreisen zu lassen, sie aufzunehmen und sich ernsthaft und nachhaltig mit ihren Fluchtgründen auseinanderzusetzen. […]

Eurozentrismus und institutioneller europäischer Rassismus siegen über Menschlichkeit. In der Geringschätzung von Menschenleben, der billigenden Inkaufnahme des Todes von Flüchtlingen, manifestiert und offenbart sich die politische und moralische Signatur Europas im frühen 21. Jahrhundert.“

Lesen Sie den vollständigen Beitrag von Heiko Kauffmann im Sonderdruck des DISS-Journals September 2017, den Sie hier kostenlos als PDF-Datei abrufen können.

DISS-Journal 33 erschienen

Die Ausgabe 33 der Institutszeitschrift des DISS ist erschienen. Wie immer können Sie das DISS-Journal kostenlos als PDF-Datei herunterladen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Feiern! Trotz alledem!

Drei Jahrzehnte, ist das kurz oder lang? Seit 1987 forscht das DISS zu den Themen Rassismus und Einwanderung, zur extremen Rechten, zu Antisemitismus und Diskurstheorie. Mit dem Erscheinen dieses DISS-Journals feiern wir das 30-jährige Bestehen des Instituts.

Nach wie vor sind Analysen und Interventionen der kritischen Sozialforschung dringend notwendig. In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns deshalb mit der Normalisierung von Racial Profiling und mit dem kleiner gewordenen Sagbarkeitsfeld für die Kritik an Grundrechtsverletzungen. Außerdem geht es um die Geschichte der völkischen Bewegung und die Aktualität völkischer Diskurse. Weitere Themen sind das Narrativ vom „dummen Nazi“ und die wirkmächtige Sozialfigur des „kleinen Mannes“. Wir beleuchten, wie die NPD auf ihr Nicht-Verbot reagierte und wie Pegida und die populistische extreme Rechte in der FAZ verhandelt wurden.

 

Inhalt:

Autoritarismus im Namen der Frauenrechte
Die gesellschaftspolitischen Folgen der Silvester-Ereignisse
Von Isolde Aigner

„‚Nafris’ – wo ist das Problem?“
Oder: Der aktuelle Umgang mit ‚Racial Profiling’ als Indiz für eine Rechtsverschiebung des öffentlichen Diskurses
Von Thomas Kunz

Der „kleine Mann“ und sein großer Auftritt – mal wieder
Von Wolfgang Kastrup

Volk, völkisch, völkische Bewegung
Von Helmut Kellershohn

„… diese warme Badewanne, in der unser Volk ertrinkt“
Gespräche über die Dekadenz im Institut für Staatspolitik
Von Tobias Wallmeyer

„Stunde des Triumphs“ und „tödliche Weichenstellung“?
Das Nichtverbot der NPD aus Sicht der NPD
Von Martin Dietzsch

„Faschos sind doof“, die Nation ist normal!
Über ein altes und beliebtes Narrativ zur Erklärung von Rechtsextremismus
Von Robin Heun

Schnittstellen und Abgrenzungen
Zum Umgang der FAZ mit der populistischen extremen Rechten
Von Roisin Ludwig und Regina Wamper

Eine profunde Auseinandersetzung mit dem Rechtsruck in Deutschland
Eine Rezension von Michael Lausberg

Kontinuität des Antiziganismus aus verschiedenen Blickwinkeln
Eine Rezension von Alexandra Graevskaia

Englischsprachige Forschungsliteratur
Rezensionen von Jobst Paul

It‘s not over till it‘s over:
Wie Großbritannien sich am Brexit abarbeitet.
Robert Tonks, Vorsitzender der Deutsch-Britischen Gesellschaft Duisburg, im DISS-Interview.

30 Jahre DISS: Fotos

30 Jahre DISS – Glückwünsche und Begegnungen
Ulrich Brieler, Fabian Virchow, Thomas Kunz, Jürgen Link, Martin Edjabou, Xavi Giro

DISS-Journal 32 erschienen

diss-journal-32-titelDie Ausgabe 32 der Institutszeitschrift des DISS ist erschienen. Wie immer können Sie das DISS-Journal kostenlos als PDF-Datei herunterladen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie weit geht der Rechtsruck?

Im Schwerpunkt dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem politischen Rechtsruck in Deutschland, mit den Wahlerfolgen der AfD und dem Vokabular von Björn Höcke, welches Parallelen zum NS-Sprachgebrauch aufweist. Wir thematisieren, wie Pegida im medio-politischen Diskurs verhandelt wurde und welche Effekte die jeweiligen Deutungsmuster mit sich bringen. Auch richten wir den Blick nach Frankreich und Schweden.

Auf dem Weg zur drittstärksten Partei?
Ein Kommentar zu den jüngsten Wahlerfolgen der AfD
Von Helmut Kellershohn

Zur NS-Rhetorik des AfD-Politikers Björn Höcke
Von Andreas Kemper

Sachsen mal wieder – oder doch globale politische Verwerfungen?
Bemerkungen zum Diskurs über ‚sächsische Verhältnisse‘ im Kontext einer generellen Rechtsverschiebung
Von Tino Heim

Pegida und der Mainstream
Von Regina Wamper

Frankreich auf der Suche nach Identität
Anmerkungen zur aktuellen Debatte
Von Sebastian Chwala

Eure Armut kotzt uns an
EU-Migration und Bettelei in Schweden
Von Cordelia Heß

Pegida als Spiegel und Projektionsfläche
Eine Leseempfehlung von Helmut Kellershohn

Englischsprachige Forschungsliteratur
Ein Überblick von Jobst Paul

Genealogie als Kritik
Eine Skizze für eine Erweiterung Kritischer Diskursanalyse
Von Siegfried Jäger

Das Mombasa-Syndrom oder:
Rassismus à la carte
Von Jobst Paul

Nachruf auf Heinrich Strunk

Heimatfront Flüchtlingsheim
Von Rolf van Raden und Maren Wenzel