Radio Corax Halle: Talk über Fluchtstudie des DISS

Im deutschen Diskurs sind Geflüchtete keine Subjekte

Wie die Kriminalisierung von Seenotrettung im Fall von Carola Rackete und der Brand im September 2020 im Geflüchtetenlager Moria medial aufgegriffen wurden, ist Gegenstand des Buchs „Deutsche Rettung? Eine kritische Diskursanalyse des Fluchtdiskurses um Carola Rackete und Moria“. Darin wird genau das Sprechen über die beiden Ereignisse untersucht und gezeigt wie über Geflüchtete und Flucht gesprochen wird. Radio Corax sprach mit Milan und Anna, die an dem Buch mitgeschrieben haben, über ihre Ergebnisse und welche Rolle diese auch für die weitere Solidaritätsarbeit mit Geflüchteten spielen kann.

Das Buch „Deutsche Rettung? Eine kritische Diskursanalyse des Fluchtdiskurses um Carola Rackete und Moria“ ist vergangenen Februar im Unrast Verlag erschienen.

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DISS Neuerscheinung zum Fluchtdiskurs

Ab sofort lieferbar ist der Band 47 der Edition DISS im Unrast-Verlag:

Judith Friede, Louis Kalchschmidt, Fabian Marx, Anna-Maria Mayer, Benno Nothardt, Milan Slat, Christian Sydow

Deutsche Rettung?
Eine Kritische Diskursanalyse des Fluchtdiskurses um Carola Rackete und Moria

Das Buch ist erhältlich im guten Buchhandel oder direkt beim Unrast-Verlag.

ISBN 978-3-89771-776-3
Münster: Unrast-Verlag, 2022
310  Seiten, 24 €

 

Inhalt

Als im Juni 2019 die Kapitänin Carola Rackete dem Verbot trotzte, mit dem Seenotrettungsboot »Sea-Watch 3« im Hafen von Lampedusa anzulegen und daraufhin festgenommen wurde, brach sich eine mediale Welle der Solidarität Bahn.

Während die ZEIT noch 2018 in einem viel diskutierten Beitrag gefragt hatte, ob Seenotrettung von Geflüchteten nicht besser zu lassen sei, wurde nach der Verhaftung Racketes die Kriminalisierung humanitärer Rettungsmaßnahmen im medialen Diskurs Deutschlands unsagbar. Stattdessen rückte das Leid von Geflüchteten ins Scheinwerferlicht und Seenotretter*innen wurden als Held*innen gefeiert.

Ein Jahr später geriet die Abschottungspolitik der EU in den Fokus der medialen Öffentlichkeit, als im September 2020 das Geflüchtetenlager Moria fast komplett abbrannte. Die katastrophalen Zustände im Lager wurden scharf kritisiert; sie seien, so der Vorwurf, von Griechenland gewollt, dienten zur Abschreckung und würden von den anderen EU-Staaten insgeheim gebilligt.
Die vorliegende kritische Diskursanalyse der medialen Debatte über diese beiden Ereignisse untersucht Struktur und Verschiebungen des Sagbarkeitsfeldes, widmet sich Kollektivsymbolik und Held*innenkonstruktionen und sucht Antwort auf eine Reihe von Fragen: Inwieweit bietet der Diskurs Anschlussstellen für humane Positionen? Wo lauern Gefahren? Wird auch mit Geflüchteten diskutiert oder nur über sie? Und wird in diesem Fluchtdiskurs womöglich eine moralische deutsche Rettung inszeniert, die die Mitschuld am Sterben im Mittelmeer verdecken soll? Die Struktur- und Feinanalysen zu einzelnen Zeitungen sowie zur Held*innenkonstruktion, die auch einzeln gut lesbar sind, ermöglichen einen Einblick in transportiertes Wissen und Vermittlungsweisen, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen. So wird nicht nur deutlich, was besser nicht gesagt würde, sondern auch, welche Themen und Aussagen im Sagbarkeitsfeld fehlen.

-> Leseprobe: Einleitung

-> Inhaltsverzeichnis

 

Dank

Wir danken ganz herzlich der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die ein Projekt des DISS zur Konzeption von Workshops zum Flucht- und Migrationsdiskurs in deutschen Medien unterstützte, in dessen Kontext auch diese Studie entstanden ist.

 

Workshops / Vorträge

Bei Interesse an der Wiederholung eines Workshops wenden Sie sich gerne an das DISS.