DISS-Jahreskolloquium 2012

Umkämpfte Räume
Neoliberale und extrem rechte Konzepte von Hegemonie und Expansion

16.11. – 18.11.2012 in der Akademie Frankenwarte in Würzburg

Der Blick richtet sich zum einen auf urbane Räume: Eine Stadtentwicklungspolitik, die sich seit vielen Jahren dem Modell der „unternehmerischen“ Stadt verschreibt, hat enorme soziale Umbrüche und einen gewaltigen Veränderungsdruck hervorgebracht. Städtische Bevölkerungen rücken soziokulturell und räumlich immer weiter auseinander. Hier knüpfen extrem rechte Konzepte und Strategien der ‚Raumergreifung‘ an, und es verwundert nicht, dass einige strukturgeschwächte Regionen des Ruhrgebiets in deren Visier geraten sind. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, ob die derzeitige Krise des Euroraumes hegemoniale Diskurse in der deutschen Politik angestoßen hat, die wiederum von extremen Rechten genutzt werden, um eine Rückkehr zum traditionellen Nationalstaat zu fordern.

Christina Kaindl
Die neoliberale Revolution und die extreme Rechte

Anne Vogelpohl
Die „unternehmerische Stadt“ und das „Recht auf Stadt“

Uta Döring
Zonen der Angst – rechtsdominierte Orte

Yves Müller, Benjamin Winkler
Raumergreifungsprojekte von rechts und der antifaschistische Widerstand

Volker Weiß, Eiko Grimberg
Casa Pound. Ein faschistisches Kulturprojekt in Italien

Jan Helmig
Von der klassischen Geopolitik zur kritischen Geopolitik

Steffen Lehndorff
Neoliberale Austeritätspolitik als deutsches hegemoniales Konzept in der Euro-Krise

Fabian Virchow
Geopolitische Konzepte der Extremen Rechten heute

Thomas Wagner
Demokratie als Mogelpackung. Rechte Visionen von einem plebiszitären Präsidialsystem

 

DISS-Neuerscheinung: Kritische Diskursanalyse

Die hier vorgelegte Neufassung der Kritischen Diskursanalyse stellt eine weitgehende Vertiefung der ursprünglichen Einführung dar. Sie umfasst eine Präzisierung des Diskursbegriffs und darüber hinaus des Konzepts des Dispositivs und der Dispositivanalyse.

Dabei versucht der Autor die Annahme zu plausibilisieren, dass der Dispositivanalyse im Wesentlichen dieselben diskurstheoretischen Annahmen zu Grunde liegen, wie der ‚traditionellen‘ Diskursanalyse, die sich nahezu ausschließlich mit sprachlich performierten Diskursen befasst. Bei beiden Analysen geht es darum, das Wissen zu bestimmen, das sowohl sprachlich als auch nicht-sprachlich performierten Diskursen zugewiesen wird.

Im Zentrum dieser neuen Einführung steht nach wie vor die Frage nach dem politischen Nutzen der Diskursanalyse, der zwar gelegentlich noch bestritten wird, letztlich jedoch weitgehend anerkannt ist.

Siegfried Jäger
Kritische Diskursanalyse
Eine Einführung

6., vollständig überarbeitete Auflage, Oktober 2012
258 Seiten, 19.80 Euro ISBN: 978-3-89771-761-9

Das Buch ist erhältlich in Ihrer Buchhandlung oder direkt beim Unrast-Verlag.

 

 

DISS-Neuerscheinung: Skandal und doch normal

Margarete Jäger / Heiko Kauffmann (Hg.)
Skandal und doch normal
Impulse für eine antirassistische Praxis

Oktober 2012
260 Seiten, 24 Euro, ISBN: 978-3-89771-760-2

Das Buch ist erhält­lich in Ihrer Buch­hand­lung oder direkt beim Unrast-Verlag.

 

Rassismus ist weiterhin ein drängendes Problem in Deutschland, das das Zusammenleben von Personen unterschiedlicher Herkunft beeinträchtigt oder ganz zerstört. Rassismus schädigt das gesellschaftliche und kulturelle Klima und kann – wie nicht zuletzt die NSU-Morde zeigen – zu Mord und Totschlag führen. Er bewirkt massive Ausgrenzungen und wirft emanzipatorische Konzepte des gesellschaftlichen Umgangs immer wieder weit zurück. Schauplätze sind sowohl institutionelle Ebenen wie auch die Medien und der Alltag.

Um dagegen substantiell vorzugehen, hat sich in Deutschland seit den 1980er Jahren eine Rassismusforschung herausgebildet, die versucht, das Wirken ausgrenzender Diskurse in der Gesellschaft zu analysieren und offenzulegen. Damit will diese Forschung all jenen in Politik und Zivilgesellschaft zuarbeiten, die Rassismus und seine destruktiven Kräfte bekämpfen wollen.

Bedingt durch kulturelle und ökonomische Entwicklungen haben sich die Formen, in denen sich Rassismus in der Gesellschaft artikuliert, in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert. Mit solchen diskursiven Verschiebungen beschäftigen sich die Beiträge in diesem Buch.

Das gemeinsame Anliegen der Autor_innen ist es, durch die Analyse von Ursachen und Mechanismen herabsetzender Markierungen und stigmatisierender Ausgrenzungen einen geschärften Blick auf dominante rassistische diskursive Verschränkungen und Praxen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern zu gewinnen. Im Spannungsfeld von Skandalisierung und Normalisierung von Rassismus, das in Deutschland derzeit anzutreffen ist, sollen so „blinde Flecken“ benannt werden, die eine demokratische und emanzipative Zivilgesellschaft verhindern. Dadurch sollen Impulse für eine antirassistische Praxis gegeben werden, in der ein Mehr an Respekt und Menschlichkeit entstehen kann.

Inhalt

Teil I – Institutionelle Verfestigungen von Rassismus

Karl Kopp
Europa lässt sterben. Arabischer Frühling – flüchtlingspolitischer Winter

Albert Riedelsheimer
Institutioneller Rassismus in der deutschen Flüchtlingspolitik

Heiko Kauffmann
Kinder-Flüchtling(s)-Rechte: Eine unendliche Geschichte politischen Versagens

Heiko Kauffmann
Der Fall Gazale Salame und Ahmed Siala aus Hildesheim. Ein Lehrstück zum Institutionellen Rassismus

Thomas Quehl
Ein Klassenzimmer voller Diskurse – Rassismuskritische Anmerkungen zur Bildungspolitik in der Migrationsgesellschaft

Jobst Paul
Das Entwürdigende in Worte fassen. Das Unwort des Jahres 2011 verweist auf die kulturelle Dimension des Institutionellen Rassismus

Jessica Heun
Rechtlicher Schutz vor rassistischer Diskriminierung: Das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) unter der Lupe

 

Teil II – Diskursive Verknüpfungen

Sebastian Friedrich
Die diskursive Erschaffung des ›nutzlosen Anderen‹. Zur Verschränkung von Einwanderungs- und Unterschichtendiskurs

Sara Madjlessi-Roudi
»Zwangsrekrutierte Stöckelbrigaden« aus Osteuropa und »Täternetzwerke« aus dem »ethnischen Milieu« – Zur Koppelung von Rassismus und Sexismus

Margarete Jäger und Regina Wamper
Die Anschläge in Norwegen in deutschsprachigen Medien. Zur Verknüpfung von Terror und Islam sowie Rechtsextremismus und Krankheit

 

Teil III – Formen und Vermittlungen von Rassismus

Sebastian Reinfeldt
Populismus – eine politische Technologie

Yasemin Shooman
Vom äußeren Feind zum Anderen im Inneren. Antimuslimischer Rassismus im Kontext europäischer Migrationsgesellschaften

Thomas Bryant
Rassistische Implikationen des aktuellen Demographie-Diskurses – Eine Bestandsaufnahme aus geschichtlicher Perspektive

 

Teil IV – Forschungsperspektiven

Nora Räthzel
30 Jahre Rassismusforschung. Begriffe, Erklärungen, Methoden, Perspektiven

Susan Arndt
Dem Rassismus widersprechen. Afrika, Kolonialismus und die deutsche Sprache

Aram Ziai
Europa provinzialisieren. Der Beitrag der postkolonialen Studien zur Rassismusforschung

 

DISS-Neuerscheinung: Gabriel Riesser

Edition Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts: Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft.

Der erste Band mit Ausgewählten Werken des deutsch-jüdischen Bürgerrechtlers Gabriel Riesser ist im Böhlau-Verlag in Köln erschienen.

Abbildung Cover Gabriel Riesser Bd. 1

Der Band umfasst die politische Erstlingsschrift Riessers Ueber die Stellung der Bekenner des Mosaischen Glaubens in Deutschland (1831) und seine Jüdischen Briefe. Zur Abwehr und Verständigung (1838-1841).

Gabriel Riesser (1806–1863) wuchs in Hamburg in einer religiösen jüdischen Familie auf. Er wurde in Heidelberg zur Zeit der Restauration promoviert, als die Diskriminierungen gegen Juden einen neuen Höhepunkt erreichten. Zwei Universitäten verweigerten ihm die Habilitation, seine Heimatstadt Hamburg die Anstellung als Advokat. Danach wuchs Riesser in die Rolle eines Bürgerrechtlers hinein und wurde dadurch berühmt. 1848 wählten ihn christliche Wahlmänner in die Paulskirchen-Versammlung. Er wurde 1860 der erste jüdische Richter Deutschlands. Seine vielfältigen, rhetorisch brillanten Schriften spiegeln die Kultur des Vormärz und die Entwicklung des deutschen Parlamentarismus.

Mit seiner politischen Erstlingsschrift Ueber die Stellung der Bekenner des Mosaischen Glaubens in Deutschland (1831) zielte Riesser – kurz nach der Juli-Revolution in Paris – in die Mitte der deutschen Öffentlichkeit, d. h. in einen Raum, in dem man – bis dahin – die Schriften deutscher Juden weitgehend unbeachtet gelassen hatte.

Während frühere Schriften der Vertreter des Judentums meist durch ein defensives Bit­ten um vorenthaltenes Recht geprägt waren, forderte Riesser nun Gerechtigkeit, statt „Rechtfertigungen oder Zugeständ­nissen“, die „die alte Schmach nur durch neue Demüthigung erneuern und verlängern“ würden.

Wie ein „elektrischer Funke“, so schildert ein Rezensent, habe diese Schrift in weiten Kreisen gewirkt: „fast erschreckend, so kühn erschien die Sprache des lang ge­kränkten Rechts“. Von da an habe Riesser „die Aufmerksamkeit nicht bloß seiner Glaubensgenos­sen, sondern aller Freisinnigen, aller Denker, aber auch aller Gegner auf sich“ gezogen. Wie zeitgleich Giuseppe Mazzini (1805-1872) in Italien ging es Riesser darum, über die „persönlich Betheiligten“ hinaus „Menschenfreunde aller Confessionen“ zum gemeinsamen Kampf für die Menschen- und Bürgerrechte zu bewegen. Damit warf er – so ein Zeitgenosse – „deutschen Staaten und Kammern den Fehdehandschuh hin, trat mit Argumenten auf, die seine Ebenbürtigkeit erkennen ließen. Diese Schrift erregte großes Aufsehen, und es richteten sich die Blicke Vieler achtungsvoll auf den Verfasser.“

In seinen Jüdischen Briefen (1838/41) ging Riesser einen Schritt weiter: Angesichts der Masse der zeitgenössischen judenfeindlichen Angriffe auf Juden und Ju­dentum versuchte er mit hoher Konzentration und Disziplin, eine konstruktive Wendung heraus aus bloßer Empörung und Erschöpfung zu finden.

Vielleicht überhaupt zum ersten Mal in deutscher Sprache erarbeitete er exempla­rische Argumentations- und Diskursanalysen zu antisemitischen Texten und legte assozia­tive und konnotative Techniken offen, die für die gegen Juden und Judentum gerichtete Rhetorik der Herabsetzung und Ausgrenzung typisch sind, aber auch darüber hinaus. Passagen des außerordentlich behutsamen Vortastens und Auslotens, in denen sich Riesser den antisemitischen Kernbotschaften und Bilderwelten nähert, wechseln sich ab mit diachronen Einordnungen, aber auch mit Ausbrüchen der Empörung, der öffent­lichen Abrechnung oder der autobiographischen Ansprache. Unabhängig von Verleger­interessen, Terminzwängen und politischen Nötigungen schuf Riesser in den Jüdischen Briefen ein Experimentierfeld für sprachkritische Strategien gegen eine Kultur der Her­absetzung und Ausgrenzung.

Riesser hat ein umfangreiches Werk bürgerrechtlicher Schriften geschaffen, das an analytischer Intensität und historiographischer Authentizität unübertroffen geblieben ist. In einem zweiten Band der Ausgewählten Werke sollen u.a. Riessers Analysen der bürgerlichen Verhältnisse der Hamburgischen Israeliten (1834), Analysen zu den Verhandlungen der Holsteinischen Provinzialstände (1840/41), der Verhandlungen der 2ten Kammer des Großherzogthums Baden (1831/1832) und der Verhandlungen der Badischen Ständeversammlung über die Emancipation der Juden (1833) neu ediert werden.

 

 

Bestellen Sie den Titel bitte in Ihrer Buchhandlung oder direkt beim Böhlau-Verlag: http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-20864-6.html

Deutsch-jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft. Werkausgaben
Herausgegeben von: Michael Brocke, Siegfried Jäger und Jobst Paul
Band 3,1
Gabriel Riesser
Ausgewählte Werke
Teilband 1
Herausgegeben von: Jobst Paul und Uri R. Kaufmann
2012, 280 S.
Preis: € 39.90 [D] | € 41.10 [A]
ISBN 978-3-412-20864-6

 

 

 

DISS Workshop 29.9.2012

 

DISS Workshop 29. September 2012
Autoritärer Etatismus und extreme Rechte

Tagungsort: Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung, Siegstraße 15, 47051 Duisburg
Zeit: Samstag, 29.09.2009 / 15.00 Uhr – 19.00 Uhr

Nicos Poulantzas’ Staatstheorie ist ein origineller und wichtiger Beitrag zur Theorie des Staates und zur Analyse des kapitalistischen Staates. Insbesondere seine Thesen zum Autoritären Etatismus, obwohl 30 Jahre zurückliegend, sind von großer Bedeutung für die Analyse der aktuellen Veränderungen bürgerlicher Demokratie. Inwieweit auch die Erforschung der extremen Rechten davon profitieren kann, ist eine Fragestellung des Workshops.

Programm

15.00 Uhr Begrüßung

15.15 – 16.00 Wolfgang Kastrup:
Kurze Einführung in Leben und Werk von Nicos Poulantzas

16.00 – 17.30 Stephan Adolphs / Serhat Karakayali:
Das Konzept des Autoritären Etatismus bei Nicos Poulantzas.
Darstellung, Kritik und weiterführende Fragestellungen

17.30 – 18.00 Pause

18.00 – 19.00 Diskussion:
Lässt sich das Konzept des Autoritären Etatismus für die Erforschung der extremen Rechten fruchtbar machen?

19.00 Abendessen

 

Zu den Referenten: Stephan Adolphs und Serhat Karakayali arbeiten am Institut für Soziologie der Universität Halle-Wittenberg. Wolfgang Kastrup ist Mitarbeiter des DISS.

Eine kurze Information über Leben und Werk von Nicos Polantzas finden Sie im Wikipedia-Artikel unter http://de.wikipedia.org/wiki/Nicos_Poulantzas
Lesen Sie bitte auch den Artikel von John Kannankulam:
Autoritärer Etatismus und Populismus der Neuen Mitte

Die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist begrenzt. Wir bitten um eine frühzeitige verbindliche Anmeldung. Kontakt: m.dietzsch@diss-duisburg.de

 

 

20 Jahre nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen

 

 

Vom 22.-26.8.1992 kam es im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen zu einem tagelangen Pogrom von Neonazis gegen dort lebende MigrantInnen.

Von Michael Lausberg

Extreme Rechte schleuderten unter dem Beifall von ZuschauerInnen Benzinbomben in mehrere von MigrantInnen bewohnte Häuser und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. In der Nacht des 24. August warfen unter „Ausländer raus“-Rufen der umstehenden Schaulustigen Neonazis Molotowcocktails unter Rufen „Wir kriegen Euch alle, jetzt werdet ihr geröstet“ in das Gebäude der in die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAST). Wie durch ein Wunder gab es keine „20 Jahre nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen“ weiterlesen

Neue Ausgabe des DISS-Journals

Die 23. Ausgabe unserer Zeitschrift DISS-Journal ist erschienen. Sie können sie kostenlos als PDF-Datei herunterladen.


 

Deutungskämpfe um den rechten Terror

Neue Köpfe an der Spitze der Geheimdienst- und Polizeibehörden: Um der Debatte über die Abschaffung des Verfassungsschutzes zu entgehen, setzt die Politik auf neues Personal in Führungspositionen der (Un)sicherheitsbehörden. Medien sprechen häufig über „Versäumnisse“, „Ermittlungspannen“ und „organisatorische Defizite“ beim Verfassungsschutz. Die aktive Rolle, die der deutsche Inlandsgeheimdienst nicht zuletzt durch Finanzierung von V-Leuten und weitere Kontakte in die rechte Szene spielt, wird dagegen weniger intensiv thematisiert.

Nicht nur das Bild des Verfassungsschutzes ist in den Medien umkämpft. Das DISS-Journal untersucht im Schwerpunkt dieser Ausgabe den Diskurs um Frauen im Rechtsextremismus am Beispiel der NSU-Berichterstattung in der Bild. Wir analysieren, wie die Neonazi-Szene selbst über den NSU spricht, und welche Auswirkungen die Enthüllungen auf die Debatte über ein mögliches NPD-Verbot haben. Wir rezensieren Literatur zum Thema und werfen außerdem einen Blick auf andere rechte Szenen in Europa. Außerdem in diesem Heft: Artikel zu den Themen soziale Gerechtigkeit, Demokratie sowie zum institutionellen Rassismus in der deutschen Flüchtlingspolitik.

 

Inhalt DISS-Journal 23 (2012)

  • Billigen – verschleiern – dichthalten. Rechte Verschwörungskonstruktionen: Wie die Szene über den NSU spricht. 2-5
    Von Martin Dietzsch
  • Beate Zschäpe in der Bild-Zeitung: Zwischen Nazi-Braut und Nazi-Killer. Der Diskurs um Frauen im Rechtsextremismus am Beispiel der NSU. 6-10
    Von Anna Oelhaf 
  • Die NPD-Verbotsdebatte. Perspektiven auf ein Parteiverbot in der Wissenschaft. 11-13
    Von Robin Heun 
  • Rezension: Markus Bernhardt, Das braune Netz. Naziterror – Hintergründe, Verharmloser, Förderer. 14-15
    Von Michael Lausberg 
  • Spontane Aufmärsche oder Großdemonstrationen. Zu einer Debatte innerhalb der extremen Rechten. 16-17
    Von Leroy Böthel 
  • Der „Wahre Finnen-Rechtspopulismus‘. 18-20
    Von Michael Lausberg 
  • Rezension: Die kultuRRevolution nördlich und südlich des Mittelmeers. Zum Themenheft der kultuRRevolution Nr. 61/62 2012. 21-23
    Von Jobst Paul 
  • Der Aufstand der ‚social non-movements’ und der gesellschaftlichen Linken gegen die Sparpolitik: Erste Bemerkungen zu den griechischen Wahlen im Jahr 2012. 24-25
    Von Vassilis S. Tsianos, Dimitris Parsanoglou & Pavlos Hatzopoulos 
  • Demokratie als Baustelle. Jungkonservative und neoliberale Visionen von einem plebiszitären Präsidialsystem. 26-28
    Von Helmut Kellershohn
  • Multiple Krisen im Kapitalismus. Rezension zu Alex Demirovic, Julia Dück, Florian Becker, Pauline Bader (Hrsg.): VielfachKrise. Im finanzmarktdominierten Kapitalismus. Hamburg : VSA 2011. 29-30
    Von Jens Zimmermann 
  • Krise des Kapitalismus und Suche nach Alternativen. Tagungsbericht. 31-32
    Von Wolfgang Kastrup
  • „Eine Theorie des kapitalistischen Staates muss die Metamorphosen ihres Gegenstandes kennen.“ Helmut Kellershohn erklärt, warum es sich lohnt, Poulantzas zu lesen. 33-34
    Von Helmut Kellershohn 
  • Sprung nach links? Zu den jüngsten Wendungen im FAZ-Feuilleton. 35-37
    Von Sebastian Friedrich
  • ,Recht auf die Stadt‘: Mehr Bewegung in der festgefahrenen Entwicklung Duisburgs? 38-43
    Von Niels Jansen und Björn Ochs 
  • Die Antisemitismusforschung kritisiert Initiativen – steht aber selbst mit leeren Händen da. ,Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft“ Tagung Berlin 26/27. Oktober 2011. 44-45
    Von Jobst Paul 
  • Anregungen und Gegenstrategien. Neue Publikationen des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit (IDA). 46-47
    Von Leroy Böthel 
  • Institutioneller Rassismus. Der Fall einer Hildesheimer Familie ist zum traurigen Symbol insbesondere der niedersächsischen Flüchtlingspolitik geworden. 48
  • Zum Umgang mit Flüchtlingskindern als Form eines Institutionellen Rassismus. Statement vom 23. Mai 2012. 49-51
    Von Heiko Kauffmann 
  • Schreiben vom 25. Januar 2012 an den Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen Herrn David McAllister, zum Fall der Hildesheimer Familie Ahmed Siala/Gazale Salame. 51
    Von Siegfried Jäger, Margarete Jäger und Jobst Paul 
  • Stellungnahme zur Einrichtung einer unabhängigen Expertinnenkommission Institutioneller Rassismus. 52-53
    Siegfried Jäger, Margarete Jäger, Jobst Paul 
  • Das Entwürdigende in Worte fassen. Zur kulturellen Dimension des Institutionellen Rassismus – am Beispiel des Unworts des Jahres 2011. 54-56
    Von Jobst Paul 
  • Erklärung der Jury der Aktion Unwort des Jahres vom 17. Januar 2012. 54
  • Diskurse in Bewegung(en). Rezension – Britta Baumgarten, / Peter Ullrich: Discourse, Power and Governmentality. Sodal Movement Research with and beyond Foucault, Discussion Paper SP-IV 2012-401, Social Science Research Center Berlin 2012. 57-58
    Von Jens Zimmermann
  • Gezeichneter Geist. Rezension: Ansgar Lorenz; Reiner Ruffing, Michel Foucault. Philosophie für Einsteiger. München : Fink 2012. 59-60
    Von Torsten Bewernitz
  • Konstruktionen für den Krieg? Rezension: Torsten Bewernitz, Konstruktionen für den Krieg. Die Darstellung von Nation und Geschlecht während des Kosovo-Konflikts 1999 in deutschen Printmedien. Münster: Westfälisches Dampfboot 2010. 61-62
    Von Andrea Nachtigall 
  • Kriegsdenkmäler als Lernorte friedenspädagogischer Arbeit. Projektbericht. 63
    Von Martin Dietzsch 
  • Wir haben noch viel vor! Ein Vierteljahrhundert Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. 64

 

„Eklat“ im niedersächsischen Landtag

Autor: Martin Dietzsch

„… und es gibt auch Wissenschaftler, die bezeichnen das als ‚Institutionellen Rassismus‘ was wir hier erleben…“

Am Mittwoch (20.6.2012) nahm SPD-Fraktionschef Stefan Schostok in seiner Rede im niedersäschsischen Landtag das böse Wort „Institutioneller Rassismus“ in dem Mund und löste damit tumultartige Szenen bei Abgeordneten und Ministern der CDU aus.

„Niemand dürfe sich im Parlament dazu hinreißen lassen, der Regierung Rassismus vorzuwerfen.“

So fasst die WELT die heftigen Reaktionen höflich zusammen.

Einen drastischeren Eindruck vermittelt ein TV-Beitrag des NDR:
Eklat im Landtag, NDR 20.6.2012, 19.30 Uhr (Diesen Beitrag findet man inzwischen auch bei youtube)

Bildschirmfoto NDR 20.6.2012

Stefan Schostock zitierte eine kurze Passage aus einer Stellungnahme des DISS, die in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung  erwähnt worden war (Umstrit­tene Abschie­bung in Nie­der­sach­sen — In Stur­heit gefangen, vergl. auch DISSkursiv vom 18.6.2012).

Wir veröffentlichen hier den „Stein des Anstoßes“, auf den „„Eklat“ im niedersächsischen Landtag“ weiterlesen

Netzfundstücke: Rostock-Lichtenhagen nach 20 Jahren

In seinem Beitrag Rassismus, Mob und Flächenbrand für publikative.org erinnert der Journalist Kai Budler an die pogromartigen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 20 Jahren und spannt den Bogen bis in die Gegenwart. Er wirft dabei auch einen kritischen Blick auf „Lichterketten“ und auf den späteren „Aufstand der Anständigen“. Der Autor fordert, den institutionellen Rassismus und den Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft stärker zu thematisieren.

Er bezieht sich u.a. auch auf einen Artikel von Siegfried Jäger im DISS-Journal, den Sie hier im Original nachlesen können:
Nur ein Sommerlochtraum. Die Kampagne gegen Rechts in Medien und Politik. Von Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 7 (2001)

Netzfundstück: SZ über umstrittene Abschiebung

Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 18. Juni 2012 über einen besonders drastischen Fall von Abschiebung in Niedersachsen. Neben Pro Asyl und einigen hochrangigen Politikern hat auch das DISS versucht, im konkreten Fall zu intervenieren. Bisher waren alle Bemühungen vergeblich. Die SZ berichtet, dass Pro Asyl gegen den Verstoß gegen die  Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen protestiert und die Einsetzung einer unabhängigen Institution zum institutionellen Rassismus fordert. Weiter heißt es in dem Artikel:

Hinter die Forderung gestellt hat sich auch der Flüchtlingsrat Niedersachsen sowie das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. In einem Brief des Instituts an Ministerpräsident McAllister heißt es, die Abschiebung und die Verweigerung einer Zusammenführung der Familie Siala/Salame müsse als „besonders eklatanter Fall von institutionellem Rassismus bewertet werden“.

Lesen Sie bitte den vollständigen Artikel hier:
Umstrittene Abschiebung in Niedersachsen – In Sturheit gefangen