Im Volltext: Der völkische Nationalismus der NPD

In der DISS Online-Bibliothek veröffentlichen wir den Aufsatz

Der völkische Nationalismus der NPD

aus der Neuerscheinung

Die ‘Deutsche Stimme’ der ‘Jungen Freiheit’
Lesarten des völkischen Nationalismus in zentralen Publikationen der extremen Rechten
Edition DISS Bd. 23, Februar 2013, ISBN 978-3-89771-752-7, UNRAST Verlag, Münster, 329 Seiten, 28 EUR

 

Helmut Kellershohn analysiert darin die Kernideologeme der aktuellen NPD-Programmatik, wobei die Programme von 1996 und 2010 im Mittelpunkt stehen, zudem einige weitere offiziöse Dokumente.

Der Autor kommt als Ergebnis seiner Analyse u.a. zu der Einschätzung:

[…] Man kann das Programm von 2010 als eine Erweiterung, Vertiefung und Zuspitzung des Programms 1997 betrachte. Erweiterung insofern, als neue Politikbereiche (wie z.B. Gesundheits- und Rentenpolitik), neue thematische Schwerpunkte der politischen Debatte in den letzten Jahren (z.B. Islamisierung) sowie neue Begriffe (z.B. Schuldkult) einbezogen werden; Vertiefung insofern, als der Bereich der Wirtschaft sehr viel intensiver bearbeitet wird; und Zuspitzung insofern, als die NS-Bezüge stärker in den Vordergrund gestellt werden. […]

Gleichwohl halten wir eine eindeutige Charakterisierung der NPD-Programmatik – einschließlich des neuen Programms – als (neo-)nationalsozialistisch für unzureichend. Die nationalsozialistische Lesart des völkischen Nationalismus ist zwar zweifellos dominant, eine eindeutige Zuordnung verkennt aber, unabhängig davon, ob es sich um taktisch motivierte Zugeständnisse respektive Anleihen handelt oder nicht, dass es Berührungspunkte sowohl mit der nationalrevolutionären Neuen Rechten als auch mit der jungkonservativen Neuen Rechten gibt. Das erstere versteht sich insofern, als die Erneuerung bzw. Radikalisierung der NPD in den 90er Jahren gerade über das Eindringen nationalrevolutionärer Impulse in die Programmatik erfolgte. […]

Insofern verleitet die Charakterisierung der NPD-Programmatik als nationalsozialistisch dazu, der NPD eine ideologische Randständigkeit zuzuweisen, die keineswegs der ideologischen Beweglichkeit Rechnung trägt, um die sich die NPD durchaus bemüht. Letztes Beispiel: Die NPD übernimmt in ihrem Programm von 2010 den Begriff des „Vorbürgerkriegs“ aus dem jungkonservativen Institut für Staatspolitik. Geprägt wurde er 2007 von Götz Kubitschek, um eine Situation zu charakterisieren, in der die „Bruchlinien“ (Kubitschek 2007, 11) einer multikulturellen Gesellschaft noch nicht offen zu Tage getreten sind: „Wem sein Vaterland lieb ist, muß den Vorbürgerkrieg gewinnen, bevor er unbeherrschbar wird. […] dieser Krieg [ist] neben dem handfesten, den die Polizei und jeder Angegriffene auf der Straße und in seinem Viertel auszufechten hat, vor allem ein geistiger Bürgerkrieg gegen die Lobbyisten der Zersetzung […].“ (Ebd, 17)

Das klingt wie ein Bündnisangebot an die Freien Kameradschaften und Autonomen Nationalisten in ihrem „Kampf um die Straße“ und wird im NPD-Parteiprogramm von 2010 dankbar aufgegriffen: „Deutschland befindet sich schon längst im Zustand eines Vorbürgerkriegs, der den Deutschen durch die Einführung einer ‚multikulturellen’ Gesellschaft aufgezwungen wurde. Deshalb wird Deutschland nicht in aller Welt, sondern in seinen Großstädten verteidigt.“

 

Den vollständigen Text des Buchbeitrags finden Sie hier: DISS Online-Bibliothek – Der völkische Nationalismus der NPD

Dieser Text macht Sie, liebe Leserin, lieber Leser, hoffentlich neugierig auf das komplette Buch. Sie können es in jeder guten Buchhandlung bestellen oder direkt beziehen über den Unrast-Verlag: Die ‘Deutsche Stimme’ der ‘Jungen Freiheit’

Lesetipp: Die neuen Rechten in Europa

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Neu erschienen ist der stark erweiterte Band zur Tagung: »Die neuen Rechten in Europa zwischen Neoliberalismus und Sozialrassismus« am 1. November 2011 in Mainz-Kastel.

Peter Bathke / Anke Hoffstadt (Hrsg.)
Die neuen Rechten in Europa
Zwischen Neoliberalismus und Rassismus

2013 Papyrossa-Verlag, Köln
362 Seiten, 18 EUR

 

Inhalt

Vorwort

1. Neoliberalismus als Ausgangspunkt für rechten Populismus und die extreme Rechte

Christina Kaindl
Neoliberalismus und Rechtsextremismus im Wandel

Katrin Reimer
Über ideologische Bearbeitungsweisen der sozialen Frage im neoliberalen Projekt

Herbert Schui
Die Wirtschaftskrise und die Legitimation des Neoliberalismus

Werner Seppmann
Dynamik der Entzivilisierung
Über die Gewalt, die aus den gesellschaftlichen Funktionsprinzipien resultiert

Claudia Haydt
Sozialabbau nach innen und Militarisierung nach außen: Kanonenfutter für neue Kriege?

2. Aufhaltsamer Aufstieg der neuen Rechten?

Sven Schönfelder
Europäischer Rechtspopulismus

Themen und Strategien

Gerd Wiegel
Rechtsverschiebung in Europa

Sergio Muzzupappa
Die Genese des Berlusconismus

Karin Priester
Das Phänomen des Berlusconismus

Arjan Vliegenthart / Hans van Heijningen
Niederlande: Das Phänomen Wilders verstehen

Alexander Häusler
Antimuslimischer Rechtspopulismus – ein Markenzeichen der modernisierten extremen Rechten in Europa

Kerstin Köditz
Der vormundschaftliche Staat – Version 2.0
Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß…

Alban Werner / Richard Gebhardt
Bedingt abkehrbereit
Warum es in der Bundesrepublik (noch) keine erfolgreiche rechtspopulistische Partei gibt

3. Ideologische Dimensionen der neuen Rechten

Christoph Butterwegge
Sarrazynismus
Eine Katastrophe für die politische Kultur der Bundesrepublik und eine Gefahr für die Demokratie

Michael Zander
Gespielte Ohnmacht
Das politische Programm des Thilo Sarrazin

Fabian Virchow
Massenmedialer Rassismus und Rechtspopulismus

Helmut Kellershohn
Auf dem Weg zum Bürgerkrieg?
Jungkonservative Medien nach den Anschlägen in Norwegen

Koray Yilmaz-Günay
Sexuelle Selbstbestimmung als Topos im antimuslimischen Rassismus

Manuela Schon
Der Moslem war’s! Ein kritischer Rückblick auf die Medienberichterstattung zu Oslo 2011

4. Humanistische Alternativen

Ulrich Maurer
Antwort der Linken auf rechten Extremismus und Terrorismus

Andrej Hunko
Mögliche Gegenstrategien der humanistischen Gesellschaft

Thomas Wagner
Mogelpackung direkte Demokratie
Die Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung im rechtspopulistischen Machtkalkül

Maike Zimmermann
bis der Aufmarsch Geschichte ist
Der Erfolg von Dresden baut auf einer längeren Entwicklung auf. Die Geschichte ist jedoch noch nicht zu Ende

Florian Wilde
Radikale Alternativen zu Neoliberalismus und neuen Rechten

Podiumsgespräch
»Gegenstrategien linker und demokratischer Kräfte«
Zum Abschluss der Tagung: »Die neuen Rechten in Europa zwischen Neoliberalismus und Sozialrassismus« am 1. November 2011 in Mainz-Kastel

Autorinnen und Autoren

Abkürzungsverzeichnis

 

 

Lesetipp: Stacheldrahtsprache

Im Stuttgarter ibidem-Verlag erschien Ende 2012 die mit 685 Seiten sehr umfangreiche Untersuchung von Katrin Huck zu extrem rechter Sprache im Internet.

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Katrin Huck
Stacheldrahtsprache
Sprachliche Grenzziehungen der extremen Rechten im Internet
Stuttgart (Ibidem-Verlag) 2012, 685 Seiten, 59,90 EUR

Im Vorwort schreibt die Autorin u.a.:

 […] Als „Stacheldrahtsprache“ verstehe ich demgegenüber eine Sprache, die sich einer Öffnung gegenüber dem Anderen verweigert. Eine Sprache, die die Ver­flochtenheit mit dem Anderen leugnet, die sich dem „Doppelgängertum“, wel­ches das Sein als Mit-Sein impliziert, verwehrt. Eine solche Sprache zeichnet sich durch sprachliche Grenzziehung aus. Sie transportiert Appelle des Aus­schlusses des Anderen, bis hin zu Appellen der Vertreibung und dem offenen Aufruf zum Mord. Sie lässt dem Anderen keine Gerechtigkeit widerfahren. Er bleibt in ihren Diskursen stimmlos. Über ihn wird lediglich geredet. Die Distanz zu ihm wird erst sprachlich konstruiert, dann penibel gewahrt. Eine Distanz, die lediglich von sprachlicher Gewalt durchbrochen wird, die den bereits ins Außen gedrängten Anderen erneut angreift und erniedrigt.
Stacheldrahtsprache konstruiert und reproduziert immer einen Innen- und einen Außenbereich. Sie weist Menschen Plätze zu, wobei die einen dem exklusiven, zum Bereich des Erhabenen und als Ort der Reinheit stilisierten, Innern sprach­lich zugeordnet werden, die anderen jedoch auf einen Nicht-Ort im Außen ver­wiesen werden. Um ihrer sprachlichen Gewalt gegen jene Verwiesenen Legiti­mation zu verleihen, ist ein Selbstbild zwischen Opfer und Elite bezeichnend für die Stacheldrahtsprache. Die konstruierte Wir-Gruppe wird als Kollektiv aufge­wertet, während gleichzeitig die Opfer der verübten sprachlichen Gewalt durch Handlungsprojektion zu Tätern und Angreifern stilisiert werden. Die Verwen­dung von Kampfwortschatz ist daher eines der zentralen Charakteristika der Sta­cheldrahtsprache, deren Sprecher sich durch Freund-Feind-Denken auszeichnen.

[…]

Die vorliegende Untersuchung folgt in Ansatz und Anspruch der Kritischen Diskursanalyse Duisburger Prägung. Diese will explizit gesellschaftliche Miss­stände aufzeigen und aktiv auf das gesellschaftliche Zusammenleben einwirken. Ebenso versteht sich diese Arbeit als sprachwissenschaftliche Analyse der Ver­fahren der Ausgrenzung und Appellen der Vertreibung des extrem rechten Dis­kurses und zielt darauf, deren sprachlichen Entwurf einer sozialen Ordnung auf ethisch-moralische Mängel zu hinterfragen.
Um aufzuzeigen, wie die extrem rechte Diskursstrategie das Internet eingliedert und für sich nutzt, müssen Untersuchungsverfahren der Kritischen Diskursana­lyse Duisburger Prägung vom Off- auf den Onlinebereich übertragen werden. […]

 

Lesetipp: Moderne Antimoderne

Die Arbeit von Volker Weiß über Arthur Moeller van den Bruck liegt jetzt gedruckt vor. Sie erschien im Verlag Ferdinand Schöningh in einer gebundenen Ausgabe auf gutem Papier, mit Lesebändchen und Personenrgister und ist angesichts des Umfangs von 548 Seiten mit 68 Euro fast noch erschwinglich.

 

 

 

Volker Weiß
MODERNE ANTIMODERNE
Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus
Ferdinand Schöningh
Paderborn • München • Wien • Zürich, 2012

 

Klappentext:

Das Leben und Werk Moeller van den Brucks (1876-1925) sind in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten. Dabei war der Kulturkritiker eine der Schlüsselfiguren im Radikalisierungsprozess des deutschen Nationalismus und Konservatismus.

Moeller van den Bruck – ein Bohemien und Faschist. Als Kunsttheoretiker nahm er regen Anteil an der Avantgarde des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, als Autor des Buchs »Das dritte Reich« entwarf er die Programmatik der »Konser­vativen Revolution« und bereitete so den Weg für den Aufstieg der NSDAP. Wie kaum ein anderer steht er für eine »alternative Moderne von rechts«, die sich jen­seits einer liberal-fortschrittlichen Demokratisierung entwickelte. Dem Leben und Werk dieses Schriftstellers, der Oswald Spengler, Hans Grimm und Carl Schmitt beeinflusste, wird mit dieser Arbeit erstmals vollständig Rechnung getragen. Sie bietet eine umfassende Einbettung des Autors in den ästhetischen und politischen Diskurs seiner Zeit und zeichnet durch die Auswertung bislang unbekannter Archivquellen ein völlig neues Bild von der Rezeption Moeller van den Brucks während der Zeit des Nationalsozialismus.

 

 

Inhaltsverzeichnis:

VORWORT ……………………………………………….. 13

EINLEITUNG ……………………………………………… 17

Problematik …………………………………………….18
Konservativ? …………………………………………
18
Revolution? ………………………………………….
19
Gliederung ……………………………………………..
20
Geschichte…………………………………………..
20
Rezeptionsgeschichte …………………………………..
22
Methodische Anmerkung ……………………………….
22
Zur Person: Arthur Moeller van den Bruck ……………………..
24
Biographische Fragmente ……………………………….
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