DISS-Neuerscheinung: Fremd, faul und frei

In der Reihe Edition DISS im Unrast-Verlag erschien der Band

Wulf D. Hund (Hg.)
Fremd, faul und frei
Dimensionen des Zigeunerstereotyps
ISBN 978-3-89771-764-0
256 S., 18 EUR

cover-hund-fremd-Am Zigeunerstereotyp ist über Jahrhunderte gearbeitet worden. Seine zentralen Elemente werden bis heute fortgeschrieben. In der Sprache des alltäglichen Rassismus lassen sie sich mit drei Adjektiven bündeln: Zigeuner sind fremd, faul und frei. Diese Vorurteile transportieren einen komplexen ideologischen Zusammenhang. Er unterstellt der Figur des Zigeuners ethnische, soziale und romantische Eigenschaften.

Bei diesem Band handelt es sich um eine teilweise überarbeitete Neuauflage der folgenden Bücher:

Wulf D. Hund (Hg.): Zigeuner. Geschichte und Struktur einer rassistischen Konstruktion. Erscheinungsdatum: 1996

Wulf D. Hund (Hg.): Zigeunerbilder. Schnittmuster rassistischer Ideologie. Erscheinungsdatum: 2000

 

 

 

 

Klare Positionen

Ludwig Philippson, Ausgewählte Werke: Die Entwickelung der religiösen Idee im Judenthume, Christenthume und Islam. Die Religion der Gesellschaft. Zwei Vorlesungsreihen. Herausgegeben von Andreas Brämer. Böhlau 2015

Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Schriften zur jüdischen Sozialethik. Band 2. Herausgegeben von Michael Brocke und Jobst Paul. Böhlau 2015

Zwei neue Bände der Edition Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft sind erschienen.

von Jobst Paul

Mit der Edition Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft schufen das DISS in Duisburg und das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte (Essen) im  Jahr 2010 eine Plattform, auf der sich Schritt für Schritt ein Thema von großer gesellschaftspolitischer Bedeutung entwickeln soll.

Ausgangspunkt ist der Gedanke, wichtigen deutsch-jüdischen Autoren des 19. Jahrhunderts und ihren Werken in der Gegenwart die kulturelle und gesellschaftliche Rezeption zu verschaffen, die ihnen in Deutschland so lange verwehrt war. Gruppiert um die Begriffe Staat, Nation, Gesellschaft skizzierten viele deutsch-jüdische Autoren – als Juden – seit der Aufklärung und während des gesamten 19. Jahrhunderts in beispielloser Breite und Vielfalt die sozialethischen Grundlagen, auf denen ein demokratisches Deutschland erstehen sollte, als Beispiel für Europa und die Welt. Sie bekräftigten damit aber auch das Jahrtausende gewachsene, ethische Erbe des Judentums selbst, das in diesem Deutschland endlich anerkannt und zu neuem Leben erweckt werden sollte, insbesondere die Lehre von Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit als Kern des Judentums.

Dabei hatten sie sich allerdings mit der schillernden, zutiefst unaufrichtigen Haltung der christlichen Kirchen auseinander zu setzen, die diese Lehre nicht nur Juden und dem Judentum aberkannten, sondern sie für sich selbst in Anspruch nahmen. Um dies zu erreichen, schufen sie ein Zerrbild des Judentums, das zur Grundlage für Judenfeindschaft und Antisemitismus wurde.

Die beiden Bände, die nun erschienen sind, positionieren sich in dieser Auseinandersetzung differenziert und mit Umsicht, aber auch mit großer Deutlichkeit.

Der erste Band der Schriften zur jüdischen Sozialethik (erschienen im Jahr 2011) spürte den Ursprüngen der jüdischen Gerechtigkeitslehre im jüdischen Gottesverständnis nach. Im zweiten Band geht es nun um die konkreten Inhalte der ethischen Selbstverpflichtung dem Mitmenschen gegenüber. Damit ist freilich nicht Mitleid gemeint, sondern „das tatsächliche Tun“: „Die Liebe zum Nächsten soll Leidenschaft sein, den Mitmenschen vor Not und Unrecht zu bewahren, d.h. für Gerechtigkeit zu sorgen, Bedürftigen und Hilfesuchenden zur Seite zu stehen und sie mit Würde zu behandeln. Für die Empfangenden wiederum gilt, mit der ihnen zukommenden Mildtätigkeit verantwortlich umzugehen.“
Die Autoren beklagen allerdings nicht nur die judenfeindliche Inanspruchnahme diese Ethik durch die christlichen Kirchen über Jahrhunderte. Sie bedauern auch die christliche Verwässerung der jüdischen Gerechtigkeitslehre zu einer Haltung des Mitleids, das sich zwar den Folgen von Unrecht, weniger aber dem Unrecht selbst in den Weg stellen will.

Auch Ludwig Philippson (1811-1889), ein „Wortführer des religiös-progressiven Judentums und des politisch liberalen jüdischen Bürgertums“ im Deutschland des 19. Jahrhunderts, streitet in seinen Schriften um eine Anerkennung der sozialethischen Botschaft des Judentums und des Judentums selbst als moderner bürgerlicher Konfession.

Doch in den beiden Vorlesungsreihen (Die Entwickelung der religiösen Idee im Judenthume, Christenthume und Islam und die Religion der Gesellschaft), die im nun vorliegenden Band wieder zugänglich werden, wendet er sich engagiert und in wohltuend verständlicher Sprache eben auch einer „Fundamentalkritik des Christentums“ zu. In einer differenzierten, aber gleichwohl ungeschminkten Analyse spürt er dem epochalen Unrecht der christlichen Diskreditierung des Judentums nach, kommt aber zu dem nüchternen, wie aufregenden Schluss, dass sich die Einfachheit der jüdischen Gerechtigkeitslehre gegen ihre Bekämpfer historisch durchsetzen wird – eine Vision, die heute, fast 70 Jahre nach der Shoa, und angesichts der Verwerfungen einer aus den Fugen laufenden Globalisierung eine unübertroffene Brisanz beinhaltet.

Der dritte Band der Schriften zur jüdischen Sozialethik soll daher nicht ganz zufällig dem Thema Recht – Soziale und ökonomische Gerechtigkeit gewidmet sein. In ihm sollen übrigens auch deutsch-jüdische, wirtschaftspolitische Wortmeldungen und Entwürfe aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu Wort kommen.

DISS-Neuerscheinung: Nächstenliebe und Barmherzigkeit

In der Reihe Deutsch-jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft. Anthologien (herausgegeben von: Michael Brocke, Jobst Paul und Siegfried Jäger) erschien der Band

Nächstenliebe und Barmherzigkeit
Schriften zur jüdischen Sozialethik
Herausgegeben von: Michael Brocke und Jobst Paul.

cover-naechstenliebe-Aus jüdischer Sicht ist Gotteserkenntnis nicht denkbar ohne die ethische Selbstverpflichtung dem Mitmenschen gegenüber. Dabei geht es um mehr als um Gesinnung oder Mitleid, sondern um das tatsächliche Tun, aus Selbstachtung und Pflicht-Empfinden heraus: Die Liebe zum Nächsten soll Leidenschaft sein, den Mitmenschen vor Not und Unrecht zu bewahren, d.h. für Gerechtigkeit zu sorgen, Bedürftigen und Hilfesuchenden zur Seite zu stehen und sie mit Würde zu behandeln. Für die Empfangenden wiederum gilt, mit der ihnen zukommenden Mildtätigkeit verantwortlich umzugehen. 19 deutsch-jüdische Autoren thematisieren im vorliegenden Band die Lehre von Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit als Kern des Judentums. Sie beklagen zugleich, wie das Christentum diese Lehre dem Judentum aberkannte, um sie für sich selbst zu reklamieren, und dazu ein Zerrbild des Judentums schuf, das als Grundlage für Judenfeindschaft und Antisemitismus dient. Die Autoren sind sich gleichwohl gewiss, dass all dies die Geltung der jüdischen Religion nicht treffen kann.

 

Der Band ist erhältlich im Boehlau-Verlag.

Nächstenliebe und Barmherzigkeit
Schriften zur jüdischen Sozialethik
Herausgegeben von: Michael Brocke und Jobst Paul
2015, 295 S.
Preis: € 39.90 [D]  |   € 41.10 [A]
978-3-412-22279-6

 

DISS-Neuerscheinung: Ludwig Philippson

In der Reihe Deutsch-jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft. Werkausgaben (herausgegeben von: Michael Brocke, Jobst Paul und Siegfried Jäger) erschien der Band mit ausgewählten Werken von Ludwig Philippson.

cover-philippson-Der Rabbiner und Publizist Ludwig Philippson (1811–1889) hat sich als einer der Wortführer des religiös-progressiven Judentums und des politisch liberalen jüdischen Bürgertums einen Namen gemacht. Sowohl mit rhetorischen und schriftstellerischen Talenten gesegnet als auch mit organisatorischem Geschick engagierte er sich für die politische Gleichstellung und gesellschaftliche Integration der Juden in ihrer deutschen Umwelt. Wann immer sich Gelegenheit bot, ergriff er zudem das Wort, um das Judentum als moderne bürgerliche Konfession zu beschreiben. Seine theologische Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben lenkte Philippsons Aufmerksamkeit daher aber auch immer wieder auf die christliche Religionsgeschichte sowie auf die jüdisch-christliche Beziehungsgeschichte, die er zum Thema zahlreicher Schriften machte.

 

 

 

 

Der Band ist erhältlich im Boehlau-Verlag.

Ludwig Philippson
Ausgewählte Werke
Herausgegeben von Andreas Brämer
2015, 337 S.
Preis: € 59.90 [D]  |   € 61.60 [A]
978-3-412-22444-8

Neue DISS Online-Broschüre: Spurensuche

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Martin Dietzsch, Bente Giesselmann und Iris Tonks
Spurensuche zur Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma in Duisburg
Eine Handreichung für die politische Bildung
Veröffentlicht als kostenlose Online-Broschüre im Juni 2014
Diese Online-Broschüre gibt es auch zum Download und zum Ausdrucken als PDF-Datei.

Die Ereignisse, um die es hier geht, liegen viele Jahrzehnte zurück. Es gibt nur noch sehr wenige überlebende Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die aus eigenem Erleben darüber berichten könnten. Die Tatorte sind nach wie vor im Stadtbild vorhanden. Sie sind stumm, denn sie sprechen nicht für sich. Doch sie können wieder zum Sprechen gebracht werden.
Erst seit wenigen Jahren dringt allmählich in das öffentliche Bewusstsein, dass das Schicksal der vom Naziregime verfolgten Sinti und Roma erforscht und gewürdigt werden muss. An den Sinti und Roma wurde ein systematischer, durch Rassenhass begründeter Völkermord verübt. Diese Tatsache wurde in der Nachkriegszeit jahrzehntelang verleugnet. Eine systematische wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte hat erst nach der Jahrtausendwende begonnen. […]

Anhand des exemplarischen Beispiels der Stadt Duisburg möchten wir aufzeigen, welche Spuren des Völkermords auch heute noch auffindbar sind und Anregungen dazu geben, wie man das Geschehen im Rahmen der politischen Bildung mit Jugendlichen plastisch werden lassen kann.
Zwar sind die Gegebenheiten und die Quellenlage in jeder Stadt verschieden. Doch wird man vieles aus dieser Broschüre auch auf andere Städte in NRW übertragen können und gegebenenfalls zur Grundlage eigener Recherchen machen können. […]

 

 

Inhalt

Vorwort    5
Chronologie zur Verfolgung der Duisburger Sinti und Roma während der Nazi-Zeit    6
Kurze Überblicksdarstellung zur NS-Verfolgung    10
Antiziganismus vom 15. bis zum 19. Jahrhundert    10
Erfassung    11
„Asozialität“    11
TäterInnen: Kommunen, Kripo und RHF    12
Festsetzung, Deportation und Ermordung    13
Verfolgung in Duisburg    14
Widerstand    15
Weiterführende Materialien    15
Antiziganismus    17
Vorurteile und Ressentiments    18
Perspektivwechsel    18
Stichwort Romantik    20
Stichwort Kultur    20
Zum Weiterlesen    20
Begriffe    22
„Sinti und Roma“    22
„Zigeuner“    23
„Romanes“    23
„Porajmos“    24
Zum Weiterlesen…    24
Spurensuche in Duisburg    25
Auf den ersten Blick erinnert nichts…    25
Vier Stolpersteine auf der Koloniestraße    25
Schriftliche Quellen    26
Archive    28
Stadtbibliothek Duisburg    28
Stadtarchiv Duisburg    30
VVN-BdA Dokumentationszentrum „Mathias Thesen und Wilhelmine Struth“    33
DenkStätte für Erinnerungskultur    34
Landesarchiv NRW    36
Literaturrecherche Duisburg    37
Orte und Tatorte – gestern und heute    38
Holzgasse 4-6 in Stadtmitte    39
Weidenweg in Kaßlerfeld    43
Musfeldstraße in Stadtmitte    49
Koloniestraße in Neudorf    54
Kontinuitäten    61
Ideen für den Unterricht    70
Hinführung zum Thema    70
Medienanalysen    70
Filme    71
Besuch der Stadtbibliothek, des Stadtarchivs oder Online-Recherche    71
Erarbeitung einer Broschüre mit Arbeitsergebnissen    71
Stolpersteine    72
Recherche zum Projekt    72
Neuverlegung von Stolpersteinen    73
Pflege vorhandener Stolpersteine    74
Diskussion von Ambivalenzen    74
Ausflüge zu relevanten Orten in der Umgebung    74
Gedenkorte in NRW    75
Mahnmale in Düsseldorf    75
Das Otto-Pankok-Museum in Drevenack bei Wesel    77
Kartographie von Ereignissen    78
Geocaching    78
Projektwoche    78
Oral-History    79
Theaterpädagogische Zugänge    79
Bibliografie    82
Bücher    82
Filme    84
Websites    85
Kontaktadressen von Selbstorganisationen    88
Abbildungsnachweis    89
Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung    90

Die vollständige Broschüre können Sie hier abrufen: http://www.diss-duisburg.de/online-bibliothek/bucher-im-volltext/spurensuche-sinti-und-roma-in-duisburg/

DISS-Neuerscheinung: Kampf um Räume

Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hg.)
Der Kampf um Räume
Neoliberale und extrem rechte Konzepte von Hegemonie und Expansion
Edition DISS Band 34, Dezember 2013, 224 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-89771-763-3

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Der Band widmet sich aktuellen Aneignungsweisen und Transformationen gesellschaftlicher und politischer Räume und untersucht darauf bezogene Diskurse. Im Mittelpunkt stehen zum einen urbane Räume, die, verursacht durch eine neoliberale Stadtentwicklungspolitik, unter einem gewaltigen Veränderungsdruck stehen, der die städtische Bevölkerung soziokulturell und sozialräumlich immer weiter auseinander zu rücken droht. Die sozialen Umbrüche, die von der ’neoliberalen‘ oder ‚unternehmerischen‘ Stadt systematisch produziert werden, können wiederum – in den strukturgeschwächten Stadtteilen des Ruhrgebiets z.B. – Anknüpfungspunkt für eine ‚Raumergreifungsstrategie‘ von rechts sein.

Der zweite Schwerpunkt, ‚Europa als hegemoniales Raumkonzept‘ beschäftigt sich mit einer globalen geopolitischen Perspektive, die sich aus der derzeitigen Krise des Euroraums ergibt. Der Satz „Europa spricht Deutsch“ evoziert die Frage nach historischen Diskursen deutscher Hegemonial- und Expansionspolitik in Europa und ihrer Reaktualisierung, zum einen in modifizierter Form im Rahmen einer neoliberalen Austeritätspolitik, zum anderen in Form einer Wiederanknüpfung in extrem rechten Diskursen.

 

INHALT

 

  • Helmut Kellershohn / Jobst Paul
    Einleitung

 

Teil I
Urbane Räume und Gegenräume

 

  • Anne Vogelpohl
    Vom „Unternehmen Stadt“ zur „neoliberalen Stadt“ zum „Recht auf Stadt“?
  • Thomas Bürk
    Von „national befreiten Zonen“ und „No-Go-Areas“
    Überlegungen zur Verräumlichung von Rassismus und Rechtsradikalismus
  • Lucas Pohl
    Verräumlichung von Stigmatisierungsdiskursen
    Zur städtischen Problematisierung von Rechtsextremismus am Beispiel der ‚Zwickauer Terrorzelle‘
  • Alexandra Graevskaia
    „Die machen unser schönes Viertel kaputt!“
    Rassismus und Antiziganismus am Beispiel Duisburgs
  • Yves Müller/ Benjamin Winkler
    Neonazistische Raumergreifungsstrategien und antifaschistische Gegenstrategien im urbanen Raum. Der Kampf um Räume am Beispiel von Berlin-Schöneweide und Leipzig
  • Leroy Böthel
    Die ‚Unsterblichen‘ – Neue Strategien der Raumergreifung und medialen Inszenierung in der extremen Rechten

 

Teil II
Europa als hegemoniales Raumkonzept

 

  • Steffen Lehndorff
    Das deutsche Geschäftsmodell in der europäischen Krise
  • Fabian Virchow
    Geopolitisches Denken der extremen Rechten im Zeichen der Euro-Krise
  • Jan Helmig
    Spielräume und Handlungsräume
    Neue räumliche Perspektiven durch eine Kritische Geopolitik
  • Thomas Wagner
    Parlamentarismus im Zangengriff
    Streiflichter auf die Erosion demokratischen Denkens

DISS-Neuerscheinung: Rechtspopulismus

Sebastian Reinfeldt
„Wir für Euch“
Die Wirksamkeit des Rechtspopulismus in Zeiten der Krise
Edition DISS Band 33, Dezember 2013, 144 Seiten, 16 EUR, ISBN 978-3-89771-762-6

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Die Inszenierung der europäischen Finanzkrise als permanenter Notstand bietet der rechtspopulistischen Interpretation eine tägliche Bühne, auf der rassistische Ein- und Ausschließungen und autoritäre Politikmuster vorgestellt und propagiert werden.

Zugleich übersetzt die Regierungspolitik der hegemonialen EU-Staaten – untersucht werden insbesondere Deutschland und Österreich -diesen inszenierten Notstand und seine rechtspopulistischen Begründungen in eine Politik, die eine nationale Einheit im Zuge der Krise herstellt und die die ökonomischen und politischen Kräfteverhältnisse in Europa dauerhaft verändert. Die Verfahrensweisen der Demokratie scheinen dabei ihre Substanz zu verlieren und sie laufen leer. So werden sie zunehmend durch autoritäre und populistische Plebiszite ersetzt -was eines der Hauptanliegen des rechten Populismus ist.

 

 

Inhalt

1. Vorwort
2. Einleitung: Eine im Kern politische Krise…
3. Europäische Wirtschaftskrise und der Kampf um (Be-)Deutungen
3.1. Kampfplätze von Politik: Das Beispiel der EU-Finanzkrise
3.2. Texte, Diskurse und politische Strategien: Zur kritischen Diskursanalyse in der Politikwissenschaft
4. Strategien des rechten Populismus
4.1. Rechtspopulistische Regierungsweisen? Die Beispiele Ungarn und Österreich
4.2. Diskursive Muster des Populismus
4.2.1. Die Regierenden, die Eliten: Die-da-oben
4.2.2. Das Volk: Wir-da-unten
4.2.3. Die Anderen: Die-nicht-wie-wir-sind
4.2.4. Wir: anständige, fleißige Steuerzahler
4.3. Der charismatische Führer, der ‚uns‘ repräsentiert
5. Andauernder Notstand und Diskurse der Dominanz
5.1. „Deutschland ist stark“
5.2. Rechtspopulistische Anschlussstellen
6. Die Krise, Experten und autoritäre Persönlichkeiten
6.1 „Ich bin die Wahrheit“ (Frank Stronach)
7. Europäische Geopolitik à la Sarrazin: Nordländer versus Südländer
8. Das permanente Plebiszit des rechten Populismus in Europa. Ein Überblick
9. Formen marktkonformer Demokratie
10. Literaturverzeichnis

 

Worte wie Stacheln (Rezension)

Im Rundbrief der BAG Antifaschismus der Partei DIE LINKE erschien eine ausführliche Rezension von Anke Hoffstadt zum in der Edition DISS erschienenen Band:
Helmut Kellershohn, Hrsg., Die »Deutsche Stimme« der »Jungen Freiheit«. Lesarten des völkischen Nationalismus in zentralen Publikationen der extremen Rechten, Edition DISS, Unrast Verlag, Münster 2013, 330 Seiten.

 

Erschienen in: Rundbrief der BAG Antifaschismus der Partei DIE LINKE 3-4/2013, S. 77-78

Worte wie Stacheln

Von Anke Hoffstadt ((Anke Hoffstadt ist als Historikerin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zusammen mit Peter Bathke gab sie 2013 den Band „Die neuen Rechten in Europa. Zwischen Neoliberalismus und Rassismus“ (Köln: PapyRossa) heraus.))

Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) legt mit einem Sammelband zum Vergleich der »Jungen Freiheit« und der »Deutschen Stimme« – den »beiden wichtigsten Leitorganen der extremen Rechten« – eine gründliche Tiefenbohrung in Sachen rechter Propaganda und ihrer Themen vor.

Als »Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissen und Debatte« liegt die »Junge Freiheit« beim Bahnhofs-Pressefachhändler auf dem Tisch für wöchentlich erscheinende Zeitungen zwischen der Jüdischen Allgemeinen und der Jungle World. Eine schlichte Beobachtung zur Alphabet-Reihenfolge am Zeitungsstand, über die nur zürnen und kaum lachen kann, wer sich ab und an die Mühe macht, die »Junge Freiheit« (JF) zu lesen. 1986 als Schüler- und Studentenzeitung gegründet und rasch in burschenschaftlichen Kreisen an bundesdeutschen Universitäten angekommen, verkauft sich das in Berlin erscheinende Rechtsaußen-Blatt mit intellektuell-konservativem Anstrich heute im Durchschnitt wöchentlich über 21.000 mal, Auflage steigend. Der Anblick der »Deutschen Stimme« (DS), die seit 1976 als Partei-Organ der NPD monatlich erscheint, dürfte an Kiosken, in Pressezentren und Supermärkten (so zum Beispiel in manchen Geschäften der Lebensmittelkette REWE oder in einzelnen Filialen der toom-Baumärkte) dagegen künftig stetig seltener werden. Denn trotz wiederholter Sanierungsbemühungen sehen die Bilanzen der NPD-»Monatszeitung für Politik und Kultur« für den DS-Verlag nicht gut aus.

Beide Zeitungen einer vergleichenden Analyse zu unterziehen, das haben sich die acht Autorinnen und Autoren um Helmut Kellershohn als Herausgeber des Sammelbandes »Die ›Deutsche Stimme‹ der ›Jungen Freiheit‹« zur Aufgabe gemacht. Mit Blick auf die aktuellen ›Erfolgslagen‹ scheint dieser Vergleich zwischen der JF als dem »publizistischen ›Flaggschiff‹ der jungkonservativen Neuen Rechten« in Deutschland (S. 5) und der DS als scheinbar rostigem ›Kanonenboot‹ der Neonazi-Partei NPD zwei durchaus sehr unterschiedliche Propaganda-Stimmen des radikal rechten Lagers zusammenzubringen. Und auch in ihrer Programmatik und Zielgruppen-Orientierung verbindet beide Blätter auf den ersten Blick „Worte wie Stacheln (Rezension)“ weiterlesen

Rezensionen: Die „Deutsche Stimme“ der „Jungen Freiheit“

Zur DISS-Neuerscheinung
Helmut Kellershohn (Hg.)
Die deutsche Stimme der jungen Freiheit
Lesarten des völkischen Nationalismus in Publikationen der extremen Rechten
erschienen vier neue Rezensionen.

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der rechte rand
magazin von und für antifaschistInnen
Nummer 143, Juli/August 2013, S. 37

>Lesarten<
von Jens Breuer

Ein anspruchsvolles Unterfangen ist es, die »Junge Freiheit« (JF) mit der Monatszeitung »Deutsche Stimme« (DS) zu vergleichen: Die 1986 gegründete JF erscheint seit 1994 wöchentlich. Derzeit hat sie einen Umfang von 24 Seiten, in den letzten zwanzig Jahren sind so mehr als 20.000 Seiten bedruckt worden. Die DS besteht seit 1976, sie erscheint monatlich. Das heutige Format ist jedoch nicht mit dem von früher vergleichbar. In der >Ära< von Parteichef Udo Voigt ist sie kontinuierlich ausgebaut worden und umfasst heute 28 Seiten – das macht seit 1996 rund 5.000 Seiten. Hinzu kommt, dass beide Blätter einer unterschiedlichen politischen Ausrichtung folgen. Die JF möchte ein konservatives Medium sein, das Organ einer gemäßigten Rechten. Die DS indes ist die Parteizeitung der NPD und steht politisch im offen neonazistischen Milieu. Trotzdem betont Helmut Kellershohn, der Herausgeber des Sammelbands »Die >Deutsche Stimme< der >Jungen Freiheit<«, haben beide Zeitungen eine gemeinsame politische Basis, den völkischen Nationalismus. Neun Beiträge umfasst das Buch, ergänzt um biographische Angaben zu den rechten Publizistinnen. Inhaltlich wenden sich die Aufsätze Einzelfragen zu, fünf vergleichen beide Medien entlang der Diskursfelder Migration, Gender, Geschichtspolitik und Parteien(-kritik) sowie hinsichtlich ihres Antisemitismus. Auch die anderen Texte nehmen Einzelfragestellungen auf, die Grundzüge der NPD-Programmatik, Agitation gegen die EU-Freizügigkeit und Positionen zur deutschen Außenpolitik. Ihre Qualität ist unterschiedlich, das Niveau in der Regel hoch. Allerdings wäre ein weiterer Beitrag zu den gegensätzlichsten Positionen zwischen beiden Zeitungen interessant gewesen. Zwar sind alle Beiträge differenziert, dennoch besteht die Gefahr, die beiden Zeitungen für >eine Soße< zu halten.

Insgesamt ist der Band interessant. Allein die Einleitung von Kellershohn sowie sein Beitrag zum Konservativismusverständnis der JF sind lesenswert. Vergleichbares schreibt derzeit niemand. Das Geld für die Anschaffung des Buches ist gut investiert.

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junge welt
Die Tageszeitung
30.7.2013, Feuilleton, S. 12

Buchrezension
Ineinandergreifende Strategien
Das Duisburger Institut für Sozialforschung seziert den völkischen Nationalismus der Rechtspresse
Von Phillip Becher

Seit vielen Jahren kann die Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) ohne Zweifel als das publizistische Flaggschiff der Neuen Rechten in Deutschland betrachtet werden. Nun hat das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung in dem Buch »Die Deutsche Stimme der Jungen Freiheit« den ideologischen Kern dieses Zeitungsprojekts unter die Lupe genommen: den »völkischen Nationalismus«. Dabei erweitert das Team um Herausgeber Helmut Kellershohn die Analyse mittels einer vergleichenden Perspektive, die die Deutsche Stimme (DS) als Organ der NPD mit einschließt. Dem liegt die theoretische Prämisse zugrunde, daß sich der völkische Nationalismus der Untersuchungsobjekte aus zwei unterschiedlichen Quellen speist, namentlich einer »jungkonservativen« im Falle der JF und einer »nationalsozialistischen« auf seiten der DS. Diesen Strömungen entsprechen divergierende Strategieoptionen (eine »Strategie der kleinen Schritte« versus rechter »Fundamentalopposition«), deren Verhältnis zueinander als »Gleichzeitigkeit von Konkurrenz und Konsens« bezeichnet wird. Mit der vergleichenden Betrachtung der Themenfelder Antisemitismus, Migration, Geschlechterdiskurse, Geschichtspolitik, Parteienkritik und Außenpolitik haben die Autorinnen und Autoren ein umfassendes Bild der Motivwahl in extrem rechter Publizistik gezeichnet. Insbesondere der von Regina Wamper durchleuchtete Antisemitismus veranschaulicht das Ineinandergreifen der von JF und DS verfolgten Strate­gien: Während die »Jungkonservativen« unter dem Motto einer angeblichen Verteidigung der Meinungsfreiheit die strafrechtliche Verfolgung der Leugnung des Völkermords an den europäischen Juden inkriminieren, ohne den Holocaust selbst zu leugnen, läßt die neofaschistische Presse geschichtsrevisionistische Stimmen zu Wort kommen. Wo die JF einen Kult um rechtsgerichtete Hitler-Gegner wie Stauffenberg pflegt und eine totalitarismustheoretische Distanz zum historischen Faschismus aufbaut, um an hegemoniale Diskurse anzudocken, widmen sich die Schreiber der DS unter anderem der journalistischen Pflege des Mythos eines angeblichen »Bombenholocaust«. Von unmittelbar praktisch-politischem Interesse ist vor allem die Kritik der extremen Rechten am »Parteienstaat«, die sich Kellershohn gemeinsam mit Giesbert Hunold unter Rückgriff auf Nicos Poulantzas angesehen hat. Die in beiden Zeitungen vorgebrachten Forderungen nach mehr »direkter Demokratie« sind Teil der rechten Strategie. Wiederholt tauchen Namen wie Carl Schmitt, Arthur Moeller van den Bruck oder Armin Mohler als Referenzen auf, die als Stichwortgeber für unterschiedliche Teile der deutschen Rechten im letzten Jahrhundert wirkungsmächtig wurden. Eine von Michael Lausberg besorgte biographische Übersicht im Anhang erleichtert die Zuordnung der wichtigsten rechten Autorennamen. Leider verzichtet der Band, dem in großer Zahl Leser zu wünschen sind, auf ein Fazit, das die verschiedenen Themen und Argumentationsfäden wieder zusammenführt.

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Lotta
Antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen
Heft 52, Sommer 2013

Die „Deutsche Stimme“ der „Jungen Freiheit“
Von Verena Grün

Die Texte des Sammelbands untersuchen diskursanalytisch die Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) und die monatlich erscheinende Deutsche Stimme (DS). Während erstere sich in einer jungkonservativen Tradition sieht und eine Zurechnung zum Spektrum der extremen Rechten von sich weist, stellt letztere das Parteiorgan der NPD dar. Dennoch, so die Analyse der Autor_innen, eint beide die Grundlage eines „völkischen Nationalismus“ – allerdings in einer je unterschiedlichen Lesart.

Die beiden ersten Beiträge des Buchs widmen sich der Ideologie der NPD bzw. der DS. Diverse Programme bzw. ausgewählte Artikel werden auf den völkischen Nationalismus hin untersucht. Ein langer Text des Herausgebers über den „’wahren‘ Konservatismus der Jungen Freiheit“ arbeitet die christlichen wie auch völkischen Grundlagen heraus und nimmt eine Positionsbestimmung des Blattes im konservativen Spektrum vor. Es schließen sich vergleichende Untersuchungen zu den Themenfeldern Antisemitismus, Migration, Geschlechterbilder, Geschichtspolitik, Parteienkritik und Außenpolitik an. Den Abschluss bilden Kurzdarstellungen zentraler Autorinnen der JF und der DS.

Die Methode erfordert eine umfassende Arbeit mit Zitaten. Daher findet stets eine enge Verknüpfung von Material und Analyse statt. Die Sprache ist allerdings eher universitär geprägt. Wer sich von Formulierungen wie „Resultat einer Applikation der Kernideologeme“ nicht abschrecken lässt, erhält bei der Lektüre einen breiten Überblick, wie in den Zeitungen einzelne Themen verhandelt werden und wie diese ideologisch fundiert sind.

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Portal für Politikwissenschaft
Die Annotierte Bibliografie der Politikwissenschaft

Dirk Burmester, Rezension zu: Helmut Kellershohn: Die „Deutsche Stimme“ der „Jungen Freiheit“

Erstmals werden die Zentralorgane der extremen Rechten, „Junge Freiheit“ und „Deutsche Stimme“, vergleichend untersucht. Die Beiträge (allesamt entstanden am Duisburger Institut für Sprach‑ und Sozialforschung) sind indes meist schon einige Jahre alt und werden in diesem Band zusammengeführt. Die inhaltliche Auseinandersetzung ergänzt Michael Lausberg durch eine biografische Darstellung der wichtigsten Publizisten beider Medien. Insgesamt scheinen die Gemeinsamkeiten gegenüber den Unterschieden zu überwiegen – der Herausgeber schreibt von einem „Kontinuum mit Brüchen“ (7). Die intellektuell geprägte Bewegung der Neuen Rechten („Junge Freiheit“) teilt demnach mit der NPD (Parteizeitung „Deutsche Stimme“) einen völkischen Nationalismus und ist sich auch sonst über viele Inhalte mit ihr einig. Sie wählt aber eine Strategie der kleinen Schritte hin zu einer neuen rechtspopulistischen Bewegung oder Partei. Die NPD geriert sich als Fundamentalopposition, experimentiert aber auch mit gemäßigtem Auftreten und aktuellen Themen, die ihrer Ansicht nach potenzielle Wähler umtreiben. Um ihr Ziel der Anschlussfähigkeit an konservativ‑bürgerliche Diskurse zu erreichen, bemüht sich die „Junge Freiheit“ um eine eindeutige Abgrenzung zur NPD. Neben den verschiedenen Zielgruppen und Strategien bestehen auch einige inhaltliche Unterschiede, etwa in Bezug auf die Judenfeindlichkeit. Regina Wamper zufolge diskreditiert die „Junge Freiheit“ die Kritik am Antisemitismus und verschafft diesem einen diskursiven Raum, während die „Deutsche Stimme“ offen antisemitische Inhalte verbreitet. Die „Junge Freiheit“ vertritt „konservativ‑christliche Positionen mit einer traditionalistischen bis fundamentalistischen Prägung“ (120), während der klassische Rechtsextremismus eine Art Neuheidentum propagiert. Der Band führt tief in die Ideologiewelten des deutschen Rechtsextremismus ein. Es wird deutlich, wo und warum sich Neonazis von Neuen Rechten unterscheiden, aus welchen geistigen Traditionen heraus sie argumentieren und welche Strategien sie wählen. Da gerade Letztere mitunter schwer zu enttarnen sind, ist das Buch ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung und politischen Bildung.

 

Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.

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Helmut Kellershohn (Hg.) Die „Deutsche Stimme“ der Jungen Freiheit“. Lesarten des völkischen Nationalismus in zentralen Publikationen der extremen Rechten Unrast-Verlag, Münster 2013 329 Seiten, 28 Euro ISBN 978-3-89771-752-7

DISS-Neuerscheinung: DSJF

Soeben ist ein neuer Band in der Edition DISS im Unrast-Verlag erschienen.

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Helmut Kellershohn (Hg.)
Die ‚Deutsche Stimme‘ der ‚Jungen Freiheit‘
Lesarten des völkischen Nationalismus in zentralen Publikationen der extremen Rechten

Edition DISS Bd. 23, 1. Auflage, Februar 2013, ISBN 978-3-89771-752-7, UNRAST Verlag, Münster
329 Seiten, 28 EUR

In den letzten Jahren sind diverse Untersuchungen zum Mediennetz der extremen Rechten wie auch zu einzelnen Publikationsorganen erschienen. Gleichwohl gibt es bislang keine vergleichende Untersuchung zu den beiden wichtigsten Leitorganen der extremen Rechten, der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme.

Beide Zeitungen repräsentieren Strömungen, die unterschiedliche strategische Optionen verfolgen. Die Wochenzeitung Junge Freiheit steht für das das jungkonservative Lager der Neuen Rechten, das sich dem Kampf wider die Dekadenz‘ verschrieben hat, auf die ideologische Umorientierung der Eliten und ‚Leistungsträger‘ zielt, für eine konservative Basisbewegung‘ wirbt und – zum Teil zumindest – rechtspopulistische Parteiansätze unterstützt. Das monatlich erscheinende Parteiorgan der NPD, die Deutsche Stimme, versteht sich dagegen als Sprachrohr einer ‚Fundamentalopposition von Rechts‘, die sich mehr oder weniger offen in die Tradition des nationalsozialistischen Kampfes gegen das ‚System‘ stellt, aber auch auf jungkonservative und national-revolutionäre Ideen zurückgreift.

Das vorliegende Buch geht von der These aus, dass trotz unterschiedlicher strategischer Optionen strömungsübergreifend ideologische Gemeinsamkeiten feststellbar sind, die es erlauben, von einem Grundbestand völkisch-nationalistischer Kernideologeme zu sprechen. Diese werden in unterschiedlicher Weise artikuliert, das heißt: In beiden untersuchten Leitorganen sind, den jeweiligen strategischen Optionen entsprechend, unterschiedliche Lesarten des völkischen Nationalismus identifizierbar.

 

Inhalt

Helmut Kellershohn
Zur Einführung

Helmut Kellershohn
Der völkische Nationalismus der NPD
Grundzüge der NPD-Programmatik

Jens Zimmermann/Regina Wamper
Völkisch und sozial?
Neonazistische Agitation gegen die neue EU-Freizügigkeit

Helmut Kellershohn
Der »wahre« Konservatismus der Jungen Freiheit

Regina Wamper
»Das Gerücht über die Juden«
Antisemitismus in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Michael Lausberg
Das Thema Migration in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Paul Bey/Laurin Walter
Geschlechterdiskurse in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Lenard Suermann
Schuldabwehr und Opfermythos
Geschichtspolitik in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Giesbert Hunold/Helmut Kellershohn
Die Abschaffer
Parteienkritik in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Mark Haarfeldt
Extrem rechte Perspektiven einer »souveränen« deutschen Außenpolitik

Michael Lausberg
Biographische Angaben zu einigen extrem rechten Publizisten_innen

 

Das Buch ist erhältlich in jeder GUTEN Buchhandlung oder direkt beim UNRAST-Verlag.