Neuerscheinung: Elias Grünebaum

Der erste Band der Edition Deutsch-Jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft ist erschienen:

Elias Grünebaum: Die Sittenlehre des Judenthums anderen Bekenntnissen gegenüber: Nebst dem geschichtlichen Nachweise über die Entstehung und Bedeutung des Pharisaismus … Edition der Ausgaben von 1867 und 1878. Herausgegeben von Carsten Wilke. Köln : Böhlau 2010, 336 Seiten, 39,90 €. 

Links zum Verlag: 

http://www.boehlau.at/978-3-412-20316-0.html

http://www.boehlau.at/download/161734/978-3-412-20316-0_WB.pdf 

Die christliche Tradition hat unter dem Begriff der Pharisäer ein Bild des Judentums geschaffen, das für Heuchelei, Selbstgerechtigkeit, Kleinlichkeit und für sinnlose Strenge steht. Weil Jesus gegen den Einfluss der Pharisäer das eigentliche Judentum habe bewahren wollen, sei – so die Darstellung im Neuen Testament – das Christentum entstanden.

Die Karikatur der Pharisäer hat erheblich zur christlichen Mentalität des Übertrumpfens beigetragen und auch die judenfeindliche Legendenbildung beflügelt. Das Zerrbild der Pharisäer stellt aber nicht nur die Wirklichkeit auf den Kopf, sondern trifft den Stifter der christlichen Religion selbst, denn er gehörte zu den Pharisäern.

Der Landauer Rabbiner Elias Grünebaum unternahm 1867 die Aufgabe (wie mit ihm der Frankfurter Rabbiner Abraham Geiger), die Leistung der Pharisäer im Rahmen der jüdischen Geschichte darzustellen und die Wurzeln der jesuanischen Ethik „im ächten Pharisaismus“ aufzuzeigen. Auf diese Weise stellte Grünebaum die „Sittenlehre des Judenthums“ neben die christliche Identität und begründete so „den gleichberechtigten Anteil beider Religionen an den Werten Europas“ (Carsten Wilke).

Als im Kaiserreich die judenfeindliche Agitation aufflammte, brachte Grünebaum seine »Sittenlehre« stark erweitert noch einmal heraus. Mit der vorliegenden Neuausgabe ist es dem Herausgeber gelungen, beide Ausgaben in einer leserfreundlichen, synoptischen Form zu vereinigen. Damit dokumentiert das Werk zugleich „jene Dekade, in der christliche Talmudfeinde der Rassenideologie den Boden bereiteten“ (Carsten Wilke).

Die Edition basiert auf der interdisziplinären Kooperation zwischen dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen und dem Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung.

Netzfundstück: Neue Publikation zur Rassismusforschung

Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in NRW (IDA-NRW) weist auf eine interessante Neuerscheinung im Bielefelder transcript Verlag hin:

Anne Broden, Paul Mecheril (Hg.)
Rassismus bildet
Bildungswissenschaftliche Beiträge zu Normalisierung und Subjektivierung
in der Migrationsgesellschaft
Mai 2010, 294 S., kart., 28,80 €
ISBN 978-3-8376-1456-5

Aus dem Werbetext:

Rassismus bildet! Dieses Buch versammelt Studien, die sich kritisch mit der Bildungsdimension rassistischer Normalität auseinandersetzen. Rassistische Ordnungsprinzipien des machtvollen Unterscheidens wirken nicht allein als ‚äußerliche’ Verteilung von Ressourcen, sondern sind auch in dem Sinne produktiv, als sie auf Selbst-, Gegenstands- und Weltverständnisse einwirken.
Die Beiträge des Bandes untersuchen als üblich geltende – und dadurch kulturell selbstverständliche – institutionelle und interaktive Praxen der Fremd- und Selbstpositionierung in formellen und informellen Bildungszusammenhängen. Es wird gezeigt, wie die Gewöhnlichkeit solcher, an rassistische Traditionen anschließenden, Unterscheidungspraxen ihre Wirksamkeit ausmacht.

Das Buch wurde im Auftrag des IDA-NRW von Anne Broden und Paul Mecheril herausgegeben und gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Es ist im Buchhandel erhältlich.

Einen Reader zum Thema kann man auf der Website von IDA-NRW als PDF-Datei abrufen: Fachgespräch „Rassismus bildet“. Bildungsperspektiven unter Bedingungen rassistischer Normalität, 5./6. Dezember 2008, Bonn, 199 Seiten / 749 KB .

Neuerscheinung: Lexikon Kritische Diskursanalyse

Der neuste Band in der Edition DISS im Unrast Verlag ist ab sofort lieferbar:

Siegfried Jäger / Jens Zimmermann (Hg.) in Zusammenarbeit mit der Diskurswerkstatt im DISS
Lexikon Kritische Diskursanalyse
Eine Werkzeugkiste

ISBN: 978-3-89771-755-8
Ausstattung: br., 144 Seiten
Preis: 16.00 Euro
Edition DISS Band: 26

Das Lexikon Kritische Diskursanalyse führt mit annähernd zweihundert Begriffen in die theoretischen und methodischen Grundlagen der Kritischen Diskursanalyse (KDA) ein. Darüber hinaus will diese „Gemeinschaftsarbeit“ der Diskurswerkstatt auch zentrale Gedankengänge diskursanalytischen und diskurstheoretischen Arbeitens vermitteln. Eingeleitet wird der hundertseitige Lexikonapparat durch einen Einführungsaufsatz, der das begriffliche Netz der KDA entfaltet und so die Einordnung der Lexikonartikel in den theoretischen Gesamtkontext erleichtert. Es kann somit komplementär zur „Kritischen Diskursanalyse. Eine Einführung“ gelesen werden und so ein tieferes Verständnis der Theoriearchitektur und des methodischen Vorgehens ermöglichen.
Das Lexikon richtet sich neben StudentInnen und Lehrenden an „politisch Praktizierende“ und versucht, für diskursanalytische Perspektiven auf Politik zu sensibilisieren. Die KDA stellt dabei das Rüstzeug zur Analyse gesellschaftlicher Konstruktionen wie z.B. „Gender“ oder „Ethnie“ sowie hegemonialer Identitäten und Politikformen zur Verfügung. Durch das auf diese Weise gewonnene Verständnis diskursiver Prozesse können politische Aktions- und Kommunikationsformen offengelegt und — wo es Not tut — kritisiert werden. Als angewandte Diskurstheorie kann Diskursanalyse sich interdisziplinär kritisch mit gesellschaftlichen Deutungs- und Wirklichkeitsproduktionen auseinandersetzen und es ermöglichen, Gegenstrategien zu hegemonialer Politik zu formulieren.

Presseecho: "Visionen der gerechten Gesellschaft"

Die Duisburger Lokalausgabe der Rheinischen Post berichtete am 29.1.2010  über die Buchvorstellung des ersten Bandes in der Reihe „Visionen der gerechten Gesellschaft“.

Unter dem Titel „Visionen der gerechten Gesellschaft“ (Böhlau-Verlag, 200 Seiten, 24,90 Euro) ist nun der erste Band dieser Reihe erschienen, dem 13 Bände folgen sollen. Mitarbeiter der beiden Duisburger Institute haben Hunderte Publikationen, vom Aufsatz bis zum 300-Seiten-Buch, in deutschen, israelischen und US-amerikanischen Bibliotheken ausgewertet. Ziel der Wissenschaftler ist, die „herausfordernden Einsichten für die Geschichts- und Kulturwissenschaften“, die im 19. Jahrhundert von deutsch-jüdischen Autoren, darunter viele gelehrte Rabbiner, formuliert wurden, wieder allgemein zugänglich zu machen.

Foto: Rheinische Post.
Foto: Rheinische Post. Prof. Dr. Siegfried Jäger, Dr. Jobst Paul und Prof. Dr. Michael Brocke (v.l.) stellten gestern den ersten Band der bedeutenden Publikationsreihe vor. rp-foto: a. probst

Den vollständigen Artikel finden Sie hier:

Duisburg: Deutsch-jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt (RP ONLINE, 29.01.2010)