Zollverein contra Contra-NRW

Förderturm Zollverein

Zivilcourage gegen Rechts
Die Stiftung Zollverein wehrt sich erfolgreich gegen die Jugendorganisation von PRO-NRW

Autor: Lenard Suermann

Bei den Landatgswahlen am 9. Mai in NRW bemüht sich die extreme Rechte wieder einmal, die Ein-Prozent-Hürde zu überspringen, um an die Wahlkampfkostenerstattung heranzukommen. ((vgl. dazu Thomas Sager: Revierkämpfe, in bnr 4/2010, http://www.bnr.de/content/revierkaempfe)) Außer den Republikanern und der NPD steht zum ersten Mal auch die „Bürgerbewegung PRO-NRW“ auf dem Wahlzettel. Neben der Fokussierung auf eine populistisch aufbereitete Islamfeindlichkeit ist das Bemühen dieser Partei charakteristisch, in der „bürgerlichen Mitte“ anzudocken. Dies geschieht nicht zuletzt über die Inszenierung eines scheinbar harmlosen Lokalpatriotismus:

„Die Stärke der Menschen hier gründet in der regionalen Vielfalt der Westfalen und Rheinländer, der Sauerländer und Siegerländer, und nicht zuletzt der Arbeiter im Ruhrgebiet, denen Deutschland den Wiederaufstieg zur Industrienation nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich mit zu verdanken hat.“ ((prowaehlen.wordpress.com/pro/))

Obwohl die „Bürgerbewegung“ ihre rassistische Ausrichtung nur oberflächlich tarnt, werden sie in der Medienberichterstattung oft nicht eindeutig der extremen Rechten zugeordnet. Ihre Aktivisten bestehen gleichwohl zu einem guten Teil aus ehemaligen Parteigängern extrem rechter Parteien. Umso wichtiger ist es für sie, dass das angestrebte bürgerlich-konservative Image mit anschlussfähigen Traditionslinien unterfüttert wird.

Dies dachte sich wohl auch die Ruhrgebiets-Sektion der Jugendorganisation von PRO-NRW. Den regionalen Bezug auf deren auf den ersten Blick wenig radikal wirkenden Internetauftritt sollte die Abbildung des Doppelbock-Förderturms der Essener Zeche Zollverein schaffen. Als Teil des Banners fiel der charakteristische Förderturm sofort ins Auge. Dieser steht nicht nur für die industrielle Entwicklung der Region, denn nach der Stilllegung wandelte sich die Zeche zu einem Zentrum für Kunst und Kultur. Dass die PRO-Jugend allerdings einen anderen Kulturbegriff pflegt, wurde bereits im Begrüßungstext deutlich. Unter anderem heißt es dort:

„Wir haben keine Lust auf Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Ausbeutung und den Verlust unserer Kultur und deren abendländischen Werte. Wir wollen endlich wieder in einem Deutschland leben, indem man sich auch noch nachts raus trauen kann und sich zu seiner Kultur bekennen darf, ohne gleich abgestempelt zu werden. Waren es einst Tugend und Werte die uns zum Volk der Dichter und Denker machte, so richten uns heute Multikulti, Überfremdung, Linksextremismus und Drogen hin. (…) Besinne Dich zurück auf unsere Werte und Kämpfe auch Du für ein zukunftssicheres Deutschland, indem es sich noch lohnt als Einheimischer zu wohnen und zu leben.“ ((www.ruhrgebiet-jugend.de/index.html))

Und in ihrem Partei- und Wahlprogramm fordert PRO-NRW:

[…] eine klare Absage an die Unterstützung avantgardistischer Projekte, die für den Normalbürger nicht von Interesse sind. Die Avantgarde verdient den Respekt der Landesregierung – aber keine Ausstattung mit Steuermitteln […]“ ((http://www.pro-nrw.org/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=260))

Nachdem die Stiftung Zollverein auf diesen Missbrauch hingewiesen wurde, mahnte diese die jugendlichen Kulturpessimisten umgehend ab und drohte mit juristischen Schritten. Letztere gaben klein bei und begnügen sich seither mit einer recht kargen, weil teils leeren „Weltnetzseite“ – ohne Förderturm.

Bildschirmfoto
PRO-Seite ohne Förderturm, Bildschirmfoto 25.2.2010

Der AK-Rechts des DISS gratuliert der Stiftung Zollverein für das couragierte und konsequente Handeln!

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