Ein neues Protestlabel hat die Welt erobert: „Occupy!“ heißt es auf den Straßen von Sydney und Oakland bis Tel Aviv und Hongkong. Im Internet lassen sich die Proteste in Echtzeit verfolgen. Immer wieder berufen sich die europäischen, israelischen und US-amerikanischen Bewegungen auf den ‚arabischen Frühling‘. In dessen Ursprungsland, also Tunesien, hat die Bevölkerung nun ein knappes Jahr nach dem Beginn der Jasmin-Revolution eine verfassungsgebende Versammlung gewählt – und dabei auch religiös-konservative Politikansätze gestärkt.
Was haben die westlichen Protestbewegungen mit den demokratischen und sozialen Aufständen in der arabischen Welt zu tun? Hängen sie überhaupt zusammen? Auf welche Werte berufen sich die Aktiven jeweils, und welche Begründungstraditionen werden thematisiert? Welche Tendenzen sind zu erkennen und wie könnte es weitergehen? Diesen Fragen widmet sich unser Schwerpunkt.
Die Artikel im Einzelnen:
- Die deutsche (Hoch-)Sprache als Eintrittskarte…
…in die Chefetagen und die deutsche Nation überhaupt. Einige Bemerkungen zu den Fallstricken des gesunden Menschenverstandes. Von Siegfried Jäger. - Das Stigma „Gutmensch“
Der Begriff „Gutmensch“ ist in der politischen Rede mittlerweile zu einem Kampfbegriff geworden. Von Astrid Hanisch und Margarete Jäger. - Facetten des antimuslimischen Diskurses
Hannah Schultes rezensiert Farid Hafez (Hg.), Jahrbuch für Islamophobieforschung 2011.
- Ein Hype in all seiner entlarvenden Schönheit
Siegfried Jäger rezensiert Sebastian Friedrich (Hg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft. - „Das hat doch nichts mit uns zu tun!“
Die Anschläge in Norwegen in deutschsprachigen Medien. Von Ekaterina Jadtschenko, Marc Jacobsen und Regina Wamper.
DISS-Journal Schwerpunkt: Arabischer Frühling, europäischer Herbst?
- Athen: Metropolitane Blockade, direkte Demokratie
Von Margarita Tsomou, Vassilis Tsianos, Dimitris Papadopoulos. - Spanien: Die Rechte nutzt die Unzufriedenheit über die Soziale Ungerechtigkeit aus
Von Xavier Giró. - „Unser Schutzschild ist das Buch!“
Stimmen aus dem Studierendenkollektiv, Fakultät Politikwissenschaften, Universität Sapienza, Rom. Das Gespräch führte Jörg Senf. - Die israelische Protestbewegung: to eat the cake and have it
Von Moshe Zuckermann. - „Ich spreche über die Veränderung der grundlegenden Werte“
Rede zur Versammlung Occupy Wall Street, am 6. Oktober 20111, von Naomi Klein. - „Wenn man über das Militär spricht, dann spricht man über Geheimnisse…“
Ein Interview mit Mohammed Abdel Rahem. Das Gespräch führte Jobst Paul. - Wie finanzieren wir nach der Revolution die soziale Gerechtigkeit in Ägypten?
Von Wael Gamal - Die Sonne – neuer Rohstoff des Postkolonialismus
Desertec und die ewig gleichen Gerechtigkeitsvorstellungen europäischer Konzerne. Von Thomas Wachtel. - Freiheit ja! – Gerechtigkeit nein!
Eine Allianz zwischen arabischem Kulturkonservatismus und den Konzernen könnte die Occupy-Bewegung in Bedrängnis bringen. Ein Kommentar von Jobst Paul.
- Das Novemberpogrom 1938 in Duisburg
Von Robin Heun. - Die Darstellung von Juden und Judentum in deutschen fundamentalistisch christlichen Publikationen
Zu einem geplanten Forschungsprojekt. Von Martin Dietzsch und Regina Wamper. - Auch antisemitische Diskurse brechen nicht einfach ab
Das Image von Juden in aktuellen Diskursen der gesellschaftlichen Mitte und seine Genese. Siegfried Jäger rezensiert Susannah Heschel, The Aryan Jesus. Christian Theologians and the Bible in Nazy Germany. - Und ewig droht der Untergang
Helmut Kellershohn rezensiert Volker Weiß, Deutschlands Neue Rechte. Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin. - Die extreme Rechte in Nordrhein-Westfalen 1946-1971
Ein Untersuchungsbericht von Michael Lausberg - Facebook: Was das Netzwerk mit uns macht
Rolf van Raden rezensiert Oliver Leistert, Theo Röhle (Hg.), Generation Facebook. Über das Leben im Social Net. - Burnout: Wann darf man heutzutage psychisch krank werden?
Diskursive Rahmenbedingungen für präventiven Arbeits- und Gesundheitsschutz. Von Ursula Kreft.
Das DISS-Journal 22 komplett als pdf-Datei.