Für den Hessischen Rundfunk fällt Rassismus unter die ‚Narrenfreiheit‘

Autor: Jobst Paul

Ungerührt von der Bekanntgabe des Unworts des Jahres 2011 Döner-Morde am 17. Januar 2012 unterstrich ein Sprecher des Hessischen Rundfunks am 9. Februar 2012, es gehöre zur „sprichwörtlichen Narrenfreiheit“, wenn in einer Fastnachtssendung „Klischees bemüht“ werden. ((Deutsch-Türkische Nachrichten vom 11.2.2012.))

Damit meinte er den medialen Auftritt der Zahnärztin Patricia Lowini ((Vgl den Auftritt unter http://www.youtube.com/watch?v=mM2Rz0_OTTU&feature=related.)) als Büttenrednerin ((Vgl. Frankfurt: Helau! – Die Inthronisation des Prinzenpaares. 2.12.2012. In: http://programm.daserste.de/pages/programm/detailArch.aspx?id=BB2ECED9A512D47862263544878C8496. – – Frankfurt: Helau! – die Inthronisation des Prinzenpaares. 19.2.2012. In: http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=62359&key=standard_document_43651135&xtcr=3&xtmc=frankfurt%20helau.)) in der Rolle der Chefmoderatorin Asye von Döner TV bei der Inthronisation des Frankfurter Prinzenpaares 2011/2012 – Marcus I. und Prinzessin Ingrid II., aufgezeichnet im Sendesaal des Hessischen Rundfunks, ausgestrahlt am 2. Februar in der ARD und trotz massiver Proteste wiederholt am 19. Februar 2012 im Hessischen Fernsehen.

Gehüllt „in Strapse, Dirndl und Kopftuch“  ((Website des Mainzer Carneval-Vereins. Dort findet sich auch eine inhaltliche Zusammenfassung der ‚Büttenrede‘, in der offenbar frühere Bestandteile des Sketches wiedergegeben werden, die beim neuerlichen Auftritt gestrichen wurden. Vgl. Die MCV-Redner – eine Klasse für sich! Website des Mainzer Carneval-Vereins 1838 e.V.)) tänzelt die Frau „in Stöckelschuhen auf die Bühne. Ein glitzerndes Tuch auf dem Kopf, vor dem Körper eine Kreuzung aus einer türkischen und einer deutschen Nationalflagge. „Ja, guten Abänd, liebe Zuschauer, hier bei Döner TV zeig isch Eusch heute, was ist Integration“, sagt die Frau und lässt die Fahne fallen. Ein türkisfarbenes Mini-Dirndl kommt zum Vorschein. „Das ist Integration!“ ruft sie in jenem Akzent, der unter Sprachwissenschaftlern als „Kiezdeutsch“ anerkannt ist, und wirbt für den fiktiven Sender „Döner TV“.“  ((Karnevalssendung „Frankfurt Helau“. Empörung über Türken-Witze in der ARD. In: Süddeutsche Zeitung vom 10.02.2012. Dagmar Schatz erinnerte an die antisemitischen Praktiken der rheinischen Karnevals im NS-Staat: „(…) schon damals gehörte es zum Repertoire vieler „Humoristen“, die tatsächliche oder vermeintliche Sprache des „Anderen“ nachzuäffen.“ Die Herabsetzung von Juden in dieser Weise reicht allerdings erheblich weiter zurück. Vgl. Dagmar Schatz, Witz, Macht und schöne Zähne. In: Der Freitag vom 11.02.2012. ))

Die Stereotypik der ‚Rede‘ hält sich an die Motive der Ausgrenzungserzählung: Neben das durchgängige Döner-Motiv (Fressen) ((Hierzu gehören die Signalworte: Döner-Büde, Integrationsdöner-Büde, Türk-Döner, Currywurst-Döner, Schweinshaxen-Döner, Sauerbraten-Döner, Handkäs-Döner, aber auch Knoblauch-Fleischwurst, Fladenbrot, und – nach Mitteilung des Mainzer Carneval-Vereins – ganz frisches Gammelfleisch. Ebenso Döner for One, Anne-Will-Döner, Döner in Tirol.)) tritt das komplementäre Motiv der Dummheit ((Vgl. Putzfrau, auf integrierter Gesamtschule, Allgemein-Bildung. Hinzu kommt die Gleichung ‚Ayse‘ = ‚Eiche‘ durch die Sprecherin.)). Ebenso münden Minirock-Kostümierung und ein Versprecher (Fas- nackter) in die weitere Sex- und Fortpflanzungsmetaphorik (Gebärmutter ((Beim Auftritt am 02.Febr. 2012 gestrichen: „Gebärmutter“.)) , Verhütungsmittel, Babywindel).

In Richtung der Sarrazin’schen Kopftuch-Mädchen weist aber auch der Hinweis auf eine Art ‚Nummerierung‘ von Kindern („meine Schwestern heißen Buche, Birke und Kastanie“). Ein ’sexualisierter Islamismus‘, Germany’s next Burka Model, signalisiert dann wohl den Abschluss der türkischen Okkupation Deutschlands.

Auch die Fäkalabteilung (Babywindel, Güllehülle, Toilette, bescheißen) mit angeschlossener Krankheits- und Erregermetaphorik (Gammelfleisch ((Beim Auftritt am 02.Febr. 2012 gestrichen: „Onkel Izmir Übel verkauft ganz frisches Gammelfleisch“.)) , keine Toiletten) fehlt selbstverständlich nicht, auch nicht der Hinweis auf den ‚außerzivilisatorischen‘ Kampf aller gegen alle (auf Basar bescheißt jeder jeden).

Während die Stereotypik bei eher sinnlosen Wortspielen (Anne-Will-Döner) zurücktritt, ergeben sich an anderer Stelle Verschränkungen und Zuspitzungen. Die deutsche Nationalhymne als Einigkeit und Recht und Döner gelernt zu haben, soll wohl nicht nur Dummheit, sondern potenziell auch Distanzierung von und Verspottung der deutschen Nation andeuten.

Ähnlich stellt die Wendung nicht getauft, aber geimpft der Nicht-Zugehörigkeit zum Christentum die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen gegenüber. Auch die Stereotype der Kriminalität (geschlossene Sendeanstalt=JVA Weiterstadt) verbindet den Aspekt von Gier, Raub, Gewalt und Gefahr mit dem des Aufwands des Staats für die Betroffenen.

Auch wenn der Text durchgehend aus groben, rassistisch, bzw. sexistisch herabsetzenden Kurzepisoden besteht, hat die Büttenrednerin doch auch politische Spuren gelegt. So legt einerseits eine Schul-Szene (Brunhilde) die These nahe, ‚Integration‘ sei eine Sackgasse und würde auf dem Rücken von (vermutlich ‚wie Ayse‘: dummen, nicht bildungsfähigen) Kindern ausgetragen, während andererseits die Signalworte Müsli und Gesamtschule auf die linken bzw. grünen Urheber zeigen. Tatsächlich bringt die Büttenrednerin diesen Aspekt vollends ‚auf den Punkt‘ und lässt dazu zwei bekannte Grünen-Politikerinnen für 2 Millionen Jahre in einem Castor-Behälter ‚endlagern‘. ((Vgl. auch Öffentlich-rechtlicher Rassismus zur besten Sendezeit. In: Migazin vom 10.2.2012 [http://www.migazin.de/2012/02/10/frankfurt-hellau-rassismus-zur-besten-sendezeit-tuerken/]; HR will „Frankfurt Helau“ erneut ausstrahlen. In: FR vom 10.2.2012 [http://www.fr-online.de/fastnacht-frankfurt-rhein-main/verdacht-auf-rassismus-hr-will—frankfurt-helau–erneut-ausstrahlen,11603612,11606226.html]; Eklat um Türken-Witze beim Karneval. In: BILD vom 9.02.2012 [http://www.bild.de/politik/inland/integration/karneval-eklat-bei-narrensitzung-schlechte-witze-auf-kosten-von-migranten-22550008.bild.html?wtmc=fb.off.share]; Diskriminierung kann niemals mit Narrenfreiheit gerechtfertigt werden. In: Familien-Blickpunkt. Ihr Familien-Portal für Stadt und Kreis Offenbach. [http://www.familien-blickpunkt.de/magazin/diskriminierung-kann-niemals-mit-narrenfreiheit-gerechtfertigt-werden.html]; PRO ASYL fordert Absetzung der Ausstrahlung des rassistischen Fernsehspots. Presseerklärung von pro asyl vom 17.02.2012: [http://www.proasyl.de/de/presse/detail/news/pro_asyl_fordert_absetzung_der_ausstrahlung_des_rassistischen_fernsehspots/]; Werner Wenzel, Rassismus oder Kokolores? Eklat um Mainzer Rednerin nach ARD-Sendung. In: Wiesbadener Kurier vom 11.02.2012 [http://www.wiesbadener-kurier.de/fastnacht/wiesbaden/11654113.htm]; Karnevalssendung „Frankfurt Helau“. Empörung über Türken-Witze in der ARD. In: Süddeutsche Zeitung vom 10.02.2012 [http://www.sueddeutsche.de/medien/karnevalssendung-frankfurt-helau-empoerung-ueber-tuerken-witze-in-der-ard-1.1280508]; Türkische Medien kritisieren „Frankfurt Helau“Karnevalssendung in der ARD „rassistisch“. In: Focus online vom 09.02.2012 [ http://www.focus.de/kultur/medien/kritik-an-karnevalssendung-tuerkische-medien-werfen-tv-rassismus-vor_aid_712483.html] und andere.))

Der Pressesprecher des Hessischen Rundfunk hat es – angesichts dieses Textes – nicht nur fertig gebracht, von ‚Narrenfreiheit‘ zu sprechen und die Zweitausstrahlung zu verteidigen, sondern mit der Aussage zu verbinden, „als öffentlich-rechtlicher Sender sehe es der HR als seine Aufgabe an, gesellschaftliche Integration und ein gutes Miteinander von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen in Hessen zu fördern.“ Es ist umgekehrt: Der Hessische Rundfunk hat sich außerhalb dieses Miteinander gestellt und sich als Akteur der gesellschaftlichen Integration disqualifiziert.

 

Netzfundstück: Falter-Rezension

Im Wiener Magazin Falter erschien eine Rezension zu zwei Publikationen, in denen die Anschläge von Norwegen analysiert und bewertet werden:  Das hat doch nichts mit und zu tun (Edition DISS im Unrast-Verlag, Hg. Marc Jacobsen, Ekaterina Jadschenko, Regina Wamper) und Vorboten der Barbarei (Laika-Verlag, Hg. Rainer Just, Gabriel Ramin Schor).

Der Rezensent Matthias Falter schreibt u.a.:

Eine Auseinandersetzung mit den ideologischen Rechtfertigungen der Tat, so die Autoren, habe nur in unzureichendem Maß stattgefunden. Manche Aspekte, wie zum Beispiel Breiviks Antimarxismus und Antifeminismus, seien – obwohl oder gerade weil sie von Teilen des politischen Mainstreams geteilt werden – meist gar nicht behandelt worden.
Die beiden empfehlenswerten Sammelbände sind sowohl Anleitung zur Kritik hegemonialer Alltagsdiskurse als auch eine Aufforderung zu politischer Aufklärung.
Beides ist nicht zuletzt auch in Österreich nötig, weil ideologisch motivierte Gewalt, die sich entpolitisiert gibt, sich auch in der Arbeit von Behörden bemerkbar macht, wie zum Beispiel der Fall des „Breiviks aus Traun“ zeigt (siehe Falter 29/11). Am 22. Juli 2011, dem Tag der Anschläge in Norwegen, ermordete ein Rassist im oberösterreichischen Traun einen Migranten und verletzte zwei Menschen schwer. Der Leiter des Verfassungsschutzes, Peter Gridling, sagte daraufhin, er könne bei der Tat keinen politischen Hintergrund erkennen und sprach von einem „Nachbarschaftsstreit“.

Den vollständigen Text der Rezension finden Sie hier: Terror aus der Mitte unserer Gesellschaft (Falter 7/2012 vom 15.2.2012, Seite 15)

Auch ein Unwort: „Gutmensch“

„Döner-Morde“ – diesen Begriff hat die von Prof. Dr. Nina Janich (TU Darmstadt) geleitete Jury zu Recht zum Unwort des Jahres gekürt. Die Begründung ist eine treffende Kurzanalyse:

“Mit Döner-Morde wurden von Polizei und Medien die von einer neonazistischen Terrorgruppe verübten Morde an zehn Menschen bezeichnet. Der Ausdruck steht prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde: Die Unterstellung, die Motive der Morde seien im kriminellen Milieu von Schutzgeld- und/oder Drogengeschäften zu suchen, wurde mit dieser Bezeichnung gestützt. Damit hat Döner-Mord(e) über Jahre hinweg die Wahrnehmung vieler Menschen und gesellschaftlicher Institutionen in verhängnisvoller Weise beeinflusst. Im Jahre 2011 ist der rassistische Tenor des Ausdrucks in vollem Umfang deutlich geworden: Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechts- terroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden.“ ((Link zur Presseerklärung als pdf))

Inzwischen wird der Begriff „Döner-Morde“ zwar kaum noch verwendet, und von manchen JournalistInnen ist sogar zu hören, dass es ihnen ein wenig peinlich ist, den Begriff in ihrer Berichterstattung übernommen zu haben. Dennoch haben weder Polizei noch die Medien erklärt, welche Konsequenzen sie daraus ziehen, dass sie mit der Verwendung des Begriffs massiv zur sprachlichen Reproduktion von Rassismus beigetragen haben.

Der Begriff Döner-Morde ist allerdings nicht der einzige, der von der Jury an der TU Darmstadt zum „Unwort“ erklärt wurde. Ausgezeichnet wurden außerdem die Begriffe „Gutmensch“ und  „Marktkonforme Demokratie“. Mit „Gutmensch“ erhält ein Begriff den Negativ-Preis, der nach Ansicht der Jury im vergangenen Jahr insbesondere in Online-Medien eine unheilvolle Wirkung hatte:

“Mit dem Ausdruck Gutmensch wird insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des „guten Menschen“ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren. Ähnlich wie der meist ebenfalls in diffamierender Absicht gebrauchte Ausdruck Wutbürger widerspricht der abwertend verwendete Ausdruck Gutmensch Grundprinzipien der Demokratie, zu denen die notwendige Orientierung politischen Handelns an ethischen Prinzipien und das Ideal der Aushandlung gemeinsamer gesellschaft- licher Wertorientierungen in rationaler Diskussion gehören. Der Ausdruck wird zwar schon seit 20 Jahren in der hier gerügten Weise benutzt. Im Jahr 2011 ist er aber in unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten einflussreich geworden und hat somit sein Diffamierungspotential als Kampfbegriff gegen Andersdenkende verstärkt entfaltet.“ ((Link zur Presseerklärung als pdf))

Die aktuelle Konjunktur des Begriffs „Gutmensch“ ist auch am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung nicht unbemerkt geblieben. Daher haben sich Astrid Hanisch und Margarete Jäger bereits im DISS-Journal 22 (November 2011) ausführlicher mit dem „Stigma Gutmensch“ auseinandergesetzt.

Christlich-islamische Realpolitik

Unter dem Motto: Freiheit ja! – Gerechtigkeit nein! kommentierte Jobst Paul im DISS-Journal Nr. 22 (18. November 2011) kritisch den vorhersehbaren Sieg kulturkonservativer islamischer Parteien in einigen arabischen Ländern, ihre mögliche Allianz mit der westlichen Großindustrie (Beispiel DESERTEC) und die diesbezügliche Analogie zwischen kulturkonservativen islamischen Parteien und kulturkonservativen christlichen Parteien insbesondere in Deutschland:

„Man wird es dem Mittelstand der arabischen Staaten nicht verdenken dürfen, in die Fußstapfen anderer, z.B. europäisch-kulturkonservativer, hierzulande z.B. christlicher Parteien zu treten, deren Leitidee in der Regel der eigene Wohlstand und damit auch der Pakt mit Großindustrie und Finanzmärkten war. Anders würde sich nicht erschließen, was christliche Parteien hierzulande über Jahrzehnte hinweg an der Atomenergie fanden. Und so scheinen die arabischen Revolutionen ganz in abendländischer Logik auf die Gewährung bürgerlicher Freiheiten, aber auf die Vertagung der gerechten Gesellschaft hinauszulaufen.“

Tatsächlich hat Bundesaußenminister Westerwelle während seiner kürzlichen Arabien-Reise nun einerseits die Bedeutung des DESERTEC-Projekts bestätigt:

„Auch in Algier warb Westerwelle für eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit. Als herausragendes Beispiel dafür nannte er Desertec, eine Initiative zur Erzeugung von Ökostrom in Wüsten und zur Weiterleitung nach Europa. „Das könnte ein Meilenstein für die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Regionen werden“, sagte der Außenminister.“ (Der Stern, 8.1.2012)

Darüber hinaus machte sich Westerwelle die Gleichung zwischen christlich-konservativen und islamisch-konservativen Parteien zu eigen:

„Europa müsse sich daran gewöhnen, dass es „islamisch-demokratische Parteien gibt, wie es in Europa christdemokratische Parteien gibt“, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) am Montag bei einem Besuch in Tunis. … Die Europäer müssten verstehen, dass „es große Unterschiede gibt auch in den politischen Orientierungen islamischer Parteien“, sagte Westerwelle. Islamisch-demokratische Strömungen hätten das Recht, „von uns als vollständig respektierte Partner angenommen zu werden“ … (Focus, 9.1.2012)

Schon zuvor (20.11.2011) hatte Rachid Ghanouchi, der Chef der siegreichen, tunesischen Partei En-Nahda die Gleichung in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung aufgegriffen:

„Wir wollen ein demokratisches System einführen, das die Regeln der Demokratie und die islamischen Werte berücksichtigt. Das wird ähnlich aussehen wie bei den christdemokratischen Parteien in Europa.“ (Süddeutsche Zeitung, 20. 11. 2011)

Ghanouchis und Westerwelles Stellungnahmen deuten auf den aktuell offenbar rasanten Brückenbau zwischen christlich-konservativen und islam-konservativen Politikentwürfen in Europa und Arabien zugunsten einer neoliberalen Realpolitik mit völlig neuen Abmessungen. Diese Entwicklung wirft nicht nur die Frage auf, welche Folgen die abrupte Verabschiedung der Gerechtigkeitsfrage, die der eigentlich Ausgangspunkt und Antrieb der Revolutionen war, in den Nationen des arabischen Frühlings haben wird. Es wird auch spannend sein zu beobachten, wie die christlich-konservative Parteienlandschaft in Deutschland (und Europa) mit den Geistern umgehen wird, die sie mit ihrem jahrelangen, populistisch aufgeheizten Anti-Islamismus gerufen und deren Radikalisierung sie damit ermutigt hat.

Tagungsbericht DISS-Colloquium 2011

Vom 18. bis 20. November 2011 trafen sich in der Frankenwarte in Würzburg Rassismusforscherinnen und –forscher zu einem Colloquium mit dem Ziel, aktuelle Formen von Rassismus in Deutschland auszumachen und vor diesem Hintergrund Perspektiven für die Rassismusforschung zu formulieren. Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung und Pro Asyl hatten bereits vor 10 Jahren ein gemeinsames Colloquium zum institutionellen Rassismus in Deutschland ausgerichtet. Beim diesjährigen Colloquium wurde diese Fragestellung allerdings ausgeweitet: Die Rassismusforschung sollte insgesamt in den Blick genommen und die Frage gestellt werden, was diese Forschung, die sich in Deutschland ab den 1980er Jahren entfaltete, zur Bekämpfung von Rassismus beigetragen hat und was sie überhaupt dazu beitragen kann.

Lesen Sie den ausführlichen Tagungsbericht bitte hier:
Aktuelle Formen des Rassismus. Rassismusforschung auf dem Prüfstand

Eine Stimme von anderswo (Rezension)

In der Zeitschrift DAS ARGUMENT erschien eine Rezension des Bandes mit Texten von Alfred Schobert (Analysen und Essays. Extreme Rechte – Geschichtspolitik – Poststrukturalismus, Edition DISS im Unrast-Verlag).

Bitte lesen Sie den vollständigen Text dieser Rezension in unserer Internet-Bibliothek:
Eine Stimme von anderswo. Alfred Schobert (1963-2006) – eingreifender und illegitimer Intellektueller
Von Maike Weißpflug und Richard Gebhardt