Im Volltext: Der völkische Nationalismus der NPD

In der DISS Online-Bibliothek veröffentlichen wir den Aufsatz

Der völkische Nationalismus der NPD

aus der Neuerscheinung

Die ‘Deutsche Stimme’ der ‘Jungen Freiheit’
Lesarten des völkischen Nationalismus in zentralen Publikationen der extremen Rechten
Edition DISS Bd. 23, Februar 2013, ISBN 978-3-89771-752-7, UNRAST Verlag, Münster, 329 Seiten, 28 EUR

 

Helmut Kellershohn analysiert darin die Kernideologeme der aktuellen NPD-Programmatik, wobei die Programme von 1996 und 2010 im Mittelpunkt stehen, zudem einige weitere offiziöse Dokumente.

Der Autor kommt als Ergebnis seiner Analyse u.a. zu der Einschätzung:

[…] Man kann das Programm von 2010 als eine Erweiterung, Vertiefung und Zuspitzung des Programms 1997 betrachte. Erweiterung insofern, als neue Politikbereiche (wie z.B. Gesundheits- und Rentenpolitik), neue thematische Schwerpunkte der politischen Debatte in den letzten Jahren (z.B. Islamisierung) sowie neue Begriffe (z.B. Schuldkult) einbezogen werden; Vertiefung insofern, als der Bereich der Wirtschaft sehr viel intensiver bearbeitet wird; und Zuspitzung insofern, als die NS-Bezüge stärker in den Vordergrund gestellt werden. […]

Gleichwohl halten wir eine eindeutige Charakterisierung der NPD-Programmatik – einschließlich des neuen Programms – als (neo-)nationalsozialistisch für unzureichend. Die nationalsozialistische Lesart des völkischen Nationalismus ist zwar zweifellos dominant, eine eindeutige Zuordnung verkennt aber, unabhängig davon, ob es sich um taktisch motivierte Zugeständnisse respektive Anleihen handelt oder nicht, dass es Berührungspunkte sowohl mit der nationalrevolutionären Neuen Rechten als auch mit der jungkonservativen Neuen Rechten gibt. Das erstere versteht sich insofern, als die Erneuerung bzw. Radikalisierung der NPD in den 90er Jahren gerade über das Eindringen nationalrevolutionärer Impulse in die Programmatik erfolgte. […]

Insofern verleitet die Charakterisierung der NPD-Programmatik als nationalsozialistisch dazu, der NPD eine ideologische Randständigkeit zuzuweisen, die keineswegs der ideologischen Beweglichkeit Rechnung trägt, um die sich die NPD durchaus bemüht. Letztes Beispiel: Die NPD übernimmt in ihrem Programm von 2010 den Begriff des „Vorbürgerkriegs“ aus dem jungkonservativen Institut für Staatspolitik. Geprägt wurde er 2007 von Götz Kubitschek, um eine Situation zu charakterisieren, in der die „Bruchlinien“ (Kubitschek 2007, 11) einer multikulturellen Gesellschaft noch nicht offen zu Tage getreten sind: „Wem sein Vaterland lieb ist, muß den Vorbürgerkrieg gewinnen, bevor er unbeherrschbar wird. […] dieser Krieg [ist] neben dem handfesten, den die Polizei und jeder Angegriffene auf der Straße und in seinem Viertel auszufechten hat, vor allem ein geistiger Bürgerkrieg gegen die Lobbyisten der Zersetzung […].“ (Ebd, 17)

Das klingt wie ein Bündnisangebot an die Freien Kameradschaften und Autonomen Nationalisten in ihrem „Kampf um die Straße“ und wird im NPD-Parteiprogramm von 2010 dankbar aufgegriffen: „Deutschland befindet sich schon längst im Zustand eines Vorbürgerkriegs, der den Deutschen durch die Einführung einer ‚multikulturellen’ Gesellschaft aufgezwungen wurde. Deshalb wird Deutschland nicht in aller Welt, sondern in seinen Großstädten verteidigt.“

 

Den vollständigen Text des Buchbeitrags finden Sie hier: DISS Online-Bibliothek – Der völkische Nationalismus der NPD

Dieser Text macht Sie, liebe Leserin, lieber Leser, hoffentlich neugierig auf das komplette Buch. Sie können es in jeder guten Buchhandlung bestellen oder direkt beziehen über den Unrast-Verlag: Die ‘Deutsche Stimme’ der ‘Jungen Freiheit’

DISS-Neuerscheinung: DSJF

Soeben ist ein neuer Band in der Edition DISS im Unrast-Verlag erschienen.

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Helmut Kellershohn (Hg.)
Die ‚Deutsche Stimme‘ der ‚Jungen Freiheit‘
Lesarten des völkischen Nationalismus in zentralen Publikationen der extremen Rechten

Edition DISS Bd. 23, 1. Auflage, Februar 2013, ISBN 978-3-89771-752-7, UNRAST Verlag, Münster
329 Seiten, 28 EUR

In den letzten Jahren sind diverse Untersuchungen zum Mediennetz der extremen Rechten wie auch zu einzelnen Publikationsorganen erschienen. Gleichwohl gibt es bislang keine vergleichende Untersuchung zu den beiden wichtigsten Leitorganen der extremen Rechten, der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme.

Beide Zeitungen repräsentieren Strömungen, die unterschiedliche strategische Optionen verfolgen. Die Wochenzeitung Junge Freiheit steht für das das jungkonservative Lager der Neuen Rechten, das sich dem Kampf wider die Dekadenz‘ verschrieben hat, auf die ideologische Umorientierung der Eliten und ‚Leistungsträger‘ zielt, für eine konservative Basisbewegung‘ wirbt und – zum Teil zumindest – rechtspopulistische Parteiansätze unterstützt. Das monatlich erscheinende Parteiorgan der NPD, die Deutsche Stimme, versteht sich dagegen als Sprachrohr einer ‚Fundamentalopposition von Rechts‘, die sich mehr oder weniger offen in die Tradition des nationalsozialistischen Kampfes gegen das ‚System‘ stellt, aber auch auf jungkonservative und national-revolutionäre Ideen zurückgreift.

Das vorliegende Buch geht von der These aus, dass trotz unterschiedlicher strategischer Optionen strömungsübergreifend ideologische Gemeinsamkeiten feststellbar sind, die es erlauben, von einem Grundbestand völkisch-nationalistischer Kernideologeme zu sprechen. Diese werden in unterschiedlicher Weise artikuliert, das heißt: In beiden untersuchten Leitorganen sind, den jeweiligen strategischen Optionen entsprechend, unterschiedliche Lesarten des völkischen Nationalismus identifizierbar.

 

Inhalt

Helmut Kellershohn
Zur Einführung

Helmut Kellershohn
Der völkische Nationalismus der NPD
Grundzüge der NPD-Programmatik

Jens Zimmermann/Regina Wamper
Völkisch und sozial?
Neonazistische Agitation gegen die neue EU-Freizügigkeit

Helmut Kellershohn
Der »wahre« Konservatismus der Jungen Freiheit

Regina Wamper
»Das Gerücht über die Juden«
Antisemitismus in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Michael Lausberg
Das Thema Migration in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Paul Bey/Laurin Walter
Geschlechterdiskurse in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Lenard Suermann
Schuldabwehr und Opfermythos
Geschichtspolitik in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Giesbert Hunold/Helmut Kellershohn
Die Abschaffer
Parteienkritik in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme

Mark Haarfeldt
Extrem rechte Perspektiven einer »souveränen« deutschen Außenpolitik

Michael Lausberg
Biographische Angaben zu einigen extrem rechten Publizisten_innen

 

Das Buch ist erhältlich in jeder GUTEN Buchhandlung oder direkt beim UNRAST-Verlag.

 

 

Lesetipp: Die neuen Rechten in Europa

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Neu erschienen ist der stark erweiterte Band zur Tagung: »Die neuen Rechten in Europa zwischen Neoliberalismus und Sozialrassismus« am 1. November 2011 in Mainz-Kastel.

Peter Bathke / Anke Hoffstadt (Hrsg.)
Die neuen Rechten in Europa
Zwischen Neoliberalismus und Rassismus

2013 Papyrossa-Verlag, Köln
362 Seiten, 18 EUR

 

Inhalt

Vorwort

1. Neoliberalismus als Ausgangspunkt für rechten Populismus und die extreme Rechte

Christina Kaindl
Neoliberalismus und Rechtsextremismus im Wandel

Katrin Reimer
Über ideologische Bearbeitungsweisen der sozialen Frage im neoliberalen Projekt

Herbert Schui
Die Wirtschaftskrise und die Legitimation des Neoliberalismus

Werner Seppmann
Dynamik der Entzivilisierung
Über die Gewalt, die aus den gesellschaftlichen Funktionsprinzipien resultiert

Claudia Haydt
Sozialabbau nach innen und Militarisierung nach außen: Kanonenfutter für neue Kriege?

2. Aufhaltsamer Aufstieg der neuen Rechten?

Sven Schönfelder
Europäischer Rechtspopulismus

Themen und Strategien

Gerd Wiegel
Rechtsverschiebung in Europa

Sergio Muzzupappa
Die Genese des Berlusconismus

Karin Priester
Das Phänomen des Berlusconismus

Arjan Vliegenthart / Hans van Heijningen
Niederlande: Das Phänomen Wilders verstehen

Alexander Häusler
Antimuslimischer Rechtspopulismus – ein Markenzeichen der modernisierten extremen Rechten in Europa

Kerstin Köditz
Der vormundschaftliche Staat – Version 2.0
Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß…

Alban Werner / Richard Gebhardt
Bedingt abkehrbereit
Warum es in der Bundesrepublik (noch) keine erfolgreiche rechtspopulistische Partei gibt

3. Ideologische Dimensionen der neuen Rechten

Christoph Butterwegge
Sarrazynismus
Eine Katastrophe für die politische Kultur der Bundesrepublik und eine Gefahr für die Demokratie

Michael Zander
Gespielte Ohnmacht
Das politische Programm des Thilo Sarrazin

Fabian Virchow
Massenmedialer Rassismus und Rechtspopulismus

Helmut Kellershohn
Auf dem Weg zum Bürgerkrieg?
Jungkonservative Medien nach den Anschlägen in Norwegen

Koray Yilmaz-Günay
Sexuelle Selbstbestimmung als Topos im antimuslimischen Rassismus

Manuela Schon
Der Moslem war’s! Ein kritischer Rückblick auf die Medienberichterstattung zu Oslo 2011

4. Humanistische Alternativen

Ulrich Maurer
Antwort der Linken auf rechten Extremismus und Terrorismus

Andrej Hunko
Mögliche Gegenstrategien der humanistischen Gesellschaft

Thomas Wagner
Mogelpackung direkte Demokratie
Die Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung im rechtspopulistischen Machtkalkül

Maike Zimmermann
bis der Aufmarsch Geschichte ist
Der Erfolg von Dresden baut auf einer längeren Entwicklung auf. Die Geschichte ist jedoch noch nicht zu Ende

Florian Wilde
Radikale Alternativen zu Neoliberalismus und neuen Rechten

Podiumsgespräch
»Gegenstrategien linker und demokratischer Kräfte«
Zum Abschluss der Tagung: »Die neuen Rechten in Europa zwischen Neoliberalismus und Sozialrassismus« am 1. November 2011 in Mainz-Kastel

Autorinnen und Autoren

Abkürzungsverzeichnis

 

 

Netzfundstück: Dirk Niebel

In der Online-Ausgabe der WAZ lesen wir: FDP-Minister Dirk Niebel fordert Wahlrecht für Kinder. (3.1.2013)

Für praktikabel hält es der FDP-Minister, wenn Eltern das Wahlrecht ihrer Kinder treuhänderisch wahrnehmen würden.

Es ist immer wieder beunruhigend, wenn Vertreter der Eliten, wie der amtierende Minister Niebel oder der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof, antidemokratische Rezepte von vorvorgestern als „Reformprojekt“ für die Zukunft präsentieren.

Helmut Kellershohn schrieb bereits im vorletzten DISS-Journal über das Original, das heute plagiiert wird: die Konzepte für eine „Staatsumbau“, die in der Spätphase der Weimarer Republik von jungkonservativen Eliten entwickelt wurden. Lesen Sie den Artikel im DISS-Journal 23: Demokratie als Baustelle.

Auf seinem Blog Amore e rabbia kommentierte auch Helmut Loeven den Vorstoß von Dirk Niebel. Sein satirisches Statement trägt die Überschrift Parlament: arisch.

 

 

Lesetipp: Stacheldrahtsprache

Im Stuttgarter ibidem-Verlag erschien Ende 2012 die mit 685 Seiten sehr umfangreiche Untersuchung von Katrin Huck zu extrem rechter Sprache im Internet.

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Katrin Huck
Stacheldrahtsprache
Sprachliche Grenzziehungen der extremen Rechten im Internet
Stuttgart (Ibidem-Verlag) 2012, 685 Seiten, 59,90 EUR

Im Vorwort schreibt die Autorin u.a.:

 […] Als „Stacheldrahtsprache“ verstehe ich demgegenüber eine Sprache, die sich einer Öffnung gegenüber dem Anderen verweigert. Eine Sprache, die die Ver­flochtenheit mit dem Anderen leugnet, die sich dem „Doppelgängertum“, wel­ches das Sein als Mit-Sein impliziert, verwehrt. Eine solche Sprache zeichnet sich durch sprachliche Grenzziehung aus. Sie transportiert Appelle des Aus­schlusses des Anderen, bis hin zu Appellen der Vertreibung und dem offenen Aufruf zum Mord. Sie lässt dem Anderen keine Gerechtigkeit widerfahren. Er bleibt in ihren Diskursen stimmlos. Über ihn wird lediglich geredet. Die Distanz zu ihm wird erst sprachlich konstruiert, dann penibel gewahrt. Eine Distanz, die lediglich von sprachlicher Gewalt durchbrochen wird, die den bereits ins Außen gedrängten Anderen erneut angreift und erniedrigt.
Stacheldrahtsprache konstruiert und reproduziert immer einen Innen- und einen Außenbereich. Sie weist Menschen Plätze zu, wobei die einen dem exklusiven, zum Bereich des Erhabenen und als Ort der Reinheit stilisierten, Innern sprach­lich zugeordnet werden, die anderen jedoch auf einen Nicht-Ort im Außen ver­wiesen werden. Um ihrer sprachlichen Gewalt gegen jene Verwiesenen Legiti­mation zu verleihen, ist ein Selbstbild zwischen Opfer und Elite bezeichnend für die Stacheldrahtsprache. Die konstruierte Wir-Gruppe wird als Kollektiv aufge­wertet, während gleichzeitig die Opfer der verübten sprachlichen Gewalt durch Handlungsprojektion zu Tätern und Angreifern stilisiert werden. Die Verwen­dung von Kampfwortschatz ist daher eines der zentralen Charakteristika der Sta­cheldrahtsprache, deren Sprecher sich durch Freund-Feind-Denken auszeichnen.

[…]

Die vorliegende Untersuchung folgt in Ansatz und Anspruch der Kritischen Diskursanalyse Duisburger Prägung. Diese will explizit gesellschaftliche Miss­stände aufzeigen und aktiv auf das gesellschaftliche Zusammenleben einwirken. Ebenso versteht sich diese Arbeit als sprachwissenschaftliche Analyse der Ver­fahren der Ausgrenzung und Appellen der Vertreibung des extrem rechten Dis­kurses und zielt darauf, deren sprachlichen Entwurf einer sozialen Ordnung auf ethisch-moralische Mängel zu hinterfragen.
Um aufzuzeigen, wie die extrem rechte Diskursstrategie das Internet eingliedert und für sich nutzt, müssen Untersuchungsverfahren der Kritischen Diskursana­lyse Duisburger Prägung vom Off- auf den Onlinebereich übertragen werden. […]

 

Lesetipp: Moderne Antimoderne

Die Arbeit von Volker Weiß über Arthur Moeller van den Bruck liegt jetzt gedruckt vor. Sie erschien im Verlag Ferdinand Schöningh in einer gebundenen Ausgabe auf gutem Papier, mit Lesebändchen und Personenrgister und ist angesichts des Umfangs von 548 Seiten mit 68 Euro fast noch erschwinglich.

 

 

 

Volker Weiß
MODERNE ANTIMODERNE
Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus
Ferdinand Schöningh
Paderborn • München • Wien • Zürich, 2012

 

Klappentext:

Das Leben und Werk Moeller van den Brucks (1876-1925) sind in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten. Dabei war der Kulturkritiker eine der Schlüsselfiguren im Radikalisierungsprozess des deutschen Nationalismus und Konservatismus.

Moeller van den Bruck – ein Bohemien und Faschist. Als Kunsttheoretiker nahm er regen Anteil an der Avantgarde des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, als Autor des Buchs »Das dritte Reich« entwarf er die Programmatik der »Konser­vativen Revolution« und bereitete so den Weg für den Aufstieg der NSDAP. Wie kaum ein anderer steht er für eine »alternative Moderne von rechts«, die sich jen­seits einer liberal-fortschrittlichen Demokratisierung entwickelte. Dem Leben und Werk dieses Schriftstellers, der Oswald Spengler, Hans Grimm und Carl Schmitt beeinflusste, wird mit dieser Arbeit erstmals vollständig Rechnung getragen. Sie bietet eine umfassende Einbettung des Autors in den ästhetischen und politischen Diskurs seiner Zeit und zeichnet durch die Auswertung bislang unbekannter Archivquellen ein völlig neues Bild von der Rezeption Moeller van den Brucks während der Zeit des Nationalsozialismus.

 

 

Inhaltsverzeichnis:

VORWORT ……………………………………………….. 13

EINLEITUNG ……………………………………………… 17

Problematik …………………………………………….18
Konservativ? …………………………………………
18
Revolution? ………………………………………….
19
Gliederung ……………………………………………..
20
Geschichte…………………………………………..
20
Rezeptionsgeschichte …………………………………..
22
Methodische Anmerkung ……………………………….
22
Zur Person: Arthur Moeller van den Bruck ……………………..
24
Biographische Fragmente ……………………………….
24 „Lesetipp: Moderne Antimoderne“ weiterlesen

„Befreite Zone“ Thule-Netz?

Aus aktuellem Anlass dokumentieren wir einen Beitrag aus dem Jahr 1997. Martin Dietzsch und Anton Maegerle publizierten damals in dem Sammelband Das Netz des Hasses ((Stiftung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Das Netz des Hasses. Rassistische, rechtsextreme und neonazistische Propaganda im Internet. Wien (Deuticke) 1997, S. 170-192.)) einen Artikel zum damaligen Neonazi-Mailboxnetz: „Befreite Zone“ Thule-Netz?

Der Gegenstand dieses Artikels erlangte durch das Auffliegen der Terrorgruppe NSU erneut Relevanz. Die späteren NSUler wurden durch das neonazistische Milieu von Mitte der 1990er Jahre geprägt, dessen Bestandteil und Spiegel das Thule-Netz war. Einige Exponenten, die zum direkten Umfeld des NSU gezählt werden können, waren aktive Teilnehmer dieses Netzes. So z.B. Kai Dalek (alias Undertaker), dem in Medienberichten inzwischen nachgesagt wird, er sei gleichzeitig V-Mann gewesen, und auch vom THS-Führer und V-Mann Tino Brand heißt es, er soll über Thule kommuniziert haben. Das sollte Grund genug sein, sich die Dokumente und Auswertungen von damals noch einmal genauer anzusehen.

Unsere Autoren kamen 1997 zu dem Fazit:

„Gefährlich ist dieses Netz nicht wegen der Nutzung moderner Technik, sondern weil die Neonazi-Szene, aus der sich Teilnehmer und Betreiber rekrutieren, gefährlich ist und nach wie vor in ihrer terroristischen Dimension unterschätzt wird.“

Lesen Sie bitte den vollständigen Beitrag in der DISS Online-Bibliothek:
Martin Dietzsch und Anton Maegerle: “Befreite Zone” Thule-Netz?

*

Lesenswert ist in diesem Zusammenhang auch die aktuelle Recherche des AIDA-Archivs aus München: NSU in Bayern (Teil 1)

Patrick Gensing auf dem Publikative-Blog: Waren wir alle blind?

Auf dem österreichischen Blog Stoppt die Rechten wird darauf hingewiesen, dass der im Artikel erwähnte ehemalige  Betreiber der österreichischen Thule-Mailbox derzeit in Wien wieder vor Gericht steht: Neonazis: Nicht alle sind blind!

 

 

DISS Workshop 29.9.2012

 

DISS Workshop 29. September 2012
Autoritärer Etatismus und extreme Rechte

Tagungsort: Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung, Siegstraße 15, 47051 Duisburg
Zeit: Samstag, 29.09.2009 / 15.00 Uhr – 19.00 Uhr

Nicos Poulantzas’ Staatstheorie ist ein origineller und wichtiger Beitrag zur Theorie des Staates und zur Analyse des kapitalistischen Staates. Insbesondere seine Thesen zum Autoritären Etatismus, obwohl 30 Jahre zurückliegend, sind von großer Bedeutung für die Analyse der aktuellen Veränderungen bürgerlicher Demokratie. Inwieweit auch die Erforschung der extremen Rechten davon profitieren kann, ist eine Fragestellung des Workshops.

Programm

15.00 Uhr Begrüßung

15.15 – 16.00 Wolfgang Kastrup:
Kurze Einführung in Leben und Werk von Nicos Poulantzas

16.00 – 17.30 Stephan Adolphs / Serhat Karakayali:
Das Konzept des Autoritären Etatismus bei Nicos Poulantzas.
Darstellung, Kritik und weiterführende Fragestellungen

17.30 – 18.00 Pause

18.00 – 19.00 Diskussion:
Lässt sich das Konzept des Autoritären Etatismus für die Erforschung der extremen Rechten fruchtbar machen?

19.00 Abendessen

 

Zu den Referenten: Stephan Adolphs und Serhat Karakayali arbeiten am Institut für Soziologie der Universität Halle-Wittenberg. Wolfgang Kastrup ist Mitarbeiter des DISS.

Eine kurze Information über Leben und Werk von Nicos Polantzas finden Sie im Wikipedia-Artikel unter http://de.wikipedia.org/wiki/Nicos_Poulantzas
Lesen Sie bitte auch den Artikel von John Kannankulam:
Autoritärer Etatismus und Populismus der Neuen Mitte

Die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist begrenzt. Wir bitten um eine frühzeitige verbindliche Anmeldung. Kontakt: m.dietzsch@diss-duisburg.de

 

 

Netzfundstücke: Rostock-Lichtenhagen nach 20 Jahren

In seinem Beitrag Rassismus, Mob und Flächenbrand für publikative.org erinnert der Journalist Kai Budler an die pogromartigen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 20 Jahren und spannt den Bogen bis in die Gegenwart. Er wirft dabei auch einen kritischen Blick auf „Lichterketten“ und auf den späteren „Aufstand der Anständigen“. Der Autor fordert, den institutionellen Rassismus und den Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft stärker zu thematisieren.

Er bezieht sich u.a. auch auf einen Artikel von Siegfried Jäger im DISS-Journal, den Sie hier im Original nachlesen können:
Nur ein Sommerlochtraum. Die Kampagne gegen Rechts in Medien und Politik. Von Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 7 (2001)

Netzfundstück: SZ über umstrittene Abschiebung

Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 18. Juni 2012 über einen besonders drastischen Fall von Abschiebung in Niedersachsen. Neben Pro Asyl und einigen hochrangigen Politikern hat auch das DISS versucht, im konkreten Fall zu intervenieren. Bisher waren alle Bemühungen vergeblich. Die SZ berichtet, dass Pro Asyl gegen den Verstoß gegen die  Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen protestiert und die Einsetzung einer unabhängigen Institution zum institutionellen Rassismus fordert. Weiter heißt es in dem Artikel:

Hinter die Forderung gestellt hat sich auch der Flüchtlingsrat Niedersachsen sowie das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. In einem Brief des Instituts an Ministerpräsident McAllister heißt es, die Abschiebung und die Verweigerung einer Zusammenführung der Familie Siala/Salame müsse als „besonders eklatanter Fall von institutionellem Rassismus bewertet werden“.

Lesen Sie bitte den vollständigen Artikel hier:
Umstrittene Abschiebung in Niedersachsen – In Sturheit gefangen