Die Rede von der gesunden deutschen Nation

Eine kritische, diskursanalytische Skizze zu einer Rede von Joachim Gauck.

Von Sebastian Reinfeldt

„Man vergisst nicht, wenn man vergessen will…“ (Friedrich Nietzsche)

Diese kritische, diskursanalytische ((Zur kritischen Diskursanalyse siehe: Siegfried Jäger, Kritische Diskursanalyse. Duisburg/Münster 2004; Jürgen Link, Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird. Göttingen 2006; Sebastian Reinfeldt, Nicht-Wir und Die-da, Wien 2000)) Skizze entsteht im Februar 2012, in einer Situation, in der klar ist, dass es einen Kandidaten der politischen Mehrheit für das Amt des deutschen Bundespräsidenten geben wird – den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck, der bereits zur Wahl angetreten, aber damals gegen den späteren Bundespräsidenten Wulff unterlegen war. Eigentlich ein Ereignis, das auf eine zwischenzeitliche Verschiebung der innenpolitischen Kräfteverhältnisse in Deutschland hinzudeuten scheint, und der bedeuten kann, dass die regierende politische Konstellation die Führung verloren haben könnte.

Unerwartet und spontan war diese gemeinsame Nominierung des eigentlichen (SPD und Grünen-) Oppositionskandidaten, und zwar deshalb, weil sie nur dadurch möglich wurde, dass der regierende Block auseinander bricht und der von ihr gewählte Bundespräsident an seinen Ungeschicklichkeiten scheitert.

Machtpolitisch sieht es daher wie ein Sieg der Opposition aus, und auch die medial erzeugte Zustimmung zu dem Kandidaten (den die Kanzlerin Angela Merkel zuerst nicht gewollt hatte) scheint anzuzeigen, dass hier etwas im politische Gefüge passiert ist, von dem der zu wählende Person nur ein Symptom darstellt.

Nur ein Symptom? Vielleicht. Aber auch dieses Symptom zu verstehen scheint nicht so leicht zu sein. Ist ein neuer politischer Krisen-Block aus CDU+CSU+SPD+Grüne+FDP entstanden, der in Zukunft „harte Entscheidungen“, die in Zeiten der Krise notwendig gemacht werden, gemeinsam abstimmt und der sich den Kandidaten Gauck als „Mittler“ gesucht hat?

Die Aufregung über dessen Nominierung in den Medien und im Internet könnte bedeuten, dass sich hier eine hegemoniale Verschiebung ereignet hat, die nachhaltig wirken und den politischen Diskurs formen wird. Immerhin wird dies ein Präsident einer deutlichen Mehrheit der Bundesversammlung sein, und man erwartet, dass „er“ „etwas mit Substanz“ zu sagen habe.

Deshalb scheint es lohnend, den Diskurs dieses Präsidenten der parlamentarischen Mehrheit zu analysieren, und zwar anhand einer Rede, die einen Kern des Selbstverständnisses Deutschlands betrifft: den Umgang mit der Vergangenheit. Der Bezug ist eine Rede, die Joachim Gauck 2006 bei der Robert Bosch Stiftung gehalten hat. Sie trägt den Titel „Welche Erinnerungen braucht Europa?“ ((Das Manuskript ist im Internet erhältlich unter: https://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:7Y90TM3yLb4J:www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/Stiftungsvortrag_Gauck.pdf+&hl=de&pid=bl&srcid=ADGEESi0BCV-F3g4hXbTsuI_tJSoPGAiIwDgveFoKj-1AM3G0FQ5Vdz50ngz6RI1J6qgjQz6bgW4PmpKe8CL61c_M8ucB1QaUmZqwaHFoe38mb3PNozwxymIW7YinhRx_MooOv53z7tU&sig=AHIEtbT_O9qBd7hVtSDmaXgmbLJY8kMR9A Es wird aus dieser Vorlage zitiert.))

In dieser Rede räsonniert er über eine angemessene Form, den großen Verbrechen des 20 Jahrhunderts zu gedenken. Zu erinnern sei an die Toten des Holocaust und des Stalinismus.

Er argumentiert, dass nur, wenn sich der Wahrheit der damaligen Ereignisse und Taten gestellt werden würde, eine Gesundung eintreten könne. Und er äußert sich sehr skeptisch über die Chancen, europäische Erinnerungsformen zu finden, obwohl – und darauf scheint es ihm anzukommen – kollektive Verbrechen nicht nur in Deutschland zu finden sind.

Diese Verknüpfung von West- mit Ost-Erinnern ist nicht nur von historischer Bedeutung. Denn wenn der Kampf um die Wahrheit des Holocaust die BRD kennzeichnet, dann steht die Verarbeitung des DDR-Unrechts auf Seiten des anderen Deutschlands. Gauck formuliert in der Rede so etwas wie einen neuen nationalen Konsens durch Erinnern. Deshalb ist diese Rede diskurstaktisch von zentraler Bedeutung.

Wer spricht?

Ein Text programmiert seine wesentlichen Elemente immer zu Beginn. So definiert er seine/n idealen Leserin/Leser und bzw. die entsprechenden Zuhörer/innen. Und auch die Sprecherin/der Sprecher autorisiert sich. Wie „inauguriert“ sich Joachim Gauck?

„Bevor ich aber vor Sie trete wie einst der Prophet im Alten Testament vor Gott mit der Frage: »Warum ich?«, sage ich einfach gleich, dass ich die wissenschaftliche Publizistik zum Thema nicht referieren werde.“

Zwei Dinge sind bei diesem Einstieg auffällig. Zum einen der Verweis auf das Alte Testament, und auf die in dieser Textsammlung häufig gestellte Frage, warum ich? So fragte etwa Hiob, der von Gott zahlreichen Prüfungen unterzogen worden war, obwohl er ein äußerst Gesetzestreuer war. Diese Anspielung leitet den brüsken Hinweis ein, dass die „wissenschaftliche Publizistik“ im folgenden nicht referiert werden würde. Eine Bemerkung, die deshalb irritiert, weil sie die Frage verschärft, wer spricht dann? Als was für einen Text – wenn nicht als ein wissenschaftlicher – möchte er seine Rede denn verstanden wissen?

„Es ist die Erfahrungslast eines 66-jährigen Europäers, der 50 Jahre seines Lebens nicht dazu gehören durfte und der schließlich – seit seinem 50. Lebensjahr – nicht nur leidend, sondern gestaltend daran mitwirken durfte, dass sich das ändern sollte.“

Die Anspielung auf die Prüfungen Hiobs erweist sich also als durchaus sinnstiftend, weil hier jemand spricht, der 50 Jahre seines Lebens gelitten hat („die Erfahrungslast“), und also seit 16 Jahren daran arbeitet, dass dieses Leiden aufhört. An die Stelle dessen ist nun die subjektive Möglichkeit getreten, dabei zu sein, wenn Europa sich neu ordne und definiere. Die Zeitangaben beziehen sich offenbar auf 1989, dem für den Sprecher entscheidenden Einschnitt in seinem Leben – und für die kollektiven Erfahrungen. Denn:

„Jetzt gehöre ich zu denen, die mit Freuden und gelegentlich Sorgen dabei sind, wenn Europa sich neu ordnet und womöglich auch neu definiert. Die Erfahrungen, die ich zur Sprache bringen will, sind gleichwohl nicht nur individuelle, sondern es sind auch solche, die Teil einer kollektiven Identität einer Großgruppe sind.“

Hier spricht also jemand, der „jetzt“ die Identität einer „Großgruppe“ formulieren darf, trotz oder aufgrund der persönlichen Erfahrung, 50 Jahre lang nicht dazu gehört zu haben – und nunmehr dazugehören zu dürfen. Sehr schnell stellt sich die Frage, „wozu“ er eigentlich nicht gehört habe. Der ungenannte Bezug ist eine signifikante Leerstelle. Hat er nicht zu Europa gehört? Befand sich die DDR, in der er gelebt hat, außerhalb Europas? Oder gehörte er nicht zu der Großgruppe, an dessen kollektiver Identität er jetzt arbeitet? Wo war er denn? Auf der einen Seite einer politisch bewirkten Teilung Europas, aber virtuell doch zur Gemeinschaft gehörend?

Der Sprecher aktiviert hier ein Vorwissen über seine Person, die als früher nicht-zugehörig und jetzt dazu gehörend präsentiert wird. Die Zeit des Kalten Krieges, der Kommunismus…, was auch immer, hatte ihn auf eine andere Seite verschlagen. Nunmehr ist er dabei.

Wer erinnert?

„Die thematische Fragestellung »Welche Erinnerung braucht Europa« setzt die Notwendigkeit des Erinnerns voraus. Wir wollen wenigstens einen Moment daran erinnern, dass das nicht selbstverständlich ist. Wir kennen aus Vergangenheit und Gegenwart Schweigestrategien und -gebote.“

Wir. Plötzlich hat der Sprecher die Pronomina geändert. „Wir kennen …“ Schweigestrategien und -gebote. Bezieht sich das Pronomen auf „Ich+die Zuhörer“ im Raum, oder auf eine gemeinsame, gleiche Erfahrung der genannten „Großgruppe“, der er jetzt angehört? Dann liest sich der Satz wie: Ich kenne und ihr kennt diese Strategien, und weil ich nunmehr dazu gehöre, sind es gleich setzbare Erfahrungen mit dem Schweigen. Das Schweigen auf der einen Seite (über die Verbrechen des Nationalsozialismus und darüber, wie das alles möglich gewesen sei) ist das gleiche Schweigen wie das auf der anderen Seite (über die Verbrechen des Stalinismus und die Diktatur in der DDR). Da dieses Schweigen nunmehr überwunden sei, geht es, so die durchgehende Themenstellung der Rede, um das Herstellen von Gemeinschaft durch Erinnern.

Gauck denkt dabei in Gegnerschaften, und dieses Denken ist wiederum kennzeichnend für einen politischen Einsatz. So können wir die Hypothese formulieren, dass es sich bei dem Text um eine politische Intervention handelt, insofern würde der Hinweis, die wissenschaftliche Literatur nicht referieren zu wollen, durchaus Sinn ergeben. Und direkt folgend wird eine politische Haltung gebrandmarkt: „Nach dieser Anmerkung fragen wir zunächst danach, welche Haltungen Menschen und Gesellschaften brauchen, die Erinnerung und Gedenken akzeptieren und in die Diskursebene integrieren. Da mich in der jüngeren Vergangenheit im Osten Deutschlands (aber auch in Mittelosteuropa) Schübe von aufwallender Nostalgie behelligten, ich deren selektive, weil schmerzfreie Erinnerung aber bestenfalls als Erinnerungssurrogat sehen kann, wünsche ich mir als erste Voraussetzung für Erinnerung in Europa Respekt vor den Fakten.“

Auch hier verstört das Changieren der Pronomina. „Wir fragen…“, „ich wünsche mir…“ den Respekt vor den Fakten. Explizit zielt dieser Wunsch auf eine festgestellte „jüngste Nostalgie“ im Osten Deutschlands, vermutlich meint er dabei nicht eine Stimmung, sondern – ein politischer Text! – die politische Konjunktur der Zustimmung zu einer bestimmten Partei, die der Linken. Kann diese tatsächlich durch Unkenntnis der Fakten erklärt werden, und wenn ja, welcher eigentlich? Wieder eine Leerstelle.

Gesundung einer Nation

Erinnerung geht in verschiedener Intensität von statten, es beginnt mit einer schonenden Form, und weil die zu erinnernden Ereignisse schockierend sind, gehen mit dem umfassenden Erinnern Leiden, Abwehr und Schmerzen einher. Seltsam – besonders im Kontext der oben behaupteten Faktenlage – ist aber, dass es, um Fakten zur Kenntnis zu nehmen, gar keines Erinnerns bedarf. Erinnern ist, psychologisch gesehen, das individuelle (meinetwegen auch kollektive) Re- (und damit Neu-)Konstruieren von Wirklichkeit. Erinnern ist kreativ und erschöpft sich eben nicht im passiven Annehmen von Fakten. Die müssen nicht erinnert, sondern nur anerkannt werden, was ein ganz anderer Vorgang ist. In der Rede Gaucks sieht das allerdings etwas anders aus.

„Allem Anschein nach gewinnen erst Gesellschaften, die sich als Zivilgesellschaften etabliert haben, schrittweise (gelegentlich auch in »Schüben«) die Fähigkeit, selektives, schonendes Erinnern einzutauschen gegen umfassendes Erinnern. In dieser Form wird nicht nur den Fakten ihr Recht wieder eingeräumt, vielmehr gerät eine »Aufarbeitung« der Vergangenheit auch zu einer Wiedergewinnung geistiger Werte, ja im Zulassen von Schmerz, Scham und Trauer auch zur Wiedergewinnung einst »verlernter« Gefühle und damit zur Wiedererlangung einer emotionalen Kompetenz, die die Autonomie der Person wiederherstellt. Und da wir Phänomene kollektiver Verdrängung kennen, glauben wir ebenso, dass der beschriebene Gesundungsprozess nicht nur Individuen, sondern auch Gruppen und Großgruppen widerfahren kann.“ (Hervorhebung v. SR)

Denn Erinnern kann Gauck zufolge einen Gesundungsprozess in Gang setzen, in dem die Fakten zu ihrem Recht kämen, und verdrängte Gefühle erlebbar würden. Doch handelt es sich bei der angestrebten (verordneten?) Heilung offenbar um eine rhetorische Konstruktion, hergestellt, um eine erkrankte Großgruppe von einer unbenannten Krankheit zu „heilen“. Überhaupt ist die Diagnose, dass es eine Krankheit gebe, eine weitere unausgesagte Voraussetzung des Textes. Es kann aus seinem Kontext vermutet werden, dass einer dieser Gruppen oder Großgruppen die „deutsche Nation“ sein kann, und dass die Erinnerung sie zur wieder gesundeten Nation machen könnte.

Eine bereits gesundete Nation?

Im weiteren Verlauf der Rede sammeln sich die gleitenden Signifikate tatsächlich unter dem Begriff der Nation, eine Sammlung im Angesicht universeller Schuld.„Uneingestandene und unbesprochene Schuld bindet Individuen wie Gruppen an die alte Zeit, macht befangen, mutlos und erpressbar. Wahrheit befreit“ und vergemeinschaftet neu.

Ich möchte in einem Vorgriff auf die weitere Argumentation Gaucks an dieser Stelle die Frage aufwerfen, ob hier einer für alle gültige Allgemein- (Kollektiv-) Schuld das Wort geredet wird? Wenn nicht, dann verstört, warum der Redner keine Differenzierungen vornimmt, in denen Gruppen (Opfer, Täter, Mitläufer, Unterstützer, Gegner) innerhalb der Großgruppe benannt werden? Denn in den Konzentrationslagern der Nazis wie auch in den Straflagern und Gefängnissen in der DDR saßen Angehörige derselben Großgruppe und wurden gefoltert, hingerichtet, zur Arbeit gezwungen und ihrer Würde beraubt. Wer genau sich nun mit welcher Schuld auseinanderzusetzen habe, bleibt in dem Text unklar. Er differenziert genau an der Stelle nicht, wo doch Klarheit dringend nötig wäre, um der Wahrheit willen. Man kann wiederum nur vermuten – aber wenn es um Schuld geht, sollte die Argumentation dann nicht präziser werden?

„Es liegt auf der Hand, dass eine Nation, die ein Übermaß an Schuld auf sich geladen hat, letztlich nicht ohne die Bearbeitung der »dunklen« Erinnerung gesunden kann. Wie aber sind die Erinnerungswege jener Nationen, die nicht als Täter, Helfer der Unterdrücker, sondern eben als deren Opfer gelten müssen? Zunächst: Krieg, Okkupationen, Massenmord zerteilen die Erinnerungslandschaft Europas, wie sie die politische Landschaft einst in Aggressoren, deren Helfer und die Opfer teilten. Manche Politiker neigen heute dazu, eine »europäische Erinnerung« zu fordern. Aber wie sollte das funktionieren?“

Also geht es gar nicht um Schuld, auch scheint es so, dass das Leiden genannt, aber nicht bedacht wird (zumindest nicht im vorliegenden Text), denn im Mittelpunkt steht, wiederum, ausdrücklich die Gesundung einer Großgruppe. Doch drängen sich Fragen auf: Bis wann war also die alte BRD eine kranke Nation? Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die umfassende Erinnerung an den Holocaust einsetzte, die jetzt abgeschlossen wäre? Ist die deutsche Nation zum Zeitpunkt der Rede (2006) weiterhin krank, aber noch in dem Prozess der Gesundung begriffen? Ist das, was zu erinnern ist, jemals abzuschließen, so dass eine gesunde, selbst bewusste Zukunft entworfen werden kann?

Nur wenn ein solcher Horizont aufgeworfen wird, kann eine „europäische Erinnerung“ so schroff abgewiesen werden, wie Gauck das tut. Denn in Europa würde eine Therapie durch kollektives Erinnern tatsächlich nicht funktionieren, weil…., ja, weil sinnvollerweise Europa nur als ein heterogenes Ganzes vorgestellt werden kann, das sich niemals zu einer Volks-Gemeinschaft durch Erinnerung versammeln ließe, während das Erinnern, das Gauck vorschlägt, eine virtuell vorhandene Volks-Gemeinschaft wiederherstellt. Das noch Nicht-Gemeinschaft-Sein-Können, darin scheint seiner Meinung nach die Krankheit der deutschen Seele zu liegen, das niemals Gemeinschaft-Werden-Können, darin scheint das Charakteristikum Europas zu liegen, weshalb es eine europäische Erinnerung nicht geben könne.

Entweltlichung des Holocaust

„Unübersehbar gibt es eine Tendenz der Entweltlichung des Holocaust.“ Ein zentraler Topos taucht in der Rede immer wieder auf, die Erinnerung an den Holocaust, oder, wie er sich ausdrückt, an den „Judenmord“. Der Redner stellt sich einer Erinnerung an die Leiden der Opfer der Konzentrationslager und an die Maschinerie, mit der die Vernichtung organisiert worden war. Doch beginnt auch hier die Erinnerung mit einer Absetzung, einer Ent-Gegensetzung. Sein Erinnern (oder das nationale Erinnern?) ist von dem Erinnern zu unterscheiden, das den Holocaust „entweltlicht“ – um einen Arbeitsbegriff für diesen Ausdruck zu gewinnen, verstehe ich darunter ein Erinnern, das den Holocaust aus einem menschlich organisierten Zusammenhang in ein über-menschliches Geschehen entrückt:

„Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist.“

Unklar ist wiederum der Bezugsrahmen dieser sehr deutlichen Aussagen. Geht es dabei um die „bekannte“ Diskussion, nach der der Holocaust und die stalinistischen Lager zwei Seiten eines totalitären Zusammenhangs seien, der in der Dynamik der Moderne dieser selber entwachsen sei. Gaucks Rezeption der Texte von Zygmunt Bauman (ein „jüdisch-polnischer Soziologe“) und sein Verweis auf Hannah Arendt legen ein solches Verständnis nahe, unabhängig davon, dass beide wiederum unterschiedliche Positionen dazu beziehen.

Wieder ist es das Nicht-Gesagte, das eine signifikante Leerstelle hervorbringt. Exkludiert werden dabei jedenfalls Texte und Forschungen in der Tradition der kritischen Theorie, die ebenfalls auf der Singularität der Konzentrationslager bestand, im Sinne der Dialektik der Aufklärung, die die nationalsozialistische Tötungs- und Propagandamaschinerie nicht als vom Kapitalismus getrennt analysierbar gesehen hat.

„Offensichtlich suchen bestimmte Milieus postreligiöser Gesellschaften nach der Dimension der Absolutheit, nach dem Element des Erschauerns vor dem Unsagbaren. Da dem Nichtreligiösen das Summum Bonum – Gott – fehlt, tritt an dessen Stelle das absolute Böse, das den Betrachter erschauern lässt.“

Die politische Gegnerschaft, die Gauck erklärt, nimmt an dieser Stelle konkretere Gestalt an: „Milieus postreligiöser Gesellschaften“, „Nichtreligiöse“. Sie würden, weil ihnen der Gottesbezug fehle, den Holocaust als absolut Böses an dessen Stelle setzen.

„Das ist paradoxerweise ein psychischer Gewinn, der zudem noch einen weiteren Vorteil hat: Wer das Koordinatensystem religiöser Sinngebung verloren hat und unter einer gewissen Orientierungslosigkeit der Moderne litt, der gewann mit der Orientierung auf den Holocaust so etwas wie einen negativen Tiefpunkt, auf dem – so die unbewusste Hoffnung – so etwas wie ein Koordinatensystem errichtet werden konnte. Das aber wirkt »tröstlich« angesichts einer verstörend ungeordneten Moderne.“

Es offenbart sich in dieser „Randbemerkung“, wie Gauck sie bezeichnet, ein geschlossener, neo-konservativer Diskurs: die Annahme, dass die Moderne als verstörend und ungeordnet erlebt werde, da es die Menschen überfordere, sich als Meisterinnen ihres Schicksals zu sehen, die sich ohne Referenz auf eine Autorität intersubjektiv auf Regeln und Richtlinien verständigen, ist der Ausgangspunkt für einen solchen Diskurs. Ihm folgt die Klage über den Gottes- und damit einhergehenden Sinn- und Werteverlust, das Aufspüren von Ersatzreligionen, von Surrogaten, die es den Menschen, die wesensgemäß an irgendetwas glauben müssten, durch die Hintertür erlauben würde, doch zu glauben. Ein solcher Diskurs schließt mit der politischen Konsequenz, dass den Menschen diese „Entscheidungs-Last“ abzunehmen sei, indem man einen starken Staat installiert, der mit starken Institutionen und klaren Vorgaben die Freiheit des Volkes zugleich schützt und reguliert. ((Ein neo-konservativer Diskurs im Sinne des völkischen Nationalismus rund um die Zeitschrift „Junge Freiheit“, siehe dazu: Helmut Kellershohn (Hg.) Das Plagiat. Der völkische Nationalismus der Jungen Freiheit, Duisburg 1994))

Das Bestehen auf der Singularität des Holocaustes könne, so Gaucks These, als Ersatzreligion fungieren:

„Würde der Holocaust aber in einer unheiligen Sakralität auf eine quasi-religiöse Ebene entschwinden, wäre er vom Betrachter nur noch zu verdammen und zu verfluchen, nicht aber zu analysieren, zu erkennen und zu beschreiben.“

Eine solche Kritik macht nur Sinn, wenn der von mir hier nur in den politischen Schlußfolgerungen ‚ergänzte‘, aber vorauszusetzende neo-konservative, nationale Diskurs mitgedacht wird. Denn die von Gauck genannten Autoren Raul Hilsberg oder Zygmunt Baumann haben wesentlich zur Analyse und Erkenntnis beigetragen, obwohl sie von der Singularität des Ereignisses ausgegangen sind. Sie können nicht gemeint sein. Gegen wen wendet sich also der Diskurs? Es scheint, als ob Nichtreligiöse und Postreligiöse das „richtige“ Erinnern der Nation, und damit ihre Gesundung, stören würden, und deshalb müsse dieses falsche Erinnern beendet werden – damit die Nation weiter heilen kann. Unklar ist ebenso, auf welche Weise sich das falsche Erinnern beenden lässt. Verschwindet es mit der Zeit von alleine, oder braucht es dafür etwa eine Bekehrungsinitiative?

Postdiktatorische Gesellschaften

Es liegt in Gaucks Zugang, dass die Bemerkungen zum Leben und Erinnern nach dem Ende der Diktatur auf beide Formen zu münzen sind: Faschismus und Stalinismus.

„Auffallend ist, dass eine postdiktatorische Gesellschaft, die erst am Anfang eines geistig-politischen Transformationsprozesses ist, häufig den erstgenannten Speicher meidet. Die allgemeine Verunsicherung schreit nach der tröstenden Versicherung, es sei doch alles nicht so schlimm gewesen (»Es war ja auch nicht alles schlecht beim Führer…«), es habe Werte und Menschlichkeit gegeben und so fort. Selektives und nostalgisches Erinnern prägt derartige Transformationsgesellschaften. Ältere Deutsche können zum zweiten Mal Erinnerungssurrogate, Schlussstrichneigung, Nostalgie und Schmerzvermeidung beobachten: in Ostdeutschland nach dem Ende der kommunistischen Diktatur.“

Der Diskurs der Uniformität totalitärer Erfahrung schlägt an dieser Stelle um in eine Diffamierung der Menschen, die in einer Diktatur gelebt haben, und die offenbar „verunsichert“, wie sie zu sein scheinen, dem wahren Geschehen und seinem Anerkennen ausweichen würden, die also nicht selber in der Lage zu sein scheinen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Das ist wiederum eine überraschende Wendung, wird doch an dieser Stelle der Besitz der Wahrheit monopolisiert und für die Seite des Sprechers beansprucht. Und zwar ausnahmslos. Die Subjektposition Gaucks ist problematisch, entstammt er doch ebenso dem hier genannten Verdrängungs-Zusammenhang (wie er eingangs betont hat) und müsste also angeben können, was ihn davor bewahrt habe, so wie die hier genannten Anderen zu sein. Das tut das Subjekt, welches diesen Diskurs führt, aber konsequent nicht, bzw. lediglich mit Verweis auf seinen privilegierten Zugang zur Wahrheit. So entsteht der Eindruck, dass er, der nunmehr „auf der richtigen Seite“, nämlich im zivilisierten Europa, sich befindet, alleine aus diesem Grund über die richtigen Erinnerungsweisen verfügen kann. Das Subjekt dieser Rede erinnert sich jedenfalls nicht, sondern schreibt eine richtige Erinnerungsform vor – und auch das zu erreichende Ziel:

„Ich habe diesen Verwandlungsprozess einmal bewusst machen wollen, um Verständnis für die große Langsamkeit eines wirklichen Mentalitätswandels zu wecken. Würde sich – zumal in Übergangssituationen mit ökonomischer Not bzw. Unsicherheit und einer gewissen Unbehaustheit in der neuen demokratischen Kultur – die Bevölkerung der früheren Diktatur insgesamt und schlagartig ihrer jahrzehntelange Beraubung, Gängelung, Entrechtung, ihrer Unterwerfung, ihrer Angst, Feigheit und oft auch ihrer Mittäterschaft in vollem Umfang bewusst, wären die psychischen Folgen erheblich. Die Menschen fürchten aber normalerweise Trauer, Traurigkeit, auch den möglichen Hass, der in ihnen aufbrechen könnte, die Depression, die sie erfassen würde, würden die Spiegel nicht verhängt bleiben, die Archive der Erinnerung nicht verschlossen.“

In der gegenständlichen Rede Gaucks wird zum wiederholten Male kollektiviert, wenn auch an dieser Stelle mit dem Ziel, Verständnis zu wecken für diejenigen, die noch nicht so weit sind, die noch nicht dort angekommen sind, wo er, der spricht, bereits wartet und wo er, der weiß, sie erwartet.

Wiederum wird dieser Ort, oder dieser mentale Zustand, nicht klar benannt. Das Leben in Wahrheit? Gibt es denn, gerade in der fragmentierenden Moderne, den einen Ort, der einen Wahrheit? Oder etwa den ideologischen Ort, an dem sich der Sprecher befindet, im sicheren konservativen Wertehaus, geschützt durch das summum bonum? Oder etwa das vorbehaltlose Ankommen im „neuen Haus“ der Demokratie, wo man sich nicht mehr fremd fühlen muss, und das wiederum die geläuterte deutsche Nation zu sein hat. Die Deutschen haben „spät und mit Mühe, aber dann doch wirklich gelernt, dass eine Leugnung von Fakten und Schuld an das alte System bindet. Auch im Raum des Politischen gilt: Die Wahrheit kann uns frei machen. Deshalb ist es ein Gewinn, wenn uns aus anderen Teilen Europas je eigene Erinnerungslasten zugemutet werden.“ Wir, die hier vorgestellte deutsche Nation, kann sich also auch für andere Nationen erinnern, etwas von ihnen übernehmen.

Politik

Da es sich bei dieser Rede um einen politischen Text handelt, können auch politische Forderungen erwartet werden. Diese erhebt der Redner gegen Ende seiner Ausführungen.

„In den letzten Jahren ist in Deutschland ein lange vernachlässigtes Erinnerungsgut wieder aufgetaucht: Deutsche als Opfer. Nach jahrzehntelanger Bearbeitung der deutschen Schuld in vielen Facetten tauchten Bombenkriegsopfer, Flüchtlinge und Vertriebene wieder auf.“

Der Gesundungsprozess hat zu einer sich selbst bewussten deutschen Nation geführt. Als solche kann sie nicht nur „Lasten“ anderer übernehmen, sondern auch sich ihrer „eigenen“ Opfer bewusst werden. Natürlich, denn, so könnte man meinen, es saßen ja Deutsche in den Konzentrationslagern, deutsche Juden, Christen, Kommunisten. Sozialdemokraten, Homosexuelle, Sinti und Roma – zudem wurden auch „deutsche“ als unwert erklärte Menschen gefoltert und getötet. Es würde jedenfalls Sinn machen, innerhalb der Logik des Diskurses daran zu erinnern. Aber im Rahmen des Gauckschen Diskurses waren die Menschen, die in den Lagern starben und litten, offenbar durchwegs „Fremde“, deretwegen „die Nation als Ganzes“ schuldig sei.

Es geht ihm in dieser Passage allerdings mehr um die Opfer des vom deutschen Reich begonnenen Angriffskrieges. Den Einwand vorwegnehmend argumentiert Gauck nun so:

„Reflexartig wurde auch bei dieser Entwicklung die Warnung vor einer Relativierung der deutschen Schuld vorgebracht, für mich eine überflüssige Sorge. Sehen wir einmal von den Mitgliedern der rechtsextremen Szene ab, so war nicht zu erkennen, dass die »neuen« Themen eine Relativierung der deutschen Schuld bewirken sollten (wie einst in der Nachkriegszeit).

Vielmehr dürfen wir es als ein Zeichen geistiger Gesundung sehen, dass wieder Unterscheidungen, Differenzierungen im öffentlichen Bewusstsein möglich werden, die dem einst erlebten Leben und dem Leiden von einst gerecht werden.“ (Hervorhebung von SR)

Eine als uniform gedachte Schuld, die ganz offensichtlich nicht differenziert, führt im Diskurs ‚plötzlich‘ bei den Opfern des begonnenen Angriffskrieges auf deutscher Seite zur Notwendigkeit zu differenzieren. Das gehe jetzt, im Zustand der Gesundung und der Läuterung. „Aus Angst oder Sorge missverstanden zu werden, waren diese Themen, seitdem die selbstkritischen Debatten dominierten, weitgehend gemieden worden. Wir können eigentlich erfreut feststellen: Deutschland glaubt an seine eigene Läuterung; nachdem es vor der eigenen Schuld nicht mehr geflohen ist, braucht es auch die eigenen Traumata nicht mehr zu verstecken oder einzuhegen.“

Einzuhegen. Ein interessanter Begriff in diesem Zusammenhang. Traumata einhegen ist jedenfalls kein psychologischer Ausdruck, eingehegt wird bei Carl Schmitt, es ist der zentrale Begriff seiner Staatstheorie, gemeint ist etwas einzugrenzen, einzufrieden, zu begrenzen und zu befrieden – ein Charakteristikum des Politischen. ((Vgl. Carl Schmitt, der Begriff des Politischen, (Neuauflage) Berlin 1996; zur Bedeutung von Schmitt im neu-rechten Diskurs siehe den Sammelband von Kellershohn, Das Plagiat, a.a.O.))

Die rhetorische Maschine Gaucks arbeitet sich nun auch sprachlich zum politischen Höhepunkt der Rede weiter, denn in die geläuterte und gesundete Nation gehören die postreligiösen Milieus nicht, die Nicht-Religiösen ebenfalls nicht, die Nostalgiker der Vergangenheit auch nicht, aber die Vertriebenenverbände dürften, nunmehr, so Gauck, dazugehören.

„Als die Vertriebenen nicht aufhörten, »Schlesien ist unser« zu behaupten, hätte man den Plan, in Berlin ein »Zentrum gegen Vertreibungen« zu errichten, nur bekämpfen müssen. Inzwischen aber haben die Vertriebenen, hat die Nation eine menschliche und kulturelle Leistung erbracht, hat den Verzicht erlernt. (…) Auch hier wird nicht relativiert werden, was an Schuld ewig an unserer Nation hängt. Aber an Verlust und Leiden darf erinnert werden – wem das erlaubt wird, der wird eher Empathie für das Leid anderer Völker und Gruppen aufbringen.“

Ein national-konservativer Ideologe

In dieser Rede präsentiert sich ein rechter, national-konservativer, aufgeklärter Ideologe, ein Sprecher mit einem durchwegs autoritären Gestus, der eine deutsche Nation durch Erinnerung zu konstruieren gedenkt. Das Subjekt der Rede tut dies in durchweg politischen Kategorien, die es jedoch in einer psychologischen Sprache verkleidet.

Er präsentiert weitgehend kollektive Begrifflichkeiten, übergeht sowohl politische als auch soziale Spaltungen, Verwerfungen und Gegnerschaften. „Die“ deutsche Nation habe endlich zu sich selbst gefunden, indem sie sich ihrer Schuld bewusst geworden sei und die Sperrigkeit des Holocausts durch ein richtiges Erinnern an diese Opfer und die der Diktatur in der DDR integriert hat. Zudem sei die geläuterte Nation nunmehr auch in der Lage, korrekt an die eigenen (indirekten) Opfer des Krieges zu gedenken, die Vertriebenen. In diesem Sinne wird der Holocaust relativiert.

Seine Rede ist getrieben von dem persönlichen Dazugehören-Wollen, das ihn zu autorisieren scheint, darüber entscheiden zu dürfen, wer zur geläuterten deutschen Nation dazugehört und wer nicht. Linke tun das nicht, ein ausgeprägter, offenbar christlich motivierter Antikommunismus durchzieht die Rede, auch die bereits erwähnten Nicht-Religiösen und Nostalgiker sind folglich außen vor. Die Vertriebenenverbände hingegen haben sein Placet bekommen.

Abschließend möchte ich noch auf den Begriff des Leidens eingehen, der, neben dem Erinnern, diesen Text prägt. Er fungiert als „unifying principle“, das die je spezifischen schmerzhaften Erlebnisse von Individuen zu kollektiven Erfahrungen zusammenfasst, miteinander in Bezug setzt und verbindet. Man könnte von einer Art negativen Totalitarismustheorie sprechen, die hier am Werk ist, bei der also nicht auf die Eigenarten der jeweiligen politischen Strukturen und Mechanismen abgehoben wird, sondern auf die gleichförmigen Effekte. Nur um die Tragweite dieser rhetorischen Figur deutlich zu machen, möchte ich anmerken, dass man beispielsweise nicht umhin kann, zwischen der stalinistischen Ära der 1920er und 1930er Jahre und ihren Säuberungen und dem DDR-Regime der 1970er Jahre grundlegende Unterschiede festzumachen, was die Mechanismen von Herrschaft betrifft. Dies tun im übrigen die als Gewährsleute angegebenen Autoren Zygmunt Baumann und Hannah Arendt durchaus.

Mit dem Negativ-Schlüsselwort des Leidens sind die unterschiedlichen Herrschaftsformen in diesem Text allerdings rhetorisch in eins gesetzt. Es taucht auf als das Leiden des Sprechers, nicht dazugehört zu haben, als Aufforderung des Respekts vor dem Leiden all derjenigen, „denen die Teilnahme an den Grundrechten und ein Leben nach den Werten Europas nicht vergönnt war“, es wird dann weiter kollektiviert als das „Leiden Osteuropas“ und es steht für die Opfer des Kommunismus. „Neue Leidenskapitel“ sind aufzuschlagen, wenn es darum geht, auch das deutsche Leid anzuerkennen, nur eine dafür notwendige Differenzierung im öffentlichen Bewusstsein werde dem Leid gerecht, und schließlich dürfe an Verlust und Leid der Vertriebenen erinnert werden.

Im Kontext der Behandlung des Holocaust und des “Judenmords“ wird durchwegs das Thema der Schuld Deutschlands angesprochen, allerdings als Gesundungsprozess der Nation. Das Leiden der Opfer ist in diesem Zusammenhang nicht genannt worden, ihrer auch nicht gedacht, ebenso wenig wie es eine Ausführung darüber gibt, wie die Krankheit der deutschen Nation denn hieße, die durch Schuldbewältigung geheilt worden wäre. So stellt sich die Frage, ob das rhetorische Verschwinden der Schmerzen und des Leidens der Opfer des Holocausts mit dem ebenfalls hier rhetorisch gesetzten Abschluss des nationalen Gesundungsprozesses einhergeht.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die eingangs erwähnte mögliche hegemoniale Wende? Für die nächsten Jahre wird Deutschland von einem Krisen-Block geführt werden. Die wichtigen außenpolitischen Entscheidungen wie auch alle bisherigen und alle weiteren Entscheidungen, die mit der Euro-Krise zusammenhängen, sind von der Krisenkoalition aus CDU, SPD, Grüne und FDP getroffen (worden) und werden von ihr getroffen werden. Es handelt sich dabei um, Entscheidungen, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie nicht dem Willen der Mehrheit der WählerInnen entsprechen.

Dieser Krisenblock hat sich nun einen Mediator erwählt. Er wird, das zeichnet sich bereits jetzt – wo er noch nicht im Amt ist – ab, weiter einen nationalen Konsens definieren und damit den ideologischen Rahmen der Krisenkoalition abstecken. Er wird, um es zuzuspitzen, versuchen, diskursiv das Volk zu erschaffen, da dem Krisen-Block die Unterstützung der Massen fehlt.

 

 

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