Netzfundstücke: Eine Gegenerzählung: Gleichheit aller – auch der Klassen

Der Bayerische Rundfunk sendete in seiner Reihe Zündfunk-Generator am 4. Dezember das Feature „Trump, Le Pen, AfD – Geschichten gegen des Hass. Eine Suche“. In Anknüfpung an Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ wird die Frage nach einer linken Gegenerzählung gestellt.

In dem sehr hörenswerten Beitrag kommt auch DISS-Mitarbeiter Andreas Kemper zu Wort.

„Austeilen nach oben ist immer schwierig, das gibt sofort Ärger. Austeilen gegen Schwächere ist nicht so schwierig. Flüchtlinge werden außerdem gesehen, die sind auf der Straße. Mit denen kann man sich vergleichen. Aber die Reichen sieht man halt nicht, die sind ja abgeschottet. Die sind in ihren Villenvororten. Wenn die überhaupt Bahn fahren, dann erste Klasse.“

Den ausführlichen Ankündigungstext gibt es hier:

Trump, Le Pen, AfD – Geschichten gegen des Hass. Eine Suche

Den kompletten Beitrag als mp3-Datei finden Sie hier:

Zündfunk-Generator 3.12.2016

Brasilianisches Jahrbuch zur Diskursanalyse mit DISS-Beitrag von Jobst Paul

Unter dem Titel Estudos críticos do discurso e realismo crítico: contribuições e divergências (Kritische Diskursanalyse und Kritischer Realismus – Beiträge und Unterschiede) ist jetzt an der Universität Cuiabá, Provinz Mato Grosso in Brasilien, das umfangreiche Online-Jahrbuch Polifonia erschienen, das von den beiden Professorinnen Solange Maria de Barros und Viviane de Melo Resende betreut wurde. Frau Prof. Resende von der Universität Brasilia besuchte das DISS im Jahr 2014 zu einem eingehenden Forschungsgespräch zu Fragen der Kritischen Diskursanalyse.

Der Band enthält neben portugiesisch-sprachigen Beiträgen u.a. auch einen englisch-sprachigen Beitrag unseres Mitarbeiters Jobst Paul unter dem Titel Reading the code of dehumanisation: the animal construct deconstructed. Darin stellt Paul erstmals in internationalem Rahmen seine Analyse des binären Codes der Herabsetzung (‚Tier‘-Konstrukt) vor, ergänzt um weitere, inzwischen erarbeitete Analyseteile. Besonderer Schwerpunkt ist dabei die Betrachtung des im westlichen Moraldiskurs dem ‚Tier‘ entgegengesetzten Konstrukts vom ‚zivilisierten Menschen‘.

Angesichts der aktuellen, massiven Rückschläge in der brasilianischen Demokratie trifft derzeit nicht allein die engagierte Analyse herabsetzender Rhetorik auf breites Interesse in Brasilien, sondern auch die umfassende Kritik an einer binär strukturierten, d.h. auf Herrschaft und Herabsetzung aufgebauten Kultur. Dass das neueste Jahrbuch von Polifonia mit den Stichworten Kritische Diskursanalyse und Kritischer Realismus diesen Nerv getroffen hat, zeigt sich daran, dass dieses fachwissenschaftliche Jahrbuch bereits in 5 Tagen seit dem Erscheinen (am 1. Juli 2016) von brasilianischen Lesern über 2000 Male (weltweit über 500 Male) heruntergeladen wurde.

Link zum Jahrbuch: http://periodicoscientificos.ufmt.br/ojs/index.php/polifonia/issue/view/271/showToc

Link zum Artikel von Jobst Paul: http://www.periodicoscientificos.ufmt.br/ojs/index.php/polifonia/article/viewFile/3861/pdf

Netzfundstücke: Durchmarsch von Rechts

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung legt einen aktuellen und lesenswerten Sammelband zum Thema Pegida und AfD vor.

cover-rls-durchmarsch-von-rechtsFriedrich Burschel (Hrsg.)
Durchmarsch von rechts
Völkischer Aufbruch: Rassismus, Rechtspopulismus, rechter Terror

Der Band enthält auch einen Beitrag von DISS-Mitarbeiterin Regina Wamper.

Das Buch ist kostenlos als PDF-Datei abrufbar.

 

 

 

 

 

 

Inhalt:

Felix Korsch
Wehrhafter Rassismus
Materialien zu Vigilantismus und zum Widerstandsdiskurs der sozialen Bewegung von rechts

Volkmar Wölk
Kreuzritter für das Abendland
Oder: Lutz Bachmann als Katechon der Apokalypse?

Andreas Bohne
«Die Burschenschafterfahne ist zurück auf der Straße»
Deutsche Burschenschaften in den Reihen der Anti-Geflüchteten-Proteste

Christoph Kopke
Der III. Weg
Personal, Inhalte und Auftreten einer neonazistischen Kleinpartei

Verena Grün
Neue Unübersichtlichkeit
Verschiebung im (extrem) rechten Demonstrationsgeschehen am Beispiel Nordrhein-Westfalen

Robert Andreasch
«Geflüchtete gefährden Schlittenberg»
Unten rechts in Kaltland: Eine Chronik aus dem Land der CSU

Kerstin Köditz
Vorrevolutionäre AfD
Vorläufige polemische Bemerkungen anlässlich einiger Wahlen

Sara Madjlessi-Roudi
Unsäglicher Rassismus
Wie die Köln-Debatte den politischen Diskurs im Land verändert hat

Regina Wamper
Von der Willkommenskultur zur Notstandsstimmung
Einblicke in den Fluchtdiskurs 2015

Esther Lehnert, Enrico Glaser
Verstellter Blick
Eine Absage an «Deradikalisierung» im Zusammenhang mit Jugend- und Präventionsarbeit

Maximilian Fuhrmann
Konjunkturen der Containerbegriffe
Das neue Bundesprogramm «Demokratie leben!» in extremismustheoretischer Hinsicht

Lesetipp: ZfG-Themenheft – Rechtsextremismus in der Mitte

Die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG) erschien im September 2015 mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Rechtsextremismus in der Mitte“. Diese Ausgabe enthielt einen Beitrag von DISS-Mitarbeiter Helmut Kellershohn zum Thema AfD.

 

Die ZfG ist erhältlich im Metropol-Verlag.

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T H E M E N H E F T

Rechtsextremismus in der Mitte
Herausgegeben von Wolfgang Benz

A R T I K E L

Wolfgang Benz:
Einführung

Helmut Kellershohn:
Die jungkonservative Neue Rechte zwischen Realpolitik und politischem Existenzialismus??

Alexander Häusler:
Zerfall oder Etablierung?
Die Alternative für Deutschland (AfD) als Partei des Rechtspopulismus??

Wolfgang Benz:
Auftrumpfendes Unbehagen
Der politische Protest der Pegida-Bewegung??

Angelika Benz:
Tröglitz und anderswo
Fremdenhass in der Mitte der Gesellschaft

DISS-Colloquium 2015: Rechte Wutbürger im Kulturkampf

coll2015Die Gesellschaft für Politische Bildung e.V. veranstaltet in Kooperation mit dem Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e.V. (DISS) vom 6. bis 8. November 2015 in die Akademie Frankenwarte Würzburg ein zum Thema „Rechte Wutbürger im Kulturkampf“.

In Deutschland sind Protestbewegungen von rechts laut und deutlich geworden, sichtbar bei den „Pegida“-Demonstrationen und poli-tisch in Verbindung mit der neuen Partei AfD. Das Seminar widmet sich den Wurzeln der Protestbewegungen und der Fragestellung, wie man die aktuellen Konturen eines Kulturkampfes von rechts umreißen kann und inwieweit es hegemoniefähige Gegenkonzepte von links gibt.

Geplante Vorträge:

  • Neoliberalismus, politische Romantik und völkischer Nationalismus
    Wolfgang Kastrup, Helmut Kellershohn
  • Rechte Wutbürger und die schmutzige Seite der Zivilgesellschaft
    Lars Geiges
  • Sächsische Verhältnisse. Pegida, AfD und die Linke
    Kerstin Köditz
  • Zur Lage der AfD im Vorfeld der Landtagswahlen 2016 und der Bundestagswahlen 2017
    Alexander Häusler
  • Die Identitären. Nationale und inter-nationale Kontexte einer neurechten Jugendbewegung
    Natascha Strobl
  • Putin hilf! Russlandbilder zwischen politischer Romantik und geopolitischem Kalkül
    Helmut Kellershohn
  • Lügenpresse. Über ein massenwirksames verschwörungstheoretisches Konstrukt
    Rolf van Raden
  • Christlich-Fundamentalistischer Aufstand in Baden-Württemberg. Der Kampf gegen reproduktive Rechte
    Andreas Kemper
  • Das Dilemma der Islamdebatte
    Floris Biskamp
  • Migration als umkämpftes Feld
    Inva Kuhn
  • Abschlussdiskussion
    Was tun angesichts einer drohenden Machtverschiebung nach rechts?

Netzfundstücke: Im Namen der Menschenrechte

DISS-Mitarbeiterin Regina Wamper analysiert in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift analyse & kritik wie die deutschen Leitmedien derzeit offenen Rassismus verurteilen, wie aber zugleich Flüchtlingsgruppen gegeneinander ausgespielt werden.

Um die Forderung nach der Begrenzung von Flucht zu untermauern, werden Flüchtlinge gespalten in diejenigen, die aus den Balkanländern kommen, und jenen, die syrischer Herkunft sind. Erstere würden das Asylrecht zuungunsten der zweiten missbrauchen. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung spricht man von »(wahren) Flüchtlingen« und solchen, »die sich nur so nennen«, die also »lediglich wegen der Armut und der Rückständigkeit in ihrer Heimat auswandern«, wie die SZ ergänzt. Entsprechend werden die angekündigten restriktiven Gesetzesänderungen von Innenminister de Maizière kaum kritisiert, ebenso wenig wie die in Bayern bereits umgesetzten »speziellen Auffanglager« an deutschen Außengrenzen für Geflüchtete aus Balkanstaaten. Nicht mit Verweis auf deutsche Interessen sollen Geflüchtete aus Balkanstaaten abgewiesen, abgeschoben und abgeschreckt statt »alimentiert« (FAZ) werden, sondern im Namen der Menschenrechte der anderen. Es scheint so, als vollzögen die deutschen Medien einen Spagat zwischen den frühen 1990er Jahren und dem »Aufstand der Anständigen«. Momentan wird beides geteilt: die Abschreckungspolitik des Staates ebenso wie das eigene humanistische Selbstverständnis unter Verweis auf die vielen Helfenden.

Auffällig ist, dass die Fluchtursachen weitgehend ausgeblendet werden. Zwar wird hier und da auf Armut und Krieg verwiesen, häufiger noch auf durchlässige Grenzregimes, keinesfalls aber auf die globale Ungleichverteilung von Ressourcen oder gar auf die Rolle Deutschlands in einer neokolonialen Weltpolitik. Wird die Frage nach der Situation in Herkunftsstaaten doch gestellt, dann lautet die Antwort, Deutschland müsse verstärkt wirtschaftliche und militärische »Verantwortung« in der ganzen Welt übernehmen. Stefan Kornelius etwa stellt in der SZ die Frage, welche Einwirkungsmöglichkeiten »die reiche EU auf die Afrikanische Union« habe, »in deren Reihen Staaten regelrecht ausbluten«. Nicht gefragt wird, welche Einwirkungsmöglichkeiten die reiche EU bereits wahrgenommen hat und was dies mit dem »Ausbluten« zu tun haben könnte.

Die Medien inszenieren Deutschland momentan als die hilfsbereite Nation. Die geplanten weiteren Entrechtungen von Geflüchteten werden mit empathischer Geste als Sachzwang vermittelt. Rassistische Mobilisierungen, Brandanschläge und andere Übergriffe werden medial durchgängig verurteilt, auch wenn mitunter verniedlichende Phrasen der »besorgten Bürger« oder der »Angst« der Rassist_innen bemüht werden. Dem anhaltenden militanten Rassismus von organisierten und unorganisierten Brandstiftern wird die »Willkommenskultur« der vielen »guten Deutschen« gegenübergestellt.

Lesen Sie bitte den vollständigen Artikel auf der Website von analyse & kritik: Im Namen der Menschenrechte (ak Nr. 608 / 15.9.2015)

WDR-Beitrag über das DISS-Archiv

WDR Lokalzeit aus Duisburg, 10.9.2015
WDR Lokalzeit aus Duisburg, 10.9.2015

Die Lokalzeit aus Duisburg des WDR brachte am 10. September einen dreiminütigen Beitrag über das DISS-Archiv zur extremen Rechten. Das Video ist noch einige Tage lang in der ARD Mediathek abrufbar unter:

Archiv zum Thema Rechtsextremismus

 

Netzfundstücke: Zeit zu Handeln!

Zeit zu Handeln!

Wir sind entsetzt, wütend und in großer Sorge. Es brennt in Deutschland. Nahezu täglich werden Flüchtlingsunterkünfte angezündet, es gibt rassistische Demonstrationen und Ausschreitungen in erschreckend vielen Orten. Schutzsuchenden Menschen schlägt blanker Hass und brutale Gewalt entgegen.

Wir wollen nicht länger ohnmächtig zuschauen. Wir sagen: Es ist Zeit zu handeln. Damit sich Menschlichkeit durchsetzt und Rassismus geächtet wird. Damit es kein neues Rostock-Lichtenhagen gibt. Über 150 Menschen wurden seit der Wiedervereinigung von Neonazis verbrannt, erschossen oder zu Tode geprügelt. Bereits 340 Anschläge im Jahr 2015 – das ist der gegenwärtige Terror.

Die vergangenen Monate lassen uns befürchten, dass bald weitere Tote zu beklagen sind. Diejenigen, die gemeinsam mit Neonazis gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen und auf Facebook hetzen, sind keine »Asylkritiker« und auch keine »besorgten Bürger«. Es ist brandgefährlich, den Hass derart zu verharmlosen. Es sind Rassisten. Man muss sie auch so bezeichnen. Wir haben eine politische und eine menschliche Verantwortung, Flüchtlinge aufzunehmen. Das Recht auf Asyl ist nicht verhandelbar, es ist ein Menschenrecht.

1. Die Polizei muss endlich ihrem Auftrag nachkommen und die rechten Gewalttäter stoppen. Flüchtlingsunterkünfte müssen dauerhaft und konsequent geschützt werden. Rufe nach einer Aushöhlung des Versammlungsrechts und Bannmeilen helfen dabei nicht.

2. Die Politik ist in der Verantwortung, die gegenwärtigen Herausforderungen anzugehen. Flüchtlinge müssen menschenwürdig behandelt werden. Selbst am Minimalen, einer vernünftigen Unterbringung, scheitert es derzeit. Es braucht winterfeste Unterkünfte, Sprachkurse, Hilfestellungen bei der Arbeitsmarktintegration sowie Bildungsmaßnahmen für junge Flüchtlinge. Das alles kostet zu Beginn des Aufenthalts Geld. Die Kosten einer langfristigen Desintegrationspolitik werden jedoch deutlich höher ausfallen.

3. Die Zivilgesellschaft muss auf der Straße dagegenhalten, wenn gegen Flüchtlinge demonstriert wird. Und zwar auch direkt schützend vor den Heimen selbst, wie jetzt in Heidenau. Dieses Engagement ist wertvoll und richtig. Nicht die Engagierten, die die Unterkünfte schützen, sind das Problem, sondern diejenigen, die die Flüchtlinge bedrohen und angreifen.

4. Wir alle müssen aktiv werden. Gegen Neonazis und Rassisten. Und in der direkten Unterstützung der Flüchtlinge. Ihre Bedürfnisse müssen gehört werden. Tausende Menschen helfen bereits. Ehrenamtlich, in ihrer Freizeit und bis zum Rande der Erschöpfung. Wir sagen Danke an alle, die sich bereits engagieren und hoffen, dass es noch viel mehr werden.

PRO ASYL & Kein Bock auf Nazis unterstützt von  Antilopen Gang, Die Ärzte, Beatsteaks, Broilers, Deichkind, Donots, Feine Sahne Fischfilet, Fettes Brot, Frittenbude, Irie Révoltés, Jan Delay, Jennifer Rostock, Jupiter Jones, Kettcar, Madsen, Marteria, The Prosecution, Sportfreunde Stiller, Sookee, Die Toten Hosen, Thees Uhlmann, Tocotronic, Turbostaat und ZSK.

Netzfundstücke: Bandenkriege, Drogen und Angela Merkel

Einen schönen Kontrapunkt zur Marxloh-Katastrophenberichterstattung anlässlich des Merkel-Besuches setzt Felix Huesmann im Online-Magazin Vice. Zur Recherche war er in Duisburg und hat u.a. DISS-Mitarbeiter Martin Dietzsch befragt.

Die Polizei sieht Martin Dietzsch auch für die anfängliche Eskalation der Stimmung in Rheinhausen in der Mitverantwortung: „Wie jetzt in Marxloh gab es damals ein seltsam lanciertes Papier der Polizei. Das tauchte im August 2013 plötzlich auf und behauptete völlig abenteuerliche Kriminalitätszahlen in dem Haus und im Stadtteil. Das wird in den Medien teilweise bis heute noch als Fakt behandelt, obwohl die spätere offizielle Kriminalstatistik dem widerspricht. Vor der Veröffentlichung des Polizeipapiers hatte sich die Situation rund um das Haus halbwegs beruhigt, danach eskalierte die Lage.“ „Etwas Ähnliches“, sagt Dietzsch, „erleben wir jetzt in Marxloh.“

Lesen Sie den vollständigen Artikel auf Vice: Bandenkriege, Drogen und Angela Merkel: Die No-Go-Area von Duisburg